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Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryla Krüger
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Nachtschrank. „Ich habe da ein Wundermittel von einer Kräuterfrau, die unten in Broch Monadail wohnt. Lass sehen, Kleines“, sagte er und zog mir vorsichtig das Laken vom Körper. „A Dhia, a ghràidh!“
    „Ja, schon gut! Ich weiß, ich sehe aus wie ein Hummer.“
    Ich drückte mit dem Finger auf meinen Bauch und schaute zu, wie sich der gelbweiße Fleck erst nach und nach wieder zu dem hässlich roten Hautton verfärbte.
    Die Tür ging auf. Ich griff hektisch nach dem Laken, als Ailsa hereinstürmte und die Tür hinter sich zuwarf.
    „Hast du das Zeug bekommen?“, fragte sie Marlin, ohne auf mich zu achten, und trat näher.
    „Aye, ist es das?“ Er zeigte ihr den Topf, und sie hielt schnüffelnd ihre Nase darüber.
    „Ja, das ist es“, sagte sie und zog ihre Jacke aus.
    „Ähm …“ Ich hob einen Finger. „Darf ich auch erfahren, was das ist?“

Geister!
    Es war etwas Pflanzliches, Naturmedizin also, und es stank erbärmlich. Kaum hatte sich das Zeug durch meine Haut erwärmt, begann es zu müffeln wie gammliger Seetang. Doch es half. Am Nachmittag fühlte ich mich schon viel besser, und abends beschloss ich, dem Essen diesmal nicht fernzubleiben. Schon gar nicht, nachdem Ailsa mir mit einem Augenzwinkern berichtet hatte, dass ihre Tante Milly, ohne Ryan vorher zu fragen, Marlin zum Dinner gebeten hatte. Und er hatte zugesagt.
    Ich besaß ein knallrotes leinenes Wickelkleid, was zwar farbtechnisch gesehen momentan ein Desaster war, aber es lag angenehm leicht auf der Haut. Also zog ich es an und nahm mir vor, jeden Spiegel zu meiden. Was sinnlos war, da Finn keinen Grund für Zurückhaltung sah und mir sprichwörtlich den Spiegel vor Augen hielt.
    „Du siehst aus wie eine wandelnde Telefonzelle.“
    Da Telefonzellen in Schottland zu neunzig Prozent rot waren, warf ich ihm einen vernichtenden Blick zu und bedankte mich für den Vergleich, als Lucas neben mir auftauchte, an mir roch und die Nase rümpfte. „Sag mal, wonach riechst du denn?“
    „Tote Meerjungfrau“, kommentierte Marlin, der soeben elegant in einem schwarzen Anzug im Vorraum des Speisesaals erschien und mir einen Kuss auf die Wange gab. „Ist mein Bruder noch nicht hier?“, fragte er daraufhin und schaute sich um.
    „Ryan hat beschlossen, bei dem Essen mit Abwesenheit zu glänzen“, sagte Finn und reichte Marlin die Hand. „Tut gut, dich zu sehen, mein Freund“, fügte er leise hinzu.
    Einen Moment lang blickte Marlin auf die Hand, dann griff er zu. „Aye. Es ist lange her.“
    Finn und Marlin lächelten sich an, und mir fiel das Atmen etwas leichter.
    „Hi!“, sagte Lucas und reichte Marlin nun auch die Hand. „Wir kennen uns noch nicht – Lucas McLean. Finn hat mir von eurer Zeit bei der RNLI erzählt. Er sagt, du warst der unglaublichste Taucher, den er je gesehen hat.“
    „Finn übertreibt eben gern.“
    „Er sagt, du hättest ihm das Leben gerettet.“
    Marlin schaute in Finns Gesicht. „Du erinnerst dich daran?“
    Finn schüttelte den Kopf. „Nein. Ryan hat mir gesagt, dass du es warst.“
    Marlin atmete überrascht aus. „Na so was!“, meinte er und lächelte, als würde er sich plötzlich an einen längst vergessenen Scherz erinnern.
    „Was ist die RNLI?“, fragte ich.
    „Die Royal National Lifeboat Institution – der britische Seenotrettungsdienst“, erklärte Finn.
    „Ihr wart Rettungstaucher?“
    „Ryan und Marlin schon. Ich war Techniker und Zeugwart.“
    „So, ihr Lieben!“, rief Milly und erschien in der Tür zum Speisesaal. „Da ich hörte, dass der Trotzkopf sich weigert, würde ich sagen, wir fangen ohne ihn an. Vielleicht kommt er ja noch zur Vernunft.“
    „Eher gefriert die Hölle“, meinte Finn kaum hörbar.
    Severíne allerdings war anwesend. Sie saß neben Malcolm und überhäufte ihn mit ihrem Sex-Appeal. Vor lauter Nervosität brachte er kaum ein ganzes Wort zustande. Marlin und mich ignorierte sie völlig, was mir nur recht war. Trotzdem kam ich nicht umhin, sie heimlich in Augenschein zu nehmen. Sie hatte ihr goldblondes Haar aufgesteckt, ein paar Strähnen fielen ihr schmeichelnd auf die Schultern und ins Dekolleté. Dazu trug sie ein nachtblaues Kleid, das ihren sanft schimmernden Teint und ihre hauchzarte Silhouette vorzüglich zur Geltung brachte.
    Abgemagerte Zicke!
    „Wenn du sie weiterhin so anstarrst, fühlt sie sich nur bestätigt“, flüsterte Marlin mir ins Ohr.
    „Ja, du hast recht. Sie ist aber leider auch wirklich hübsch.“
    „Das haben Giftschlangen so

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