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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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war gar nicht begeistert, dass man ausgerechnet ihn losgeschickt hatte, um einen Umschlag in irgendein Kaff zu bringen. Wie kostbar Informationen waren, hatte er noch nicht verstanden.
    »Detective Sergeant Emmanuel Cooper«, stellte Emmanuel sich vor. »Sie haben Lieutenant Lapping gerade verpasst, fürchte ich. Er ist zu einem Einsatz raus und wusste auch nicht, wann er wieder zurück sein würde.«
    »Alle sind sie weg.« Hansie fuhr auf dem Drehstuhl des Captains Karussell. »Sogar Lieutenant Uys haben sie mitgenommen.«
    »Ich bin gern bereit, Ihnen den Empfang des Umschlags zu bestätigen.« Emmanuel trat näher an den verdrossenen Kurier und sein Päckchen heran. »Ich sorge dafür, dass Lieutenant Lapping es erhält, sobald er zurückkehrt.«
    »Es darf nur von Lieutenant Lapping persönlich in Empfang genommen werden. Gegen Unterschrift. So lautet mein Befehl.«
    »Der Lieutenant muss den Empfang des Päckchens selbst quittieren?«
    »Genau.«
    »Sie könnten es beim Postamt im Fach der Polizei deponieren«, schlug Emmanuel vor. Miss Byrd hatte ihm bei ihrem ersten Zusammentreffen die Funktionsweise der Postzustellung in aller Ausführlichkeit erklärt. »Dann kann nur Lieutenant Lapping es in Empfang nehmen. Und bevor sie ihm die Sendung aushändigen, muss er sich ausweisen.«
    »Ich weiß nicht …« Der Kurier wischte sich den Staub ab, der sich auf sein glattrasiertes Kinn gelegt hatte, als er aus Versehen auf den Zufahrtsweg zu einer Farm abgebogen war und die ganze Strecke bis zur Hauptstraße hatte zurückfahren müssen. In den Speichen des Motorrads hing immer noch frische Kuhscheiße.
    »Wenn die Sie morgen wieder mit dem Päckchen losschicken, ist Lieutenant Lapping ja vielleicht wieder da«, sagte Emmanuel. »Oder erst übermorgen. Versprechen kann ich nichts.«
    Der Kurier blickte sich in der Kleinstadtwache um wie ein Doktor in einem von der Pest heimgesuchten Haus. Er wollte nicht schon wieder vor Morgengrauen aufbrechen und über Stock und Stein fahren, nur um dann wieder und wieder unverrichteter Dinge zurückkehren zu müssen.
    »Und nur Lieutenant Lapping kann es in Empfang nehmen?«
    »Falls er sich ausweisen kann«, betonte Emmanuel.
    »Na schön.« Der Kurier tat so, als dächte er intensiv über den Vorschlag nach, zog derweil aber schon in Gedanken an die Rückfahrt in die Stadt die Motorradhandschuhe an. »Ist es weit bis zum Postamt?«
    »Nur die Straße runter«, sagte Emmanuel. »Ich bringe Sie hin und sorge dafür, dass Miss Byrd den Umschlag im Postfach der Polizei verschließt.«

13
    Es war viertel nach zwölf am Mittag, als Emmanuel den Packard am Strandboulevard von Lorenzo Marques parkte. Vor ihm schwappten die sanften Wellen der Delagoa-Bucht in den Sand, darüber drehten Möwen ihre Kreise. Touristen aller Hautfarben schlenderten über die Promenade. Die Frauen trugen farbenfrohe Kleider, die Männer kurze Drillichhosen und Hemden mit offenen Kragenknöpfen.
    Emmanuel stieg aus dem Wagen und atmete tief die frische, salzige Luft ein. Es war ein schönes Gefühl, hier in der Sonne zu stehen und zu wissen, dass die Security Branch und die Pretorius-Brüder in einem anderen Land waren. Er überquerte die breite Straße und schlenderte hinunter ans Wasser. Es herrschte Flut. Fischer warfen ihre Netze aus, am Horizont segelten tief im Wasser liegende arabische Dhows vorbei. Südlich von ihm lag ein langer hölzerner Anlegesteg, an dem Boote vertäut waren.
    Emmanuel hielt auf den Steg zu und sah ein paar rotgesichtiger Angler, die einen großen Trawler mit Vorräten für eine Hochseeangeltour beluden. Hier würde er bestimmt einen bezahlten Führer finden, der ihn zu diesem Fotoatelier brachte.
    »Heiße Samosas, Eis …«
    Während er am Strand entlang lief, priesen die Strandverkäufer ihre Waren an. Ein blasser Straßengaukler unterhielt eine Gruppe Touristen damit, dass er für einen Affen, der an eine ausgefranste Leine gebunden war, Erdnüsse in die Luft warf. Am Anfang des Stegs warben allerlei handgepinselte Schilder für Inselbesuche und Angeltouren. Ein Schild fiel ihm besonders auf. Es warb für die Insel Saint Lucia. Hinter dem Schild war ein schnittiges hölzernes Segelboot vertäut, ein Paradebeispiel alter, teurer Handwerkskunst. Santa Lucia Lady stand auf dem Heck des Seglers.
    »Baas … Senore … Mister …«
    Aus dem Augenwinkel nahm Emmanuel einige Straßenjungen wahr, die auf eine Gelegenheit warteten, den Touristen ein bisschen Geld aus der Tasche zu

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