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Ein Schöner Ort Zum Sterben

Ein Schöner Ort Zum Sterben

Titel: Ein Schöner Ort Zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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vielleicht die Beherrschung, falls … falls …«
    »Sicher«, sagte sie.
    »Mach dir keine Gedanken. Ich werde mit ihm reden.«
    »Sie wird doch wohl nicht bei … sie wird doch wohl nicht bei ihm geblieben sein? Sie ist doch noch ein Kind!« Er blickte sie, um Bestätigung flehend, an.
    »Wir werden alle erwachsen, Matthew«, sagte sie leise.
    »Früher oder später. Selbst dein kleines Mädchen. Aber ich werde diskret sein. Niemand wird etwas erfahren.«
    »Danke, Maria. Oh, und sag doch bitte Mutchings, er soll sich im Park umsehen. Sie könnte … gefallen sein, sich ein Bein gebrochen haben oder irgendwas.« Es klang absurd, doch diese Dinge geschahen. Auch wenn ihm kein Grund einfiel, warum sie im Dunkeln im Park umherwandern sollte. Genau das war das Dumme an der Sache: Im Augenblick fiel ihm überhaupt nichts ein. Sein Gehirn schien nicht arbeiten zu wollen. Maria kam durch den Raum zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Sie verzog den geschminkten Mund zu einem ironischen Grinsen, doch die Geste war mitfühlend.
    »Ich weiß, wo Katies Freund wohnt. Wenn ich ihn dort nicht finde, suche ich ihn in seiner Schule. Und Mutchings wird den Park absuchen. Er wandert den ganzen Tag mit seinen Schweinen umher. Er würde nichts übersehen. Es kommt alles wieder in Ordnung, Matthew, überlass die Dinge nur mir.« Er lehnte sich zurück, bis er den Kopf am Polster abstützen konnte, und seufzte laut. Hinter Maria tönte Adelines protestierende Stimme aus dem oberen Stockwerk herab, gefolgt von Prue Wilcox’ bestimmten, beruhigenden Worten. Matthew schloss die Augen und wünschte, er könnte die Ohren genauso verschließen.
    »Du musst endlich etwas unternehmen, Matthew«, sagte Maria.
    »Irgendjemand muss irgendetwas wegen Adeline unternehmen. Sie ist eine Gefahr für sich selbst.«
    »Ich weiß«, sagte er.
    »Sobald diese Geschichte erledigt ist, Maria. Sobald Katie wieder da ist.«
    Barney Crouch sperrte seine Haustür ab und wanderte die Straße hinauf, die nach Bamford führte. Er ging nicht gerne Lebensmittel einkaufen, aber früher oder später blieb ihm nichts anderes übrig. Er hatte jetzt schon zweimal bei Doris Pride gegessen, und er würde gewiss keine Gewohnheit daraus machen! Auch wenn Doris eine erstklassige Köchin war, ein begabtes Händchen beim Backen besaß und einen Yorkshire Pudding zubereitete, der vom Teller zu schweben schien. Doris war eine gute Frau, und genau darin lag das Problem. Barney verspürte nicht den Wunsch, sich bekehren zu lassen.
    Mit der Einkaufstasche in der Hand stapfte er den steilen Anstieg hinauf und fand sich unvermittelt gegenüber dem Devaux-Mausoleum wieder. Die Polizeifahrzeuge, die am Morgen noch dort gestanden hatten, waren jetzt, um drei Uhr nachmittags, wieder weggefahren. Das Mausoleum und die nähere Umgebung waren mit Plastikband abgesperrt, und man hatte polizeiliche Hinweisschilder aufgestellt, die das Betreten des Tatortes untersagten. Es war wirklich eine schlimme Geschichte, und Barney mochte nicht gerne daran erinnert werden. Einem Impuls folgend, kletterte er über den Zauntritt und marschierte querfeldein in Richtung Stadt.
    Es war der gleiche Weg, den er im Sommer regelmäßig einschlug, doch im Winter hielt er sich normalerweise an die Straße. Der Boden war hart gefroren und uneben, und das Gehen fiel Barney schwer. In der Ferne weideten ein paar Schafe, doch ansonsten war mit Ausnahme der Krähen nirgendwo ein Lebenszeichen zu sehen. Vorboten schlimmer Dinge, Krähen. Barney hasste Krähen. In jenen weit zurückliegenden Tagen, als an Straßenkreuzungen noch Galgen standen und Übeltäter in Ketten an ihnen baumelten, hatten Aaskrähen die Leichen abgepickt. Vorbeikommende Reisende oder Landvolk hatten die Augen von dem grässlichen Anblick abgewendet, doch das Krächzen der großen schwarzen Vögel und ihr Flügelschlagen waren nicht zu überhören gewesen. Das Leben heutzutage sollte zivilisierter sein, aber das ist es natürlich nicht, dachte Barney. Natürlich nicht. Es besteht lediglich eine allgemeine Tendenz, die unangenehmen Dinge unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu erledigen.

    »Sieh sich einer diese verdammten Biester an!«, murmelte Barney. Ein Stück voraus kreisten die Krähen über einer Hecke.
    »Hätte ich ein Gewehr, ich würde jeden Tag herkommen und Zielschießen üben! Richtig unheimlich.«
    Zwei weitere Vögel kreisten hoch über Barney und krächzten rau. Eine Krähe hockte auf einem nackten Zweig wie ein

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