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Ein Schöner Ort Zum Sterben

Ein Schöner Ort Zum Sterben

Titel: Ein Schöner Ort Zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Wächter. Trotz seiner Abneigung gegen die Tiere fragte sich Barney neugierig, was sie angezogen haben mochte. Vielleicht ein totes Schaf. Er würde sich die Sache ansehen, und wenn es sich so verhielt, würde er den Farmer anrufen, sobald er wieder zu Hause angekommen war.

    »Los, verschwindet, ihr Mistviecher!«, brüllte er die Krähen an und marschierte in Richtung der Hecke. Er klatschte in die Hände und wedelte mit seiner Tasche, und als beides die Vögel nicht im Geringsten beeindruckte, hob er einen Klumpen gefrorener Erde auf und schleuderte ihn auf sie. Sie erhoben sich in einem Gewirr schwarzer Flügel und heiserem protestierenden Krächzen in die Luft. Doch sie flogen nicht weit, nur bis hinauf in die Bäume, wo sie abwartend hocken blieben.
    Die Sache gefiel Barney immer weniger. Wahrscheinlich lag nur ein totes Tier herum. Selbst ein kleines Tier, beispielsweise ein Kaninchen, zog Krähen an. Doch die unheilvolle Art und Weise, wie sie ihn von den Zweigen herab beobachteten und die alten schlimmen Assoziationen, die sie weckten, ließen Barney vorsichtig werden, als er sich der Stelle näherte.
    Er konnte nichts riechen. Wenn es ein totes Schaf war, dann konnte es noch nicht lange tot sein. Auf dem Boden war nichts zu sehen. Offensichtlich lag der Kadaver irgendwo im Graben. Barney hob einen Stock auf und stocherte damit im abgestorbenen langen Gras und den Nesseln herum. Der Stock verfing sich in etwas. Er hob es an, so weit es ging. Das Ende des Stocks kam in Sicht – und ein Büschel langes, glänzendes, rötlichbraunes Haar.
    »O nein!«, flüsterte Barney.
    »O nein, nein, nein …!«
    KAPITEL 13 Mit schwerem Herzen bog Markby in die Auffahrt ein, die zu Park House führte. Es war spät am Nachmittag, und es wurde rasch dunkler. Ein feuchter Nebel war aufgestiegen und hüllte die Umrisse des Anwesens ein. Es war ein so wunderschönes altes Gebäude, trotz seines heruntergekommenen Zustands, und zugleich ein derart beredtes Symbol der traurigen, zerbrechlichen Familie, die darin lebte, dass Markby sich fragte, ob Haus und Bewohner den schrecklichen Schlag überleben würden, den zu versetzen er gekommen war.
    In seinem Kopf echoten Barney Crouchs Worte, zitternd vor Emotion:
    »Ich hab ihr Gesicht erkannt, Markby, ich hab’s direkt erkannt! Ich hab sie so oft gesehen im Sommer, wenn sie durch das Tor gegangen ist. Die junge Katie Conway. So ein hübsches kleines Ding!« Und dann hatte Barney fast unhörbar leise hinzugefügt:
    »Widerlich, Markby. Eine widerliche, gemeine Tat in einer grausamen Welt.«
    Der Chief Inspector stieg die Stufen zu der großen, geschnitzten Tür hinauf und zog an der Glockenschnur. Im Innern hörte er das leise Bimmeln. Diesmal wurde ihm direkt geöffnet. Prue Wilcox machte ihm auf, und als sie sein Gesicht sah, wich jede Farbe aus ihren eigenen rundlichen, glatten Zügen.
    »Sie bringen also schlechte Nachrichten, habe ich Recht?«

    »Ja, Mrs. Wilcox. Ich fürchte, ja.« Für einen Augenblick schien die Zeit stillzustehen, das Haus und alles, was sich darin befand, Prue Wilcox’ erstarrtes Gesicht.
    »Ist Mr. Conway zu Hause?«, fragte Markby.
    Sie öffnete den Mund zu einer Antwort, doch bevor sie etwas sagen konnte, antwortete eine Männerstimme rau:
    »Ich bin hier …«, und Conway kam aus dem Salon. Auch er war ungesund grau im Gesicht.
    »Reden Sie!«, befahl er.

    »Ich fürchte, wir haben einen Leichnam gefunden, Mr. Conway.« Markby wusste keinen Weg, die schreckliche Wahrheit abzumildern oder ihr etwas von ihrer Grausamkeit zu nehmen. Conway zuckte zusammen, und Prue Wilcox sank stöhnend in die Knie. Markby fing sie auf und führte sie am Arm zu einem Stuhl in der Halle.

    »Mir … mir geht es gut«, flüsterte sie.
    »Wo … wo haben Sie sie gefunden?«
    »Auf den Feldern zwischen Park House und der Stadt«, antwortete Markby.
    »Jemand hat sie durch Zufall gefunden und erkannt. Trotzdem benötigen wir die formelle Identifikation. Es tut mir leid.«
    »Sie irren sich!«, widersprach Matthew Conway laut, doch seine Stimme verriet seine Unsicherheit.
    »Sie und diese Person, die … die den Leichnam gefunden hat. Sie müssen sich irren. Wer sollte meiner kleinen Katie etwas tun?«
    »Das wissen wir nicht, Mr. Conway. Noch nicht.« Markby empfand seine eigene Stimme als steif und formell. Er wollte sein Mitgefühl zeigen, doch er wusste, dass er vor ihnen keine Schwäche zeigen durfte. Er musste stark sein, und er musste ihnen ein Vorbild sein. Prue und

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