Ein Schöner Ort Zum Sterben
fangen, dann sperren sie ihn für ein paar Jahre ein und lassen ihn anschließend laufen, damit er es wieder tun kann! Oh, ist das nicht Ihr Freund Mr. Markby, Meredith? Wer ist der andere bei ihm? Der so steif aussieht? Er scheint eine ziemlich hohe Meinung von sich zu haben, würde ich sagen!«
»Das ist Superintendent Norris«, sagte Meredith unter Mrs. Prides breitem Grinsen, während sie sich bückte und den Fernseher abschaltete. Es war Freitagnachmittag, und Meredith hatte einen früheren Zug nach Hause genommen, nur um vor der Haustür von Mrs. Pride abgefangen zu werden.
»Es ist wegen Barney«, hatte Mrs. Pride ihr verschwörerisch anvertraut.
»Er ist bei mir zu Besuch, und er ist in einem schrecklichen Zustand. Meine Polizistin kommt heute Abend nicht zum Essen nach Hause. Hätten Sie nicht Lust, stattdessen bei mir zu essen? Verstehen Sie, ich glaube, Barney braucht dringend Gesellschaft. Es geht ihm besser, wenn andere Menschen um ihn sind.« Doch diesmal schien Barney die Gesellschaft nicht zu helfen. Er hatte still am Tisch gesessen und Mrs. Prides Kochkünste kaum gewürdigt. Und nach dem Essen hatte er sich auf eine Ecke des Sofas verzogen und sein düsteres Schweigen fortgesetzt. Schließlich, als der Fernseher dunkel wurde, ergriff er doch noch das Wort:
»Ich bin ebenfalls zutiefst schockiert, Doris! Ich weiß nicht, wie es dieser Miss Rissington geht, aber ich habe Katies Leichnam gefunden, und das werde ich mein ganzes Leben lang nicht vergessen!«
»Auch Alan ist aufgebracht«, sagte Meredith.
»Man kann es daran erkennen, wie er sich vor den Kameras verhalten hat. Er beantwortet nicht gerne Fragen seitens der Presse.«
»Noch eine Tasse Tee?« Mrs. Pride hob einen Teekessel an, der aussah wie Anne Hathaways Cottage, und machte sich daran, das Wunderheilmittel auszuschenken.
»Meine Polizistin«, fuhr sie fort, als sei Helen Turner ihr Eigentum,
»sie arbeitet heute bis spät in die Nacht, wie ich Ihnen bereits erzählt habe. Sie sagte, sie würde in der Kantine essen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das Essen dort so gut ist wie mein Hackfleisch-Kartoffel-Auflauf!«
»Ein ganz wunderbarer Auflauf, Doris«, sagte Barney als Antwort auf diesen Wink.
»Aber mir scheint heute überhaupt nichts zu schmecken. Bitte sei deswegen nicht beleidigt.«
»Ich bin nicht beleidigt, Barney Crouch, aber wenn du nichts isst, ist damit niemandem geholfen! Und dein Gehirn hat keinen Saft zum Denken!« Sie seufzte.
»Ich glaube, drüben in Park House sieht es noch viel schlimmer aus! Ich will mir gar nicht vorstellen, wie schrecklich es sein muss! Ich habe gehört, der armen Mrs. Conway ginge es überhaupt nicht gut, seit die Nachricht überbracht wurde. Dr. Barnes ist fast ununterbrochen dort! Die Leute erzählen sich …«, sie senkte die Stimme und fuhr vertraulich fort:
»Die Leute erzählen sich, dass sie für eine Weile weg muss, Sie wissen schon, in ein Sanatorium oder so. Aber sie wäre nicht die erste Devaux, der das passiert.« Diese rätselhafte Feststellung weckte die Neugier in Doris Prides Besuchern.
»Durchgedreht, nicht wahr?«, sagte Barney.
»Das war auch mein Eindruck, als ich vor ein paar Jahren Recherchen über sie angestellt habe. Ich wollte mal ein Stück über sie schreiben«, erklärte er, an Meredith gewandt.
»Nein, nein, sie waren nicht übergeschnappt«, widersprach Mrs. Pride indigniert.
»Sie sind natürlich alle längst tot, mit Ausnahme der armen Miss Adeline. Na, was sage ich! Ich nenne sie immer noch Miss Adeline, obwohl sie schon seit Jahren Mrs. Conway heißt! Ich erinnere mich noch sehr genau an ihre Eltern, Sir Reginald und seine Gattin. Ich erinnere mich sogar noch an ihren Großvater, den alten Sir Rupert, aus der Zeit, als ich ein kleines Mädchen war. Er war eine richtige Persönlichkeit, ohne Zweifel. Er hatte eine Menge Tiere im Park, nicht nur die Schweine. Diese wolligen Dinger aus Südamerika, diese Lamas – er hatte sogar zwei Stück davon. Oh, und ein paar hässliche wilde Ponys mit großen Köpfen und Hinterteilen, die eher wie Esel aussahen! Sie hatten einen schrecklichen Namen, den ich mir nie merken konnte.«
»›Przewalski Wildpferde‹?«, erkundigte sich Meredith interessiert.
»Kann ich nicht sagen, Schätzchen. Die Ponys und die Lamas, die sind schon lange nicht mehr. Die Schweine sind noch da und versorgen Winston Mutchings mit Arbeit. Ich weiß überhaupt nicht, was er ohne sie tun würde! Er ist nicht
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