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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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Keine Gefangenen.«
    Emmanuel öffnete die Augen und schaute hoch zur Decke. Eigentlich hatte er gehofft, den Schotten und seine irrsinnigen Ansagen draußen auf der Straße zum letzten Mal gehört zu haben.
    »Nimm den Montierhebel. Lass sie schmecken, was Eisen ist.«
    Emmanuel befühlte die Beule auf seinem Schädel. Er hatte Kopfschmerzen, allerdings nicht so starke, dass sie wieder seine Wahnvorstellungen hätten hervorrufen dürfen. Er schüttete sich fünf weiße Tabletten in die Hand und spülte sie mit Wasser herunter. Dann legte er sich wieder hin. Sobald das Medikament anfing zu wirken, würde die Stimme verschwinden.
    »Mach dir den Überraschungseffekt zunutze!« Das Trommelfeuer des Schotten ging weiter. »Mach sie fertig, bevor sie dich fertigmachen, Soldat!«
    »Wir haben Frieden.« Emmanuel machte sich nicht die Mühe, laut zu antworten. Er wusste, dass der Sergeant Major ihn auch so sehr wohl verstand. »Leute umzubringen ist nicht mehr erlaubt.«
    »Was willst du denn sonst machen?« Jetzt, wo schiere Gewalt nicht mehr in Frage kam, war der Sergeant Major in Verlegenheit.
    »Es herausfinden«, antwortete Emmanuel. »Den Mörder finden.«
    »Hmm …« Die Aussicht auf eine friedliche Lösung brachte den Schotten aus dem Konzept. » Und wie?«
    »Weiß ich noch nicht.«
    »Hast du einen Plan?«
    »Noch nicht.«
    »Verstehe …« Die Stimme des Sergeant Major verblasste in der Finsternis.
    Emmanuel sah zu, wie sich oben an der Decke das Schattenmuster veränderte, weil der Wind den Baum vor dem Fenster hin und her wiegte. Es herausfinden? Leicht gesagt, aber was hatte er vorzuweisen? Zwei farbige Mädchen, die sich als Weiße ausgaben, einen Vater nebst Sohn, die sich mit billigen Huren vergnügten, und ein verschlagenes Bürschchen mit einer Vorliebe für Whisky und Dogga. Alles große Geschichten in so einer kleinen Stadt, aber nichts im Vergleich zu den echten Beweisen, die er sich in der Hütte hatte abnehmen lassen. Und wer hatte ihm mitten in der Nacht einen Zettel mit Kings Namen hinterlassen? Der Mörder oder jemand, der versuchte, ihm bei der Lösung des Falles zu helfen?
    »Immerhin hast du den Kalender.« Der Sergeant Major kämpfte gegen die Strömung der Medikamente an, die seine Existenz fortspülen sollten.
    Emmanuel schloss die Augen. Schon wahr, er hatte den Kalender. Aber wie sollte er über die Grenze kommen, ohne die Aufmerksamkeit von Piet und seinem Gorilla zu erregen?
    »Schlaf jetzt«, befahl der Sergeant Major lallend. »Ich halte dir die Hunde vom Hals.«
    Emmanuel schloss die Augen und schwebte hinab zu einer rußgeschwärzten Scheune, die im Dämmerlicht rauchte. Vor der Ruine saß der Sergeant Major, umgeben von einem Dutzend Soldaten in zerrissenen, blutbeschmierten Uniformen. Einer der Soldaten wandte sich Emmanuel zu. Sein Gesicht bestand nur noch aus rohem Fleisch und zerschmetterten Knochen.
    »Alles herhören!«, befahl der Sergeant Major. »Kommt, wir setzen uns zusammen und reden übers Saufen und Huren. Und über die Frauen und die Heimat. Unser Freund Cooper hier braucht eine Mütze Schlaf.«
    Der Soldat mit dem zerschmetterten Gesicht lachte. Die Kämpfer hockten sich eng an den Sergeant Major heran. Emmanuel legte den Kopf ins Kissen und schlief ein.

9
    Um fünf vor sieben am nächsten Morgen manövrierte Emmanuel den Packard in die Parklücke direkt neben dem Chevrolet der Security Branch. Im morgendlichen Dämmerlicht sah die Polizeiwache klein und verwaist aus. Piet rollte das Seitenfenster herunter und lehnte sich heraus.
    »Neuer Plan, Detective. Fahren Sie uns hinterher«, befahl er, während Dickie schon den Motor anließ. »Wir fahren zuerst zur schwarzen Location und dann zu Pretorius’ Hütte.«
    »Wie Sie wünschen, Lieutenant.«
    Während Dickie und Piet am Standard Hotel nach rechts abbogen und auf der Hauptstraße in Richtung Westen weiterfuhren, keimte in Emmanuel ein böser Verdacht auf. Hinter ihnen bog er ab und gab Gas.
    Er folgte dem Chevrolet aufs offene Land hinaus. Er kam einfach nicht darauf, was die Security Branch ausgerechnet in einer schwarzen Siedlung in der Nähe einer ländlichen Kleinstadt suchte. Keine einzige Spur wies in diese Richtung.
    Sie bogen auf eine holprige Piste ab. Minuten später hatten sie die schwarze Location erreicht, eine willkürliche Ansammlung von Ziegelhäuschen und Lehmhütten, die auf einer staubigen Lichtung mitten im Busch errichtet worden waren. Vor einer baufälligen Kirche mit einem rostigen

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