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Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryla Krüger
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Rücken zu ihm und versuchte mir die Strümpfe über die nassen Füße zu ziehen. Ich hörte, wie die Bretter des Stegs unter seinen Schritten knarrten.
    „Ich hoffe, dir hat gefallen, was du gesehen hast.“
    „Wie bitte?“, rief ich und drehte mich vor lauter Empörung, seine Blöße vergessend, mit offenen Augen um. Er stand da wie ein Fels und schaute mich mit einem ziemlich unanständigen Lächeln an. Seine Hand strich langsam über seine Brust und den muskulösen Bauch und schob das Wasser tiefer bis …
    Ich schluckte und machte die Augen wieder zu. Ich wusste nun, wer McKay war. Diese Statur und die langen, nun klitschnassen dunklen Haare hatte ich nicht vergessen.
    „Mister McKay!“, sagte ich so förmlich wie möglich. „Würden Sie sich bitte etwas überziehen?“
    „Marlin“, sagte er.
    „Wie bitte?“
    „Ich heiße Marlin. Du musst Jo sein. Ailsa hat mir von dir erzählt.“
    „Oh! Na dann! Marlin, zieh dir was an! Ist das besser?“
    Er lachte. „Aye. Viel besser. Warte einen Moment!“
    Es dauerte eine ganze Weile, doch schließlich hörte ich Schritte, und ich spürte, wie er die Sonne verdeckte.
    „So, du kannst die Augen wieder aufmachen.“
    Ich linste vorsichtig, und als mein Blick auf eine geöffnete Flasche Bier vor meinem Gesicht fiel, machte ich die Augen auf. „Danke!“, sagte ich und griff danach.
    „Kein Problem.“
    Auch wenn der Oberkörper mit nichts als einer Gänsehaut überzogen war, trug er nun zumindest lange Hosen. Er setzte sich zu mir auf die Bank, hob die Flasche an den Mund und trank. Ein Wassertropfen rann an seinem Hals herab, über das Schlüsselbein bis hinunter ins dunkelgelockte Brusthaar.
    Ich schluckte, wandte den Blick ab, schüttelte den Kopf, prostete der Verkettung der heutigen Ereignisse zu und hob meine Flasche an die Lippen.
    „Bist du der dicken Mauern überdrüssig geworden?“, fragte er nach einer Weile.
    Ich nickte. „Ja, so ähnlich.“
    „Ailsa sagte, du gehörst zu den Geisterjägern.“
    „Na ja, nein, eigentlich nicht, oder besser noch nicht.“
    Er machte ein seltsames Geräusch, das ein Lachen, aber auch ein verächtliches Schnauben sein konnte. „Ihr versucht da hinter etwas zu blicken, was ihr nicht verstehen könnt.“
    „Wie ist das gemeint?“, fragte ich.
    „Geistern in solch alten Gemäuern kann man nicht mit Technik zu Leibe rücken.“
    „Das denke ich langsam auch, dabei glaube ich noch nicht mal an Geister.“
    „Das hat Ailsa auch erwähnt.“ Er lachte kurz auf und hob die Flasche erneut an die Lippen.
    „Kennst du Ailsa gut?“
    Nachdem er getrunken hatte, wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund und zuckte mit den Schultern.
    „Sie ist eine Freundin“, sagte er, ohne irgendeine Bedeutung in der Stimme, und ich hätte ihm beinahe meine Flasche über den Schädel gezogen.
    „Schon klar“, erwiderte ich stattdessen und schnaubte.
    „Du glaubst nicht an Freundschaft zwischen Frau und Mann?“
    „Oh doch!“, entgegnete ich und bemühte mich nicht, meinen Sarkasmus zu verstecken. „Sie ist sicherlich auf irgendeine Erkrankung zurückzuführen.“
    Er machte erneut ein Geräusch, aus dem jetzt jedoch eindeutig Zustimmung herauszuhören war. Und somit, dachte ich, war wohl alles gesagt. Vor meinen Augen sah ich die Frau, grazil wie ein Reh, mit einer Haut wie Alabaster und Haaren wie flüssiges Gold – und wie sie sich an Ryan geschmiegt hatte. Ich blickte auf meinen ziemlich großen Busen hinab, auf die von der Sonne schon jetzt gerötete Haut mit den tausendfachen Sommersprossen und dachte an mein ausladendes Hinterteil, zog eine meiner farblosen Haarsträhnen vors Gesicht und sah an ihr vorbei auf meine ziemlich großen Füße.
    „Marlin?“, fragte ich.
    „Aye?“
    „Würdest du mich küssen?“
    Er drehte mir den Kopf zu. Überraschung und Argwohn lagen in seinen Augen, die stahlblau unter dichten schwarzen Wimpern hervorschauten.
    „Ist das ein Test?“, fragte er.
    Mein erster Instinkt war, mich sofort bei ihm zu entschuldigen und so schnell wie möglich das Weite zu suchen, doch dann fielen mir seine Lippen ins Auge. Die Oberlippe war schmal, hübsch geschwungen und endete in einem scheinbar ewigen Lächeln. Seine Unterlippe dagegen war voll und verlief in einem breiten Bogen von einem Mundwinkel zum anderen. Was es genau war, konnte ich mir nicht erklären, aber diese Lippen brachten mich dazu, wortlos zu verneinen.
    Er drehte seinen Oberkörper zu mir, schaute mich einen Moment lang

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