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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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vollständig zusammengesetzt war. Der Overall des Jungen war ölverschmiert, und die ledernen Arbeitsstiefel waren fettig und verdreckt. Brauchte es nur ein Gesangbuch, um Louis so laut und glückselig summen zu lassen?
    Emmanuel wies mit dem Daumen in Louis’ Richtung, als sie am Haus des Captains vorbeikamen, »Wird der da mal Prediger?«
    »Die Madam hat jedenfalls jedem erzählt, dass es so ist.«
    »Und Sie glauben das nicht?«
    »Ich glaube nur, dass er anders ist.«
    »Das glaube ich auch«, antwortete Emmanuel, während sie weiter den schmalen Pfad entlangmarschierten. Die eisige Mrs. Pretorius war sich bewusst, dass Louis nicht so war wie ihre anderen Söhne, aber sie hatte beschlossen, dies als Zeichen seiner Größe auszulegen.
    »Was ich mich die ganze Zeit frage …« Emmanuel verweilte noch ein wenig bei der Burenfamilie. »Wann hat Ihnen Captain Pretorius eigentlich gesagt, dass der alte Jude Arzt ist?«
    »In der ersten Jahreshälfte«, antwortete Shabalala. »Ich glaube, im April.«
    »Also schon vor dem Unfall vor seinem Laden.« Emmanuel sah den Zulu-Constable von der Seite an. »Woher hat er gewusst, dass Zweigman Arzt war?«
    »Der Captain hat mir nicht gesagt, woher er das wusste. Er hat nur gesagt, der alte Jude könnte mich besser wieder zusammenflicken als Dr. Kruger.«
    Besser. Das war ein Werturteil. Willem Pretorius hatte gewusst, das Zweigman mehr war als nur ein dahergelaufener Hausarzt. Der clevere Captain hatte jeden in Jacob’s Rest im Auge behalten, nur nicht den Mörder.
    »Wo wohnt der alte Jude eigentlich?«, fragte Emmanuel.
    »Auf derselben Straße, in der auch die Kirche der Holländer ist. In einem kleinen Ziegelhaus mit einem roten Dach und einem Eukalyptusbaum am Tor.«
    Schweigend gingen sie weiter, bis sie ans Mercy of God -Krankenhaus kamen, wo Schwester Angelina und Schwester Bernadette auf einem Stück Brachland mit einer Gruppe Waisen einen geflickten Fußball hin und her kickten. Staub wirbelte im Dämmerlicht auf, als die winzige irische Nonne den Ball durch die gegnerische Abwehr dribbelte und aufs Tor zurannte. Dann ein Jubelschrei der barfüßigen Mannschaft, denn Schwester Angelina hatte sich zur Seite geworfen und den auf sie zusausenden Ball gefangen. Wenn Nonnen in Afrika etwas erreichen wollten, mussten sie wohl oder übel auch ein paar gezielte Schüsse aufs Tor abgeben und halten können.
    Emmanuel winkte den beiden grüßend zu, während er und Shabalala zum Viertel der Farbigen weitergingen. Vor einem Holztor stand ein Laster mit der Aufschrift Khan’s Durban Emporium. Zwei Inder luden gerade unter Granny Mariahs prüfendem Blick Gläser mit Eingemachtem auf.
    »Detective. Constable Shabalala.« Die stahläugige Matriarchin grüßte mit einem knappen Nicken. »Wie geht’s mit den Ermittlungen voran?«
    »Wir fahnden noch«, antwortete Emmanuel und sah hinüber zum Hinterhof des Hauses. Ein riesiger Gemüsegarten mit Reihen umgegrabener Erde zog sich über das ganze Grundstück hin. Am rechten Rand stand ein Häuschen mit nur einem Zimmer, in dem früher die Bediensteten gewohnt hatten.
    »Ist das da Davidas Zimmer?« Er zeigte auf das weiß getünchte, von blühenden Kräutern gesäumte Gebäude, an dessen Wänden bis zum Fensterbrett leere Holzkisten gestapelt waren.
    »Ja. Wieso?«, fragte Granny.
    Er trat bis an das offene Tor heran und blickte hinüber zu dem kleinen weißen Raum. Vom Kaffernpfad aus hatte man einen freien Blick auf das mit Vorhängen geschützte Zimmer. Er überprüfte die Verriegelung des Gatters, eine Holzbohle, die zu beiden Seiten des Tores in zwei Krampen geschoben wurde und das Tor verschloss.
    »War diese Holzbohle schon immer da?«
    »Ich habe sie einbauen lassen, nachdem dieser Kerl Davida begrabscht hatte. Danach hatten wir keine Probleme mehr.«
    Emmanuel überlegte, ob es möglich war, dass der Angreifer von seinem triebhaftes Tun gelassen hatte, nachdem der Zutritt zu den Frauen schwieriger geworden war. Die heiße Tottie hatte man nach vorne verlegt, wo sie von ihrem Vater und ihren Brüdern umgeben war. Die Tür zu Davidas Zimmer war fest verrammelt.
    »Wurden bei den anderen Frauen, die angegriffen wurden, auch die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt?«
    »Allerdings.« Granny Mariah unterbrach sich, um einem der Inder die letzte Kiste Essiggurken zu zeigen. »Als es im letzten August zum ersten Mal passierte, haben die Männer damit begonnen, abends nach Einbruch der Dunkelheit den Kaffernpfad zu überwachen.

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