Ein Schöner Ort Zum Sterben
würde Adeline … weggehen müssen. In ein Sanatorium, nur für eine Weile. Sie würde niemals zustimmen, doch falls es nicht anders ging, würde er eine Einweisung erwirken. Barnes würde ihm dabei helfen. Barnes musste wissen, dass es so einfach nicht mehr weitergehen konnte!
»Hör zu, Addy«, sagte er beruhigend, an den zuckenden Rücken seiner Frau gewandt.
»Diese Polizisten haben nichts mit Katie zu tun. Ehrlich nicht.« Sie riss sich aus Prues Umarmung los und wirbelte zu ihm herum.
»Was machen sie dann hier? Du lügst doch, genau wie du immer lügst! Glaubst du denn, du kannst mich täuschen? Glaubst du, dass ich dich nicht durchschaue? Glaubst du, ich wüsste nicht, was mit dieser Frau ist? Du belügst und betrügst mich, warum sollte ich dir noch irgendetwas glauben?«
»Es gibt keine andere Frau!«, brüllte er und verlor erneut die Beherrschung. Er bemerkte Prues strengen Blick und versuchte in ruhigem Ton weiterzureden.
»Addy! Du bildest dir das nur ein! Du hast Wahnvorstellungen! Diese Polizeifahrzeuge drüben beim Mausoleum sind nur deswegen da, weil jemand eingebrochen ist. Vandalen. Ich wollte dir nichts davon sagen, um dich nicht unnötig aufzuregen. Es wurde nichts beschädigt oder so. Die Polizei sieht sich nur um. Es hat nicht das Geringste mit Katie zu tun.«
»Die Polizei ist schon seit Samstag hier! Ihr behandelt mich alle, als wäre ich ein Einfaltspinsel! Ich bin weder blind noch dumm! Du gehst niemals auf dem Grundstück herum und überprüfst irgendwas. Ein Besitz von dieser Größe bedeutet eine Verantwortung, und du hast nie das geringste Interesse gezeigt. Ich kann mich nicht darum kümmern!«
»Du wolltest doch nicht, dass ich irgendetwas mache!« Nach und nach verlor er den letzten Rest von Selbstbeherrschung.
»Du bist doch gegen alles gewesen, was ich wegen dieses Besitzes vorgeschlagen habe!«
»Ich weiß, dass irgendetwas vorgeht!«, beharrte sie bitter.
»Ich habe es mit eigenen Augen gesehen!«
»Was?«, fragte er scharf. Prue legte den Arm um Adeline.
»Nun beruhigen Sie sich, Liebes. Am besten, Sie kommen mit nach oben und legen sich für eine Weile hin.«
»Halt, einen Augenblick!«, unterbrach sie Matthew.
»Was hast du gesehen, Addy?« Sie starrte ihn düster und, wie er erschrocken feststellte, mit einem Ausdruck von Hinterlist an. Es war ein sehr unangenehmer Blick, und er erinnerte sich nicht, ihn je bei ihr gesehen zu haben. Plötzlich spürte er große Angst, das Chaos in ihrem Kopf könne vielleicht sehr viel größer sein, als selbst er es sich vorgestellt hatte. Was ging hinter dieser Stirn vor? Seit Freitagabend, als er sie in ihrem Nachthemd umherwandern gesehen hatte, verspürte er eine innere Unruhe, plagten ihn dunkle Vorahnungen. Er wusste nicht genau, was er davon halten sollte, doch er hatte Katies Verschwinden fast schon erwartet – wie ein Unglück, das schon lange über ihnen geschwebt hatte. Als wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis …
»Lichter!«, sagte sie unvermittelt mit lauter, klarer Stimme, die durch die Eingangshalle echote.
»Autoscheinwerfer, die dort drüben angehalten haben, beim Gewölbe. Sie kommen nachts! Ich hab dir nichts gesagt. Du hättest nur behauptet, ich bilde mir alles ein. Aber ich bilde mir nichts ein!« Die letzten Worte stieß sie fast bösartig hervor. Matthew seufzte und erging sich innerlich in einer Serie von Flüchen. Er würde diesem Burschen, diesem Markby, davon erzählen müssen, und dieser würde zweifellos darauf bestehen, Adeline zu vernehmen.
»Ich denke«, sagte Prue laut,
»sie sollte jetzt nach oben gehen.« Er nickte. Prue würde mit ihr fertig werden. Er nicht. Der Kater fauchte ihn an, zeigte seine glänzenden weißen Reißzähne und die zurückgezogene pinkfarbene Zunge. Matthew schlug einen vorsichtigen Bogen um das Tier und ging in den Salon. Ohne seinen Wintermantel auszuziehen, warf er sich in einen hohen Sessel.
»Du brauchst Schlaf.« Er blickte auf. Maria stand in der Tür und beobachtete ihn.
»Ich habe den Lärm bis ins Büro gehört«, fuhr sie fort.
»Was ist los mit dem Kater? Er schoss an mir vorbei wie eine Kreatur aus der Hölle!«
»Maria«, sagte er heiser,
»ich möchte, dass du etwas für mich tust. Dieser Junge, mit dem sich Katie hin und wieder trifft, Josh Sanderson, könntest du ihn bitte ausfindig machen und ihn fragen, ob er weiß, wo sie die ganze Nacht gewesen ist? Ich weiß, ich sollte es eigentlich selbst tun, aber ich … ich verliere
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