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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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direkt in die Augen und sagte: ›Keine Sorge, die sind für meinen persönlichen Gebrauch.‹«
    Emmanuel nahm einen Schluck von dem pechschwarzen Kaffee. »Und waren es denn Fotos, die nach ›persönlichem Gebrauch‹ aussahen?«
    »O ja.« Die Augen des Assistenten fingen an zu leuchten. »Und sogar sehr gute. Nicht wie sonst meistens, wo die Frauen Penisse schlecken wie Lutscher oder von hinten genommen werden wie eine Kuh. Seine Fotos waren sehr … ungewöhnlich.«
    »Zwei Mädchen?«, riet Emmanuel ins Blaue hinein.
    »Nein.« Achmed sah auf die Uhr und kippte dann sein Glas in einem Zug hinunter. »So was bekomme ich jeden Tag zu sehen. Diese Fotos sind nicht so wie die anderen, aber ich habe mir geschworen, dass ich Ihnen nicht zuviel verraten werde. Sie müssen sie selbst anschauen.«
    »Sie haben Abzüge davon?« Emmanuel setzte sich auf und wurde hellhörig. Das war ja mehr, als er zu hoffen gewagt hatte. Der Mistkerl, der ihm auf den Schädel geschlagen hatte, würde nicht der Einzige bleiben, der die Beweise in die Finger bekam.
    »Deshalb bin ich ja hier«, seufzte Achmed. »Ich bin ein schlechter Muslim, der eine gute Muslimin heiraten will. So schwer es mir auch fällt – ich muss mich von dem Schmutz befreien, den ich in all den Jahren angesammelt habe.«
    »Haben Sie die Fotos dabei?«
    Der dunkelhaarige Mann stand abrupt auf. »Nein. Die befinden sich in einem Safe im Atelier. Sie müssen in zehn Minuten dort einbrechen und sie stehlen.«
    »Wie bitte?«
    »Mr. Fernandez ist ein Geizkragen«, erklärte Achmed. »Der Nachtwächter beginnt erst eine Stunde, nachdem das Atelier geschlossen hat. Damit bleibt Ihnen eine Stunde, um die Fotos zu stehlen und Lorenzo Marques zu verlassen, bevor die Polizei alarmiert wird.«
    Emmanuel traute seinen Ohren nicht. »Ich muss die Fotos stehlen? Ich dachte, sie gehören Ihnen.«
    »Tun sie auch«, betonte Achmed und sah wieder auf seine Uhr. »Wir müssen los. Ich erkläre Ihnen alles unterwegs.«
    Der Lärmpegel im Café stieg um einiges, als eine Gruppe sonnenverbrannter Touristen auf ein frühes Abendessen mit billigem Wein und Garnelen hereinkam. Emmanuel warf dem Assistenten einen nervösen Blick zu. Einbruch war hier ebenso ein Verbrechen wie in Südafrika und Achmed nicht gerade der ideale Komplize. Schon jetzt, wo sie noch nicht einmal losgelegt hatten, troffen sein Hemd und seine Jacke vor Schweiß.
    »Wie kommen Sie auf die Idee, dass ich bereit wäre, mir die Fotos auf gesetzwidrigem Wege zu beschaffen?«, fragte Emmanuel.
    »Sie sind den ganzen Weg bis nach Mosambik ge kommen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Sie nicht gern mit leeren Händen zurückkehren würden. Und jetzt bitte, wir müssen uns beeilen. Unterwegs erkläre ich Ihnen alles – versprochen.«
    »Sie haben nur die Strecke von hier bis zum Atelier, um mich zu überreden«, sagte Emmanuel und folgte Achmed hinaus in die Dämmerung.
    Draußen war die Luft erfüllt vom Geruch nach Holzkohlenfeuern und dem Meer. Auf der Suche nach scharfem Essen und billigem Schmuck drängten sich krebsrote und braunhäutige Strandbesucher auf dem Bürgersteig. Mitten im Gewühl packte Achmed Emmanuel am Arm und führte ihn auf die stark befahrene Straße.
    »So geht es schneller«, schrie er, um das Hupen zu übertönen, das ihren Slalom zwischen Stoßstangen und stinkenden Auspuffrohren hindurch begleitete. Der kleine Assistent schien die quietschenden Reifen und wütend auf Portugiesisch brüllenden Fahrer gar nicht zu bemerken. Erneut fragte Emmanuel sich, ob es wirklich eine gute Idee war, sich mit diesem notorischen muslimischen Pornografen herumzutreiben.
    »Erzählen Sie mir mehr über die Fotos«, verlangte er, als sie auf der anderen Seite den heißen Asphalt verließen und den Bürgersteig betraten. »Ist der Polizist jeden Monat gekommen, um die Bilder abzuholen?«
    Sie bogen in eine Gasse ein, in der zu beiden Seiten afrikanische Frauen Tierschnitzereien und Muschelschmuck feilboten. Ein dürres schwarzes Mädchen hielt ihnen ein dickes hölzernes Nilpferd hin. Achmed scheuchte sie weg, und sie eilten weiter zum Fotoatelier.
    »Er ist nur zweimal gekommen, zuerst im Januar und dann im März. Jedes Mal hatte er einen Film dabei.«
    »Sind Sie sich sicher?«
    Achmed blieb stehen, um zu verschnaufen und die Schweißbäche auf seinem Gesicht und Nacken abzuwischen. »Ich habe es Ihnen doch schon gesagt: Meine besonderen Kunden vergesse ich nie. Er ist nur zweimal da gewesen.«
    »Ist auf

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