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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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was mit dem Sexualfall zu tun hat. So etwas wie gestern will ich nicht noch einmal erleben.«
    »Das war ein Fehler.« Emmanuel lieferte Piet das, was der hören wollte. »Ich habe meine Kompetenzen überschritten. Es kommt nicht wieder vor.«
    »Das rate ich Ihnen auch.« Paul Pretorius kam auf ihn zu, den Zeigefinger gezückt wie ein Schwert. »Sie hatten Glück, dass wir Sie gestern nicht erwischt haben, mein Freund.«
    Emmanuel spürte einen Stich auf der Brust, als Paul fest mit dem Finger zustach. Die Tatsache, dass Emmanuel seiner Strafe entgehen sollte, machte Paul wütend.
    »Ziehen Sie los und packen Sie Ihre Klamotten!«, befahl Piet ihm ruhig. »Sollte der Detective noch einmal übers Ziel hinausschießen, werden wir uns erheblich gründlicher um ihn kümmern als Sie. Verstanden?«
    »Gut«, sagte Paul. Die Aussicht, dass Emmanuel möglicherweise bald Prügel beziehen würde, reichte, um ihn zu besänftigen. Er marschierte zur Tür.
    Piet sammelte die Akten auf dem Schreibtisch ein und reichte sie Dickie. »Pack die ein und tank den Wagen auf! Wir treffen uns am Hotel.«
    Emmanuel trat einen Schritt zurück, damit die Security Branch ungehindert davonziehen konnte. Er würde ihnen eine Stunde Vorsprung geben, bis sie die Stadt verlassen hatten, und sich dann zur Grenze aufmachen. Der Name des Fotoateliers steckte schon in seiner Jackentasche.
    An der Tür blieb Piet noch einmal stehen und warf ihm über die Schulter einen kalten Blick zu. Die Sache mit Mosambik passte ihm immer noch nicht und ebenso wenig die Vorstellung, dass der englische Detective unkontrolliert die Staatsgrenze überquerte.
    »Erinnern Sie sich noch, was ich Ihnen versprochen habe?«, fragte der Geheimdienstmann.
    »Dass Sie den englischen Rotz aus mir rausprügeln«, zitierte Emmanuel. »Habe ich nicht vergessen.«
    Das Team der Security Branch verließ die Wache und verschwand auf der Straße. Sie hatten einen fetten roten Fisch an der Angel, und das war bei weitem wichtiger als einem Plattfuß eine Lektion zu erteilen, der nur hinter einem Perversen her war.
    Emmanuel durchquerte die Wache bis zum Hinterhof, wo er Hansie und Shabalala sitzen sah.
    »Wo ist Lieutenant Uys?«, fragte er, während er sich zwischen den halbstarken Polizisten und den Zulu-Constable setzte.
    »Weg«, erklärte Hansie. »Er darf mit den anderen mitfahren.«
    Dass die Wagenladung Schlägertypen ihn nicht mitgenommen hatte, machte ihm offenbar zu schaffen. Selbst Hansie begriff, dass es einen Tiefpunkt in seiner Karriere als Gesetzeshüter bedeutete, wenn man ihn zusammen mit dem Kaffer nach draußen schickte, während die anderen Weißen ernst machten.
    »Gehen Sie rein!«, wies Emmanuel ihn an. »Sie können sich an den Schreibtisch des Captains setzen und ans Telefon gehen.«
    Noch bevor er den Satz beendet hatte, war Hansie schon verschwunden. Anscheinend hatte er noch nie auf dem Stuhl des Captains sitzen dürfen.
    »Was haben die Ihnen befohlen?« Emmanuel schaute Shabalala an.
    »Hierzubleiben, nach Hause zu gehen, wenn es dunkel wird, und morgen wiederzukommen.«
    »Ich fahre nach Lorenzo Marques. Nur für einen Tag. Können Sie dafür sorgen, dass der Junge da drinnen keine Dummheiten macht und seinen Job erledigt?«
    »Ich werde mein Möglichstes tun«, versprach Shabalala.
    »Sergeant …«, rief Hansie schrill. »Sergeant Cooper!«
    Emmanuel stand auf und ging zur Hintertür, wo Hansie schon aufgeregt von einem Bein auf das andere hüpfte.
    »Ein Kurier!«, verkündete der Junge, vor Stolz ganz rot im Gesicht. »Er hat eine Sonderzustellung dabei.«
    »Ich komme nach vorn.« Emmanuel spürte, wie sich ihm vor Aufregung der Magen zusammenzog. Konnte er wirklich soviel Glück haben?
    Er betrat das vordere Büro, wo vor dem Schreibtisch des Captains ein mit Staub überzogener Kurier wartete. Hansie folgte ihm auf dem Fuß.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte Emmanuel.
    »Umschlag für Lieutenant Piet Lapping«, presste der junge Mann in der braunen Motorradkluft knapp hervor.
    »Sind Sie ein Bote?«, fragte Emmanuel, der nur zu gut wusste, dass die Geheimpolizei nie jemandem außerhalb der eigenen Organisation die Überbringung von Nachrichten anvertraute.
    »Nein.« Der Mund des Kuriers wurde zu einem missmutigen Strich. »Ich bin von der Security Branch.«
    Emmanuel verstand sehr gut, warum der Junge so maulfaul reagierte. Der junge Kurier, der zur Creme de la Creme der Polizeiakademie, der handverlesenen Elite für die Security Branch gehörte,

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