Ein Schöner Ort Zum Sterben
Schrecken, besonders des Nachts. Stell dir vor, du wanderst im Dunkeln über die Landstraße, und plötzlich brüllt irgendwo ganz nah ein Löwe!«
»Haben sie allen Ernstes Löwen gehalten?«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung«, gestand Markby und runzelte die Stirn.
»Aber selbst heute noch kann ein einsamer Fußgänger sich erschrecken, wie der gute alte Barney und sein Abenteuer beim Mausoleum beweisen. Eine merkwürdige Geschichte, und ich würde zu gerne mehr darüber erfahren. Was hat Katie dir erzählt?« Meredith wiederholte Katies Bericht.
»Ich weiß nicht, ob ihr Vater eine Geliebte hat oder wer diese Maria ist, und ich weiß auch nicht, was mit Mrs. Conway nicht stimmt.«
»Maria Lewis ist Conways persönliche Assistentin. Eine sehr elegante und effiziente Person, würde ich sagen. Sie hat wahrscheinlich ein Auge auf ihren Boss geworfen. Sie würde Mrs. Conway nur zu gerne aus dem Haus und in einer Klinik oder einem Sanatorium sehen. Ich vermute, Adeline Conway hat ein Nervenleiden. Weder ihr Ehemann noch die Haushälterin, die gleichzeitig als Krankenschwester zu fungieren scheint, wollten, dass ich mit ihr rede. Maria Lewis hat mir unter vier Augen mitgeteilt, dass sie Mrs. Conway für verrückt hält. Aber wie gesagt, Maria ist keine unbeteiligte Dritte. Ich denke, sie hat sogar ein ausgesprochenes Interesse daran, ihre Konkurrentin aus dem Weg zu räumen – selbstverständlich nur zu deren eigenem Bestem.«
»Und zu Marias Vorteil. Hmmm. Die arme kleine Katie. Sie hat also wirklich Probleme, und ich fange an, mich schuldig zu fühlen. Vielleicht hätte ich sie anhören sollen. Aber ich hätte nichts tun können. Sie schien zu glauben, ich könnte einfach zu ihren Eltern spazieren und Adeline und Matthew Conway einen Vortrag halten. Es würde mich nicht weiter überraschen, wenn Katie einen weiteren Versuch unternimmt, mich zu überreden. Sie ist eine entschlossene junge Lady, trotz ihres unschuldigen Äußeren.«
»Vergiss nicht, dass ihre Mutter einer langen Reihe reicher Exzentriker entstammt, die sich jeden Wunsch erfüllen konnten, angefangen bei privaten Mausoleen bis hin zu Schweinen im Gebüsch. Eines Tages wird sie die Schlossherrin von Park House sein! Maria Lewis hat sie als ein total verzogenes Balg beschrieben.«
»So schlimm ist sie nicht!«, widersprach Meredith entrüstet.
»Es gefällt mir nicht, wie diese Maria redet. Obwohl ich der Fairness halber zugestehen muss, wenn Katie die persönliche Assistentin ihres Vaters tatsächlich nicht mag, dann wird sie das sicher jeden deutlich spüren lassen. Wenn Maria sich wirklich Matthew Conway angeln will, muss sie vorher wohl nicht nur seine Frau Adeline aus dem Weg räumen.« KAPITEL 10 Helen Turner war an jenem Samstagnachmittag weniger erfolgreich gewesen als Markby. Nachdem sie dafür gesorgt hatte, dass die Wills nach Hause begleitet wurden, war sie zu den Mietshäusern gefahren, wo Nikki wohnte. Es waren recht neue, aber billige Bauten, an denen sich bereits der erste Verfall zeigte. Farbe blätterte von der Fassade, und irgendwo musste es einen heftigen Wasserrohrbruch gegeben haben, denn neben dem Haupteingang zog sich ein langer Wasserfleck über die Wand. Die Tür war unverschlossen, und bei ihrem Eintreten fand Helen ein ältliches Mannweib vor, beladen mit zwei prallen Einkaufstaschen und im Begriff, die Wohnungstür im Erdgeschoss aufzuschließen.
»Die Arnolds«, sagte die Dame.
»So heißt die Familie, die Sie suchen. Nikki Arnold. Ein richtiger kleiner Rabauke ist dieses Mädchen! Spielt ununterbrochen ihre Popmusik und stört den gesamten Block! Ich hab es ihr gesagt, und sie hat mir mit Worten geantwortet, dass mir die Schamröte ins Gesicht gestiegen ist! Ich bezweifle, dass sie älter ist als fünfzehn. Pack! Aber ich schätze, es ist kein Wunder, bei so einer Mutter. Die Treppe hoch, zweiter Stock. Aber Sie werden niemanden antreffen, nicht samstags. Gott weiß, wohin sie verschwinden, aber samstags sind sie immer weg. Der einzige friedliche Tag, den ich in der ganzen Woche habe. Sie wohnen nämlich direkt über meinem Kopf.« Sie deutete zur Decke.
»Versuchen Sie’s morgen wieder, so gegen zwölf. Nicht früher, weil die Arnolds nie vor elf aufstehen. Und dann läuft direkt diese Musik! Ich wünschte wirklich, sie würden ausziehen.« Helen stieg die Treppe hinauf und klingelte, doch niemand öffnete. Also kam sie am nächsten Tag gegen zwölf wieder, im Bewusstsein, dass Mrs. Pride sie um ein Uhr zum
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