Ein Schöner Ort Zum Sterben
nicht die Nacht mit ihm verbracht.«
»Sechzehn ist ein sehr emotionales Alter«, murmelte Markby.
»Nicht Katie!«, brüllte Conway und gewann nur mühsam seine Beherrschung zurück.
»Außerdem lebt Josh bei einer Tante. Sie würde so etwas ganz bestimmt nicht dulden. Sie ist eine sehr strenge, altmodische Dame.« Markby sah auf seine Armbanduhr.
»Ich schlage vor, Sie setzen sich mit diesem Jungen Josh in Verbindung, und, äh, vielleicht sollten Sie auch Ihr Gelände gründlich absuchen. Wenn Sie immer noch keine Spur von Katie finden, geben Sie uns Bescheid. Aber da Sie jetzt schon einmal hier sind, Mr. Conway, dürfte ich erfahren, ob Sie zwischenzeitlich in der Lage waren, Ihre Frau zu fragen …«
»Selbstverständlich nicht!«, brüllte Conway.
»Verdammt noch mal, ich bin außer mir vor Sorge wegen meiner Tochter, und meiner Frau geht es nicht anders! Sie ist hysterisch! Sie können sich überhaupt nicht vorstellen, was bei mir zu Hause los ist! Prue hält es fast nicht mehr aus! Wir mussten gleich heute Morgen den Arzt zu Adeline rufen! Wie soll ich sie unter diesen Umständen nach dem verdammten Mausoleum fragen? Sie weiß bisher noch überhaupt nichts von Ihren Ermittlungen!«
Doch darin irrte Conway. Als er nach seiner Rückkehr die Tür seines Hauses öffnete, flog ihm Adeline aus dem Salon entgegen und packte ihn an den Revers seines Mantels. Mit weißem, verzerrtem Gesicht schrie sie ihn an:
»Was hatte die Polizei in unserem Familiengrab zu suchen? Wo ist Katie? Warum hast du sie noch nicht gefunden? Warum war die Polizei überhaupt hier? Was ist passiert? Sie hatte einen Unfall, und du willst es mir nicht sagen, Matthew …«
Prue erschien und versuchte, sie von ihm wegzuziehen, doch sie klammerte sich an ihn wie eine Klette und schrie ihn an. Er spürte, wie Panik in ihm aufstieg. Diese kreischende Furie hatte ihn zu ihrem Gefangenen gemacht. Er schlug um sich, versuchte sich zu befreien, und hörte, wie sie aufheulte. Im gleichen Augenblick schossen Schmerzen wie von tausend Nadeln durch seine Schulter und ließen auch ihn aufschreien. Er wurde von allen Seiten zugleich angegriffen! Der neue Angreifer, wer auch immer es war, befand sich hinter ihm. Er konnte ihn nicht sehen und hatte nicht die geringste Ahnung, was den Schmerz verursachte. In blinder Panik griff Matthew nach hinten, und seine Fingerspitzen berührten Fell. Sam hatte ihn von hinten angesprungen. Seine langen spitzen Krallen hatten sogar den dicken Stoff des Wintermantels durchdrungen. Die instinktive Panik, die Matthew ergriffen hatte, schwand, und er fluchte wütend.
»Schaff diese Kreatur von mir weg! Das verdammte Biest ist verrückt geworden!« Prue kam ihm zu Hilfe. Der Kater sprang zu Boden und rannte flüchtend in eine Ecke, wo er sich duckte und Matthew mit smaragdgrünen Augen anfunkelte, während er erregt mit dem Schwanz hin und her peitschte. Mit seinem aufgerichteten schwarzen Fell erinnerte er Matthew mehr als je zuvor an einen bösen Kobold. Adeline war zusammengebrochen und schluchzte. Sie hatte sich völlig verausgabt und klammerte sich an Matthews Beine, bis es Prue endlich gelang, sie von ihm zu lösen. Matthew war wieder frei, erhitzt, wütend, beschämt und erschrocken zugleich. Sein Rücken brannte. Er musste die Wunden behandeln, Jod hineinträufeln oder sonst irgendetwas, aber in diesem Haus würde ihm niemand Mitgefühl entgegenbringen. Prue tröstete Adeline, tätschelte ihr den Rücken und murmelte:
»Ruhig, ganz ruhig«, wie zu einem Baby.
»Hat der Arzt ihr denn kein Beruhigungsmittel verabreicht?«, fragte Matthew ärgerlich.
»Sie wollte nichts nehmen! Außerdem«, fügte Prue über Adelines Schulter hinzu,
»außerdem ist sie so aufgewühlt, dass sie eine massive Dosis benötigen würde, um sich zu beruhigen. Dr. Barnes war nicht bereit, diese Dosis zu verschreiben, angesichts der vielen Medikamente, die sie so schon jeden Tag nehmen muss.« Matthew verbarg das Gesicht in den Händen und atmete tief durch, während er sich bemühte, die Beherrschung wiederzugewinnen. Es war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Sobald das hier vorüber und Katie wieder zu Hause war … Sein Herz pochte, und er sagte sich entschlossen, dass man Katie selbstverständlich finden würde, und das schon bald. Dass sie wahrscheinlich jeden Augenblick zur Tür hereinspaziert käme und alles wieder in Ordnung wäre. Also, wenn diese Geschichte vorbei und Katie wieder sicher zu Hause war,
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