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Ein Schöner Ort Zum Sterben

Ein Schöner Ort Zum Sterben

Titel: Ein Schöner Ort Zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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einmal den Anstand, selbst vorbeizukommen! Er hat diese Schlampe geschickt!«
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass wir von Mrs. Lewis reden, Mr. Conways persönlicher Assistentin?«, wagte Markby zu fragen. Sie rümpfte die Nase.
    »So nennt sie sich selbst, ja. Sie kam gestern hierher und fragte nach Katie, ob Josh sie am Abend vor ihrem Verschwinden gesehen hätte, ob …« Mrs. Parry geriet unübersehbar in Fahrt. Ihre flache Brust wogte nach Kräften, und ihre Augen hinter den dicken Froschgläsern leuchteten vor unterdrückter Wut.
    »Sie … sie … sie besaß doch tatsächlich die Unverschämtheit zu fragen … oh, ich bringe die Worte nicht über die Lippen, Chief Inspector! Aber Sie verstehen sicher, was ich meine. Sie besaß die Frechheit anzudeuten, dass sich unter meinem Dach etwas Unmoralisches zugetragen haben könnte! Unter meinem Dach, in meinem eigenen Heim!« Markby fragte sich, was ihr am meisten gegen den Strich ging – der Verdacht, es könne zu unerlaubten Frivolitäten gekommen sein, oder die Tatsache, dass sich diese Frivolitäten vielleicht in der keimfreien Umgebung ereignet haben könnten, die sie ihr Heim nannte.
    »Ich habe sie jedenfalls achtkantig aus dem Haus geworfen!«, fuhr Mrs. Parry entschieden fort.
    »Ich habe ihr gesagt, dass mein Josh ein wohlerzogener Junge ist. Er hat Katie an jenem Nachmittag gesehen, aber es war noch hell, und sie haben nur eine Tasse Tee in einem Café getrunken. Das ist alles!«
    »Genau darüber möchte ich mit Josh reden«, sagte Markby. Es war nicht die einzige Frage, doch angesichts Mrs. Parrys moralischen Ansichten würde es schwierig werden, Josh über delikatere Angelegenheiten auszuhorchen. Er riskierte jedenfalls, dass er, genau wie zuvor Maria Lewis, achtkantig aus dem Haus geworfen wurde!
    »Sie müssen entschuldigen, dass ich mich so aufrege«, sagte sie ein wenig ruhiger.
    »Aber es ist genau das eingetreten, was ich immer befürchtet hatte!«
    »Was denn, haben die beiden sich doch miteinander eingelassen?«
    »Nein! Josh ist nicht so ein Junge! Nein, ich habe immer befürchtet, dass es zu Schwierigkeiten mit den Conways kommen könnte! Weil sie sind, wer sie sind, und weil wir sind, wer wir sind! Nicht, dass dieser Haushalt nicht respektabel wäre! Im Gegenteil«, fügte sie mit triumphierendem Unterton hinzu,
    »nachdem ich diese persönliche Assistentin von Mr. Conway mit ihrem wasserstoffblondierten Haar und dem viel zu kurzen Rock gesehen habe, wäre ich nicht mehr verwundert, wenn unser Haushalt sehr viel respektabler wäre als ihrer, trotz all des Geldes!«
    »Ich denke«, sagte Markby, dem plötzlich bewusst wurde, dass er Mrs. Parry nicht mochte,
    »ich denke, ich würde jetzt gerne mit Josh reden, falls es genehm ist?« Sie stand auf.
    »Ich schicke den Jungen zu Ihnen. Möchten Sie vielleicht eine Tasse Tee?«
    »Das wäre sehr freundlich, Mrs. Parry.« Wenigstens würde er so ein paar Minuten mit dem Jungen alleine haben, bevor dieser Drache zurückkam und jedes Wort belauschte. Josh schlich herein, mit bleichem Gesicht und verängstigt, und er sah aus, als hätte er geweint.
    »Es tut mir sehr Leid, Josh«, sagte Markby mitfühlend.
    »Ich will, dass Sie ihn finden!«, antwortete Josh mit leiser, emotionsgeladener Stimme, die klang, als könne sie jeden Augenblick brechen.
    »Ich will, dass Sie diesen Kerl finden, der Katie das angetan hat!«
    »Das will ich auch, Josh. Und das werde ich. Aber ich brauche Hilfe, jede Hilfe, die ich kriegen kann.« Josh nahm in dem Sessel Platz, auf dem zuvor seine Tante gesessen hatte.
    »Wie ist sie gestorben? In den Zeitungen stand nicht, wie es passiert ist, nur, wo sie gefunden wurde.«
    »Man hat ihr das Genick gebrochen.« Fullers Meinung zufolge ein gekonnter Schlag. Ein ziemlich professioneller Schlag sogar, vielleicht ausgeführt von jemandem, der sich in Kampfkunst auskannte. Was heutzutage für ziemlich viele Menschen galt. Es war ein beliebtes Hobby. Die meisten jedoch würden ihre Kenntnisse niemals ausnutzen, um andere Menschen zu töten. Markby erzählte Josh nichts von alledem. Der Junge war hager, beinahe dürr, was nicht auf irgendeine Form des athletischen Zeitvertreibs schließen ließ. Markby wartete.
    »Ich verstehe einfach nicht, warum«, sagte Josh schließlich.
    »Es scheint so schrecklich sinnlos!« Die Worte gaben genau das wieder, was auch Mutchings gesagt hatte:
    »Es macht keinen Sinn!«
    »Wenn ich richtig informiert bin, haben Sie Katie noch am Nachmittag

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