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Ein Schöner Ort Zum Sterben

Ein Schöner Ort Zum Sterben

Titel: Ein Schöner Ort Zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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er wusste nicht zu sagen, ob die Tatsache, dass Katie keine Jungfrau mehr gewesen war, irgendeine Bedeutung für seine Untersuchung hatte.
    »Für die Presse stehen die beiden Morde in einem Zusammenhang«, sagte Norris. Markby antwortete mit einer wenig schmeichelhaften Bemerkung über die Presse. Norris stimmte ihm ungewöhnlich mitfühlend zu.
    »Ich bin ganz Ihrer Meinung. Aber wir können nicht verhindern, dass Spekulationen angestellt werden. Die Menschen hören heutzutage so viel über Serienmörder, dass sie glauben, hinter jeder Ecke könnte einer lauern. Wir müssen die Panik in der Gemeinde eindämmen. Ich werde eine Erklärung abgeben, und wenn ich vor den Kameras stehe, sehen Sie besser zu, dass Sie mit dabei sind! Wir müssen uns auf ein paar sehr unangenehme Fragen gefasst machen.« Ohne jede Vorwarnung wechselte Norris das Thema.
    »Wie kommen Sie mit Sergeant Turner zurecht?«
    »Gut, danke. Eine sehr gute Beamtin.« Norris senkte die Stimme.
    »Das freut mich zu hören. Sie ist für eine schnelle Karriere vorgesehen, wissen Sie?« Er grinste halb selbstgefällig, halb durchtrieben.
    »Wir müssen den Frauen eine Chance geben.« Markby fiel keine Antwort darauf ein, und so schwieg er einfach.
    Dank Meredith hatte er wenigstens einen Namen, mit dem er weitermachen konnte: den des jungen Josh Sanderson. Am nächsten Morgen fuhr Markby los, um mit ihm zu reden. Er versuchte es zunächst im Bamford Community College, in der Annahme, dass Josh dort zur Schule ging. Das tat er tatsächlich, doch er war an diesem Tag nicht zum Unterricht erschienen. Sowohl der Schulleiter als auch der Klassenlehrer bestätigten Markby, dass Josh ein außerordentlich guter Schüler war. Sie waren überrascht, dass die Polizei nach ihm fragte und fürchteten offensichtlich für den Ruf der Schule. Trotz Markbys Versicherung, dass es lediglich um eine Routineangelegenheit ging, konnte er nicht verhindern, dass die beiden Lehrer misstrauisch wurden. Zu seinem Ärger und seinem Bedauern verwandelte sich Josh offensichtlich in ihren Augen von einem Musterschüler in ein Sorgenkind, dessen man sich schämen musste.
    Markby verabschiedete sich, bewaffnet mit Joshs Adresse und der Information, dass der Junge bei einer verwitweten Tante wohnte, deren Name Mrs. Parry lautete.
    Eben diese öffnete ihm nun die Tür. Sie war Ende vierzig und ausgesprochen schlank, mit einem ängstlichen Gesichtsausdruck, der möglicherweise Folge der dicken Brillengläser war, durch die sie unsicher auf den unbekannten Besucher blickte.

    »Oh, ein Chief Inspector …«, sagte sie, nachdem Markby sich vorgestellt hatte.
    »Du meine Güte …«
    »Keine Sorge, Mrs. Parry. Ich möchte mich nur kurz mit Josh unterhalten. Wir versuchen zu rekonstruieren, was Katie Conway als Letztes getan hat. Wenn ich recht verstanden habe, war sie mit Josh befreundet.« Mrs. Parry schlug entsetzt die Hände zusammen.
    »Ist das nicht eine ganz furchtbare Geschichte! Josh ist außer sich, und er konnte heute nicht zur Schule gehen! Er ist ein so sensibler Junge. Katie war so ein entzückendes junges Mädchen.«
    »War sie häufig bei Ihnen zu Hause?« Markby ließ den Blick durch die Diele schweifen, in der sie standen. Sie war schon beinahe unanständig sauber, eine Zurschaustellung polierter Genügsamkeit. Fast, als wollte Mrs. Parry ihren Besuchern zu verstehen geben:
    »In meinem Haus mag es keinen modernen Schnickschnack geben und keine teuren Möbel, aber es ist reinlich!«
    »Ein paar Mal. Sie hat Josh besucht, aber in letzter Zeit nicht mehr.« Mrs. Parry zögerte.
    »Bevor Sie mit Josh reden – hätten Sie da einen Augenblick für mich übrig? Hier drin …« Sie ging auf eine Tür zu. Er folgte ihr in ein einfaches, aufgeräumtes Wohnzimmer, das Markby an den altmodischen Begriff
    »Besucherzimmer« denken ließ. Er vermutete, dass es tatsächlich die meiste Zeit über eingemottet war und nur für ganz besondere Gelegenheiten benutzt wurde. Das Zimmer war nicht beheizt, und die Luft fühlte sich feucht an. Auf dem Kaminsims standen zwei billige grüne Vasen zusammen mit zwei oder drei gerahmten Fotografien. Ansonsten gab es keinerlei Dekoration, keine Blumen, keine Schnitzereien und ganz gewiss nichts so Dekadentes wie einen Aschenbecher. Markby spürte, wie Depressionen in ihm aufstiegen, während er überlegte, wie der Rest des Hauses aussehen mochte. Der Junge tat ihm jetzt schon Leid, obwohl er ihn noch gar nicht kannte. Mrs. Parry bot ihm einen Platz an und

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