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Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryla Krüger
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knurrte er und wurde zu meiner grenzenlosen Begeisterung rot bis zu den Ohren, drehte sich steif um und machte sich wieder auf den Rückweg.
    „ Ifrinn! Ich bin ein alter Mann mit losem Mundwerk“, bemerkte Rupert und blickte Ryan stirnrunzelnd nach.
    Ich lachte und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Ach was, Sie haben mir nur einen Gefallen getan.“
    Verblüfft schaute er mich an und lächelte plötzlich. „Du wusstest nicht, dass er …“, begann er und nickte wissend. „Du wirst ihn jetzt wohl mit Fragen bombardieren, oder?“
    „Kommst du jetzt endlich!“, dröhnte Ryans – oder besser Lord Raibearts – aufgebrachte Stimme aus der Burg zu uns.
    Ich leerte meine Tasse und drückte sie Rupert in die Hand.
    „Darauf können Sie wetten, Mister!“, sagte ich und eilte Seiner launischen Lordschaft hinterher.
    Ich merkte deutlich, dass mir der Whisky zu Kopf gestiegen war. Ich wankte zwar nicht, aber ich fühlte mich durchaus angeheitert, so sehr, dass ich schon kicherte, als ich zu Ryan in den Landrover stieg und nur einen Blick auf sein Gesicht warf. Er gab einen seltsamen Laut von sich, in dem nicht nur Missbilligung, sondern auch eine Prise Galgenhumor mitschwang.
    „Solange du nur was zu lachen hast“, knurrte er und trat ziemlich brüsk aufs Gas.
    „Okay!“, sagte ich, um Frieden bemüht. „Ich verstehe, wenn der Name Raibeart dich nicht gerade mit Dankbarkeit erfüllt. Aber wenn du mir bis zum Abend nicht erzählt hast, warum du ein Lord Raibeart bist, dich aber nur Ryan nennst, setze ich mich so lange vor deine Zimmertür und sage solche Sachen wie ‚Lord Raibeart der Schreckliche’ oder ‚Lord Raibeart of NixmitRyan’, bis du mit der Sprache herausrückst.“
    Er warf mir einen Blick zu, und ich war sehr froh, dass der Whisky mich in solche Hochstimmung versetzte, dass ich den grünen Blitzen, die aus seinen Augen schossen, ein treuherziges Lächeln entgegensetzen konnte.
    „Du hast von Ruperts Kaffee getrunken“, sagte er.
    „Ja!“ Ich nickte eifrig. „Eine Tasse – randvoll!“
    Daraufhin prustete er, warf mir einen weiteren Blick zu und schaute endlich auf die Straße, aber ich sah, dass sein linker Mundwinkel zuckte.
    Wir trafen uns mit den Bauarbeitern in einem kleinen, urigen Ort namens Balreggan, der etwa eine Stunde Autofahrt entfernt lag. Der ältere der beiden war dort zu Hause. Wir saßen in seiner Küche, und er hatte uns allen, obwohl es erst Mittag war, Bier vorgesetzt. Ich war kein großer Biertrinker, doch ich fand es recht schmackhaft, und es linderte ein wenig mein Magenknurren. Da ich, abgesehen von Ruperts Kaffee, noch kein Frühstück, geschweige denn Mittagessen gehabt hatte, bekam ich langsam Hunger. Ich nippte an meinem Bier, lauschte den Ausführungen und musterte im Stillen die beiden Bauarbeiter. Mittlerweile schienen sie ihre körperlichen Versehrtheiten überstanden zu haben, was die psychischen anbelangte, war ich mir nicht ganz sicher. Das, was sie uns erzählten, klang für mich an den Haaren herbeigezogen, so dass ich Ryan immer wieder skeptische Blicke zuwarf.
    „Und das war alles?“, fragte er, nachdem beide ihren Bericht beendet hatten.
    Der alte Mann hob die Augenbrauen. „Reicht das nicht, Jungchen?“
    Ryan lächelte und strich sich über die Nase. „Tut mir leid, Mac! So wollte ich mich nicht ausdrücken. Ich wollte nur wissen, ob Sie sich noch an irgendetwas Ungewöhnliches erinnern können, nachdem die Wand eingestürzt ist. Das Lachen war danach verstummt, habt ihr gesagt?“
    „Aye.“ Der Alte nickte. „Das Lachen war weg. Gott sei Dank! Aber ich war auch ziemlich hinüber. War sogar ein paar Minuten richtig weg. Mehr weiß ich nicht.“
    „Und du?“, wandte sich Ryan nun an den Jüngeren der beiden, der vom Alter her ein frischgebackener Geselle sein musste. Ich schätzte ihn auf achtzehn oder neunzehn.
    „Nein, ich eigentlich auch nicht“, sagte dieser. „Aber diese verdammte Kälte sitzt mir manchmal noch heute im Genick. Sie war wirklich seltsam.“
    „Dumpf“, brummte Mac und nickte. „Es war eine dumpfe, feuchte Kälte, wie draußen im Moor. Oder wenn jemand dir mit klammen Fingern über den Nacken streicht.“
    Ryan nickte, und ich war wieder einmal überrascht, wie ernsthaft und aufmerksam er auf solche Aussagen reagierte.
    „Hast du außer dem Lachen sonst noch etwas gehört oder vielleicht gesehen?“
    Der Jüngere runzelte die Stirn und dachte nach. „Wartet!“, sagte er und wandte sich an seinen Kollegen.

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