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Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryla Krüger
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bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag. Stattdessen versuchte ich mich ein wenig aufzurichten, was mir mit Mühe und zusammengebissenen Zähnen gelang, und erwiderte seinen Blick so gut wie möglich. Schon nach kurzer Zeit hatte ich das Gefühl, seine Augen würden mich mehr verbrennen, als es die Sonne getan hatte. „Wo ist Severíne?“, fragte ich.
    „Sie schläft.“
    „Hm“, erwiderte ich und nickte. „Wie spät ist es?“
    „Sechs Uhr achtundzwanzig“, sagte er, ohne auf seine Uhr zu blicken, so dass ich mich fragte, ob die Uhrzeit wohl stimmte. Eigentlich war es egal, wie spät oder früh es war, doch ich wollte wissen, um welche Uhrzeit er mir den Hals umdrehen würde. Er war wütend. Das konnte ich sehen. Seine Schultern waren hochgezogen und verkrampft, die Hände zu Fäusten geballt, so dass die Fingerknöchel weiß schimmerten, und sie zitterten. Seine Augen schossen Blitze auf mich herab. 
    „Warum?“, fragte er, und ich hörte die Anspannung heraus. „Erwartest du meinen Bruder?“
    „Nein“, sagte ich, obwohl das nicht so ganz stimmte. Da Marlin über Ailsa seinen Besuch angekündigt hatte, erwartete ich ihn auch – auf die eine oder andere Weise.
    „Nimm doch bitte Platz“, bat ich, um seinem Blick zu entgehen, und nickte zu Ailsas Sessel.
    Ich konnte sehen, wie er mit sich rang, doch schließlich riss er sich los, kam um das Bett herum und setzte sich. Er roch stark nach Whisky, und unter seinen Augen lagen Schatten.
    „Hast du die ganze Nacht getrunken?“, erkundigte ich mich und bemühte mich, es keinesfalls wie einen Tadel klingen zu lassen. Er antwortete darauf jedoch nicht.
    „Was ist gestern geschehen?“, fragte er im Gegenzug.
    „Bevor oder nachdem Severíne dich in der Halle begrüßt hat?“
    „Komm mir nicht so!“
    „Warum nicht?“, fragte ich und ging in die Offensive. „Das war doch deutlich genug. Und sag jetzt nicht, dass sie nur eine Freundin ist. Ich habe es gesehen, Ryan. So küssen sich Freunde nicht. Nicht mal hier in Schottland.“
    „Sie war mal mehr als eine Freundin.“
    „Ach! Hast du vergessen, sie davon in Kenntnis zu setzen?“
    „Jo, du übertreibst!“
    „Ich übertreibe? Ich habe es genau gesehen!“
    „Was hast du gesehen?“
    „Du hast sie geküsst!“
    „Genau genommen hat sie mich geküsst.“
    Ich schnaubte. „Dein Widerstand war beeindruckend“, erwiderte ich und funkelte ihn an. „Was ist? Wie nennt sie dich, wenn ihr alleine seid? Rabby, Raibeart oder Mylord?“
    „Das ist nicht fair“, sagte er, und seine Augen verengten sich zu grünen Schlitzen.
    „Ach ja?“ Ich beugte mich vor. „Dann sind wir jetzt quitt, würde ich sagen.“
    „Wie meinst du das? Jo! Was ist gestern passiert?“, fragte er noch einmal, und seine Stimme wurde lauter. Ich sah die Zweifel und die Wut in seinen Augen auflodern und holte tief Luft, um mich vor dem Blitz zu wappnen, der nun auf mich niedergehen würde. „Nichts“, sagte ich und wartete. Der Blitzschlag blieb aus, stellvertretend dafür warf sich Ryan halb über mich und blickte mir aus zehn Zentimetern Entfernung in die Augen. Sein Atem umnebelte mich wie eine ganze Destille – doch das war nur ein lästiges Lüftchen gegen den brennenden Schmerz, den seine Hand verursachte, die sich zwar nicht grob, aber doch energisch gegen meine Hüfte presste. Ich hielt die Luft an, um nicht zu jammern, doch er sah mir trotzdem an, dass ich Schmerzen hatte. Sein Blick glitt von meinem Gesicht abwärts über das Laken bis zu seiner Hand, und mir war klar, dass er die Hitze spüren musste, die mein verbrannter Körper durch den Stoff hindurch ausströmte. Sein Kopf hob sich wieder, seine grünen Augen musterten mich aufmerksam.
    „Ailsa meinte, du hättest dir einen Sonnenbrand geholt?“
    Seine Hand drückte sich noch etwas mehr gegen meine Hüfte. Dann glitt sie langsam und konzentriert über meine Taille, meinen Bauch und über meine Brust. Die ganze Zeit sah er mir dabei tief in die Augen.
    „Hör auf!“, bettelte ich, als mir vor unterdrückten Schmerzenslauten und Schuldgefühlen fast die Tränen kamen. „Bitte!“
    Sofort ließ er mich los und stand auf. Düster schaute er auf mich herab und sagte leise: „Dein Körper, Jo, hat dich nicht verraten. Es waren deine Augen. Du kannst mich nicht belügen.“ Er wandte sich ab und ging hinaus.
    Ich schlug mir das Laken über den Kopf und spürte, wie mir heiße Tränen über das verbrannte Gesicht liefen.
    „DU hast hier nichts verloren!“, dröhnte

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