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Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryla Krüger
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„Sag mal, Mac, hat das Klicken eigentlich aufgehört, als das Lachen anfing?“
    Mac hatte eben sein Bier zum Mund gehoben, ließ es nun aber wieder sinken. „Ich weiß nicht. Ich glaube nicht.“
    „Ich weiß es auch nicht genau“, fuhr der Jüngere fort und kniff sich ins Kinn. „Nein, ich glaube das auch nicht, nein. Das Klicken war noch zu hören, als das Lachen anfing. Da bin ich mir fast sicher.“
    „Hm“, meinte Ryan. „Ich weiß zwar noch nicht, ob uns das weiterhilft, aber wenn das stimmt, dann ist es möglich, dass diese beiden Geräusche sozusagen gegeneinander ankämpften oder gar keine Verbindung haben. Und das … könnte etwas bedeuten.“
    Das ist doch alles Hokuspokus, fand ich, und Ryan musste wohl diesen Gedanken von meinem Gesicht abgelesen haben. Er neigte den Kopf und bedachte mich mit einem Blick, als würde er sagen: Musst du schon wieder deinen Senf dazugeben?
    „Was ist?“, fuhr ich ihn an. „Ich habe doch gar nichts gesagt.“
    „Nein, aber gedacht.“
    „Entschuldigung. Ich kann nun mal nicht leise denken.“
    „Schon gut“, erwiderte er. „Wahrscheinlich hast du sogar recht.“
    „Sagt mal, ihr beiden. Könnt ihr euch in Gedanken unterhalten, oder was?“ Der jüngere der beiden Bauarbeiter hatte die Augen aufgerissen und blickte von mir zu Ryan und wieder zurück. Ich biss mir auf die Unterlippe, um nicht hysterisch loszulachen, doch Ryan verzog keine Miene. Er beugte sich über den Tisch und sagte: „Wir werden darin ausgebildet, weißt du?“ Er zwinkerte dem alten Mac zu, stand auf, nahm meinen Arm und zog mich vom Stuhl hoch.
    „Du bist also darin ausgebildet, meine Gedanken zu lesen, ja?“, fragte ich, als wir wieder in den Landrover stiegen.
    „Nein, aber deine Gedanken stehen dir gut lesbar ins Gesicht geschrieben.“
    „Aha!“, sagte ich und drehte mich zu ihm. „Was denke ich jetzt gerade?“
    Ryan blickte mir einen Moment lang in die Augen. Ich wollte eigentlich an meine Telefonnummer denken, aber das Einzige, was ich dachte, war: Wie kann jemand nur so verdammt grüne Augen haben?
    Auf einmal lächelte Ryan geheimnisvoll, beugte sich vor, holte etwas aus dem Armaturenfach und setzte sich zu meiner großen Bestürzung eine Sonnenbrille auf die Nase.
    Ich blinzelte fassungslos.
    „Mach den Mund zu, Jo!“, sagte er.
    Ich schnallte mich an und blickte stur geradeaus. Ryan lachte leise und legte den ersten Gang ein.
    „Hast du Hunger?“, fragte er, nachdem wir eine Weile unterwegs waren.
    Ich zuckte mit den Schultern. „Ja, ein bisschen.“
    „Nicht weit von hier gibt es einen Ort, da steht am Hafen eine alte Räucherei. Dort gibt es den besten Räucherlachs jenseits des Tweed.“
    „Tatsächlich?“
    „Aye. Na komm schon! Ich lade dich ein.“
    „Als Wiedergutmachung dafür, dass du dich über mich lustig gemacht hast?“
    Er warf mir einen verwunderten Blick zu. „Ich mache mich nicht über dich lustig, Jo.“
    Ich zuckte erneut mit den Schultern. „Wenn du das sagst.“
    Er schaute noch ein paarmal zu mir herüber, als wäre er sich nicht sicher, ob ich nicht vielleicht im nächsten Moment aus dem Wagen springen würde. Auf einmal holte er tief Luft und sagte: „Deine Augen sind blau wie die Seen bei mir zu Hause, Jo. Doch nicht nur. Sie haben kleine goldene Sprenkel um die Pupille herum. Wenn die Sonne dein Gesicht trifft, ist es fast, als ob sie fluoreszieren. Und wenn du mich ansiehst, weiten sich deine Pupillen, als ob deine Augen mich aufsaugen wollten.“
    Ich schluckte, mein Herz begann wie wild zu klopfen, doch ich schwieg. Ich wusste auch gar nicht, was ich hätte sagen sollen. Mein Kopf war völlig leer. Einen klaren Gedanken fassen – aussichtslos. Ein peinliches Schweigen breitete sich zwischen uns aus, und je länger es andauerte, umso unmöglicher war es, diese Stille zu durchbrechen. Schließlich saß ich einfach nur da und wartete darauf, dass sich die Erde auftat und mich verschluckte.
    Fünfzehn Minuten später bog Ryan in eine Straße ein, nach weiteren fünf Minuten hielten wir in einer kleinen Ortschaft namens Marridon.
    Es war ein kleiner, hübscher Hafen, in dem die übliche Geschäftigkeit herrschte. Boote, an denen bereits die Farbe abblätterte, tuckerten in den Hafen hinein und wieder hinaus. Schiffshörner ertönten, Männer schrien sich gegenseitig an, wetteiferten um den besseren Fang und schwenkten ihre Schiffermützen, als wären es Flaggensignale. Die Räucherei sah aus, als hätte man eine winzige Brennerei

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