Ein Schöner Ort Zum Sterben
Barney war, der einen schnellen Frühschoppen vorschlug – für den Fall, dass der geheimnisvolle Mann auch zu einer anderen Tageszeit in Pubs verkehrte. Sie kämpfte sich aus dem Bett und öffnete das Fenster. Unten im winzigen gefliesten Vorgarten stand Alan Markby und schirmte die Augen mit der Hand ab, während er zu ihr nach oben sah.
»Tut mir Leid, wenn ich dich geweckt habe. Ich dachte, du hättest vielleicht Lust, irgendwo mit mir zu Mittag zu essen!«, rief er.
»Ich komme runter!« Meredith mühte sich in ihren Morgenmantel und rannte barfuß die Treppe hinunter, um Markby zu öffnen.
»Ich wollte eigentlich nicht so lange im Bett bleiben.« Sie fuhr sich mit der Hand durch das dichte braune Haar, bis es von ihrem Kopf abstand wie ein Busch.
»Ich setze eben Kaffee auf.«
»Ich mache das«, sagte er.
»Geh nur, und zieh dich an.« Er streckte die Hand aus und strich über ihr widerspenstiges Haar.
»Geh schon, hau ab. Du siehst aus wie die Dulle Griet*.«
Sie rümpfte die Nase. Markby beugte sich vor und küsste sie leicht.
»Kaffee«, erinnerte sie ihn.
»Schon gut, schon gut …« Ein wenig später saßen sie beim Kaffee, und er erzählte ihr über Nikki Arnold, während sie im Gegenzug von ihrem Besuch in Park House berichtete.
»Ich hätte mich eigentlich bei Vater Holland melden müssen, denke ich. Aber er wird heute beschäftigt sein. Ich rufe ihn morgen Abend an, wenn ich von der Arbeit zurückkomme. Vielleicht nehme ich mir auch diese Woche ein paar Tage frei, damit ich das Haus zu Ende renovieren kann. Ich habe noch etwas Resturlaub.«
»Eigentlich müsste ich morgen noch mal mit diesem jungen Sanderson reden«, sagte Markby ohne rechte Begeisterung.
»Du glaubst doch nicht wirklich, dass er etwas mit Katies Tod zu tun hat?«, protestierte Meredith.
»Er schien so in sie verliebt!«
»Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Frau von einem sitzen gelassenen Liebhaber ermordet wird. Er hat sie, seinen eigenen Worten nach, noch am Abend vor ihrem Tod getroffen, und sie haben sich gestritten. Wir haben nur sein Wort, dass es kein ernsterer Streit war. Er sagt, er hätte geglaubt, dass sie zum Taxistand gegangen wäre. Aber kein Taxifahrer erinnert sich, sie an diesem Abend gesehen zu haben. Allmählich sieht es ganz so aus, als hätte sie versucht, zu Fuß nach Hause zu laufen.«
»Aber es muss doch bereits stockdunkel gewesen sein, oder? Park House liegt sehr isoliert, und die Straße dorthin ist einsam.«
»Der Junge hat gesagt, dass sie die Strecke trotzdem manchmal im Sommer gegangen ist. Hätte er gewusst, dass sie vorhatte, zu Fuß zu gehen, hätte er versucht, es ihr auszureden, und wenn seine Bemühungen fruchtlos geblieben wären, hätte er sie begleitet. Woher weiß ich, dass er es nicht tatsächlich getan hat? Als er es ihr nicht ausreden konnte, hat er sie nach Hause begleitet. Unterwegs ist der Streit erneut ausgebrochen. Es ist ein plausibles Szenario, und es gibt eigentlich nur eine Sache, die dagegen spricht: Der Schlag, der Katie getötet hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Josh imstande wäre, mit solch brutaler Effizienz zuzuschlagen.« Markby streckte die Hand waagerecht aus und machte die Finger steif.
»Ungefähr so.«
»Nicht!«, sagte Meredith scharf.
»Es ist auch so schon schlimm genug! Wusstest du, dass Adeline Conway ihre Tochter im Familienmausoleum beisetzen will?« Markby stöhnte.
»Auch das noch! Jemand muss es ihr ausreden!« Er runzelte die Stirn.
»Weißt du, was mir am meisten zu schaffen macht? Die Collegemappe des Mädchens. Josh hat gesagt, dass sie eine grüne Ledertasche bei sich hatte, und Prue Wilcox hat bestätigt, dass Katie jeden Tag damit zur Schule gefahren ist. Josh sagt, die Tasche wäre an jenem Abend so voll mit Hausaufgaben gewesen, dass der Reißverschluss nicht mehr richtig zugegangen ist. Wir haben die Gegend zweimal abgesucht, wo Barney Crouch sie gefunden hat. Nichts. Nicht die geringste Spur.« Markby streckte die Beine unter dem Tisch und seufzte.
»Wo also ist die Tasche geblieben?«
»Es geht dir an die Nerven, Alan, nicht wahr?«, fragte Meredith leise. Er zuckte die Schultern.
»Zwei Morde an jungen Mädchen in einer kleinen Gemeinde wie dieser lassen wohl niemanden kalt. Niemand fühlt sich mehr sicher. Die Menschen haben Angst, über vertraute Straßen zu gehen oder die Kinder zum Spielen nach draußen zu lassen. Wenn das Vertrauen einmal zerbrochen ist, lässt es sich so leicht nicht wieder
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