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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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den Wuscheligen Haaren routiniert, während sie einen Zug aus einer selbst gedrehten Dogga-Zigarette nahm. »Du bis wirklich ein schlimmer Kerl, Tiny.«
    »Gleich werde ich noch schlimmer«, versprach Tiny mit verruchter Stimme. »Lass mich mal ran an den Speck.«
    Die Frau warf ihre bereits aufgeknöpfte Bluse zu Boden und hob eine ihrer Hängebrüste zur Begutachtung hoch. »Gefällt dir das?«
    In Sekundenschnelle hing Tiny an ihrer Brustwarze. Das Sabbern schien Theo nicht zu stören, der seinerseits ein fettes braunhäutiges Weib mit zwei fehlenden Schneidezähnen rammelte. Obwohl Theo sein Äußerstes gab, schaffte es die für maximale Stoßbelastung bebaute Frau noch, unterdessen kräftige Schlucke aus einer Whiskyflasche zu nehmen.
    Emmanuel zog sich zurück. Etwas zu trinken war hier im Moment nicht zu bekommen. Er ging weiter. Captain Pretorius war an irgendeiner Sache dran gewesen. Und ein Abend auf dem Kaffernpfad war mehr wert als zwanzig Zeugenbefragungen.
    Weiter vorn sah Emmanuel den Abzweig, wo er seinen nächtlichen Besucher verloren hatte. Als er die Gabelung erreichte, hörte er das Trippeln von näherkommenden Schritten. Es war also noch jemand hier draußen, der bei Nacht und Nebel am Rande der Stadt herumstrich. Emmanuel trat zurück in den Schatten und wartete.
    Louis kam vorbeigetrabt. Emmanuel wartete, bis er einen ausreichenden Vorsprung hatte, dann folgte er ihm. Das Bürschchen hatte sich nicht etwa verlaufen, sondern bewegte sich auf dem Kaffernpfad, als gehöre er ihm. Das Licht von Tinys Hinterhof durchschnitt die Dunkelheit. Louis wurde davon angezogen wie eine Motte.
    Der Junge blieb stehen und klopfte ans Tor. Der Lärm von drinnen übertönte ihn. Er versuchte es erneut.
    Emmanuel schlich in die Lücke zwischen dem Schnapsladen und Khan’s Emporium und spähte hinaus. Mit nacktem Oberkörper öffnete Tiny die Tür.
    »Was willst du?«, fragte der Farbige. Er war übler Laune.
    »Gib mir ein bisschen was«, bat Louis.
    »Keine Chance. Ich hab’s deinem Vater versprochen. Nie wieder.«
    »Der Captain ist tot«, erinnerte Louis ihn.
    »Und was ist mit deinen Brüdern? Was passiert, wenn die es herausfinden?«
    »Werden sie nicht.«
    »Na schön … aber wehe, sie kriegen es raus«, knurrte Tiny. Er ging zurück über den Hof und erschien wieder mit einer kleinen Flasche Whisky.
    »Gibt’s auch was zu rauchen?«, fragte Louis, während er sich die Whiskyflasche in die Tasche schob.
    »Wie bitte? Soll ich mir vielleicht das Geschäft anzünden lassen, wenn Madubele es rausfindet?« Tiny scheuchte den Jungen weg. »Zieh Leine!«
    »Er findet es bestimmt nicht raus.«
    »Und wenn doch? Sorgst du dann dafür, dass er mir eine Entschädigung zahlt, wie der Captain bei Anton? Sei froh, dass du überhaupt was bekommen hast. Und jetzt verschwinde, bevor dich jemand sieht.«
    »Der Captain ist im Jenseits«, wiederholte Louis. »Es ist keiner mehr da, der uns sehen könnte.«
    Tiny beendete die Unterredung, indem er Louis das Tor vor der Nase zuschlug. Der Junge drehte die Whiskyflasche auf, nahm einen kräftigen Schluck, spreizte dann die freie Hand und reckte sie gen Himmel. Nach einem weiteren Schluck beehrte er das leere Grundstück und den nächtlichen Himmel mit seiner Sangesstimme.
    Emmanuel trat zurück. Lous sang Werk in My, Gees van God, » Atme in mir, Atem Gottes«, ein bekanntes kapholländisches Kirchenlied. Die Melodie rief in Emmanuel unangenehme Erinnerungen wach, er kannte den Text immer noch auswendig.
    Dringe ein in meine Seele, bis dein göttlich Feuer lässt erglühen mein irdisches Wesen.
    Emmanuel fragte sich, ob Louis noch zwischen dem Feuer des Whiskys in seinem Bauch und dem göttlichen Feuer des Heiligen Geistes unterscheiden konnte. In diesem Moment ging das Gartentor zum Schnapsladen auf, und Tiny steckte den Kopf hervor.
    »Spar dir das für die Kirche auf, Pretorius. Du verdirbst uns die Stimmung.«
    Louis hob grüßend die Flasche und verdrückte sich dann in die Richtung, wo sich die Häuser der Farbigen und der Sportklub mit den kampierenden weißen Familien befanden. Was hatte er da vor? Eine Predigt halten? Oder sich ein dunkles Eckchen suchen, um ein bisschen Teufelswerk zu vollbringen?
    Emmanuel machte sich auf den Weg zum Protea Guesthouse. Der Kaffernpfad war, was Informationen anging, eine wahre Fundgrube. Er spürte regelrecht, dass sich zumindest ein Teil der Antwort auf die Frage, wer den Captain ermordet hatte, hier draußen im Schattenreich der

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