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Ein Schöner Ort Zum Sterben

Ein Schöner Ort Zum Sterben

Titel: Ein Schöner Ort Zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Mittagessen erwartete, pünktlich,
    »wegen des Bratens«. Sonntags gab es kein Abendessen, nicht, wenn Mrs. Pride bereits mittags eine anständige Mahlzeit servierte. Mehr noch, dieser eigenartige alte Bursche, Barney Crouch, würde ebenfalls zum Essen erscheinen. Helen hatte ihn bereits als einen Bewunderer von Mrs. Pride eingestuft, obwohl Bewunderer ihrer Kochkünste die Sache wahrscheinlich besser traf. Barney seinerseits schöpfte aus einem großen Reservoir amüsanter Geschichten aus dem Theaterleben, die er allerdings nicht immer zu Ende erzählen durfte. Oft unterbrach ihn Mrs. Pride, die wohl glaubte, Helen könne sich schockiert zeigen. Als könnte sie noch irgendetwas auf der Welt schockieren! Helen verzog das Gesicht. Die Arnolds waren jedenfalls da, und sie waren bereits aufgestanden, denn Helen hörte schon unten am Treppenabsatz die laute Musik. Sie klingelte zweimal lange an der Tür und stand bereits im Begriff, ein drittes Mal zu läuten, für den Fall, dass niemand sie über all dem Lärm gehört hatte, als eine weibliche Stimme rief:
    »Warte mal, da ist jemand an der Tür.« Es gab ein protestierendes Knarren, und die Wohnungstür wurde umständlich geöffnet. Ein Schwall heißer Luft schlug Helen ins Gesicht, staubiger heißer Luft von Radiatoren, die auf vollen Touren liefen, durchsetzt vom Gestank nach kaltem Rauch, billigem Parfüm, Curry und frittiertem Essen. Eine aufgedunsene, erhitzt wirkende Rothaarige in türkisfarbenen Leggings und weißem Sweatshirt mit einem aufgedruckten Hundewelpen materialisierte in der Öffnung und fixierte Helen mit Augen wie aus grünem Eis.
    »Hallo Süße«, sagte sie heiser.
    »Was gibt’s denn für’n Problem, eh? Die Musik? Das Kind hat eben Spaß dran, in Ordnung?« Eine Pause entstand.
    »Das verdammte Gesetz«, fuhr die Rothaarige resignierend fort.
    »Ich hätt’s mir denken können. Dieses alte Elend unter uns, wie? Jede Wette, sie hat sich beschwert. Ich kann nichts dafür, wenn die Wände dünn sind wie Papier!«
    »Nein, Mrs. Arnold. Es geht um etwas anderes.« Helen hielt ihr ihren Dienstausweis hin.
    »Ich war gestern bereits hier, aber Sie waren nicht zu Hause.«
    »Ich weiß …« sagte Mrs. Arnold und überflog den Ausweis mit einem verächtlichen Blick,
    »ich weiß nix von überhaupt nix. Warum sollt ich? Wir waren gestern alle im Kino, ich, Nikki und ein Freund von mir. Hinterher hat er uns zum Chinesen eingeladen. Wir haben uns prächtig amüsiert, und wir haben Zeugen. Ist neuerdings doch wohl nicht illegal, sich samstags ein wenig zu amüsieren, oder?« Dann schien sie sich unvermittelt an die grundlegenden Höflichkeitsregeln zu erinnern und trat zur Seite, um Helen hereinzubitten.
    »Na, dann kommen Sie mal rein, wenn Sie schon da sind.« Helen betrat die unordentliche kleine Diele. Mrs. Arnold schloss die Wohnungstür mit einem heftigen Stoß ihrer Schulter.
    »Sie tut’s einfach nicht mehr, seit ein anderer Freund von mir sie letzte Weihnachten eingetreten hat«, erklärte sie.
    »Er hatte einen oder zwei über’n Durst getrunken. Um was geht’s denn?«
    »Offen gestanden bin ich gekommen, um mit Nikki zu reden.« Mrs. Arnolds Augen glitzerten schlagartig wieder wie grünes Eis.
    »Sie hat nix angestellt. Lassen Sie meine Nikki in Ruhe!«
    »Ich möchte sie wegen einer ihrer Freundinnen befragen. Es ist sehr wichtig.« Mrs. Arnold kaute auf ihrer purpurnen Unterlippe, sodass Lippenstift auf ihren oberen Schneidezähnen haften blieb.
    »Nik!«, kreischte sie ohne Vorwarnung. Die Musik dröhnte weiter. Mrs. Arnold hämmerte an die Tür des Zimmers ihrer Tochter.
    »Nik! Dreh diesen verdammten Krach runter! Wir verstehen hier draußen unser eigenes Wort nicht mehr! Komm raus! Hier draußen ist ’ne Polizeibeamtin, die mit dir reden will! Von der Kripo!« Abrupt wurde die Musik ausgeschaltet. Die Tür öffnete sich, und ein junges Mädchen schob sich nach draußen in die Diele. Sie war eine jüngere Version ihrer Mutter, bis hin zu dem Sweatshirt mit dem Hundemotiv. (Wahrscheinlich, dachte Helen Turner, war ein anderer Freund von Mrs. Arnold in den Besitz eines ganzen Kontingents dieser Sweatshirts gekommen, und bitte keine Fragen!) Helen bemerkte Nikkis verängstigten Blick und lächelte beruhigend.
    »Ich habe nichts angestellt!«, murmelte Nikki.
    »Natürlich nicht, Darling!«, gurrte ihre Mutter heiser.
    »Natürlich hat sie nix angestellt!«, wiederholte sie entschieden, diesmal an Helen gewandt.
    »Es geht um Lynne Wills,

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