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Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryla Krüger
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Vorplatz betrat, hatte der Park seine Gestalt bereits verschlungen. Ich blieb eine Weile ratlos stehen und ging schließlich wieder hinein. Finn war eigentlich gar nicht der Typ für Heimlichkeiten. Warum sollte gerade er sich in aller Stille davonmachen – und wohin?, fragte ich mich.
    Neugierig, wie ich war, führte mich mein Weg nun nicht mehr in mein Zimmer. Ich trat im dritten Stockwerk aus dem Turm und bog in Richtung Oktogon ab. Schon von weitem konnte ich sehen, dass die Tür nur angelehnt war. Leise schlich ich näher, denn ich hörte jemanden lachen. Ailsa?
    Ich ging weiter und legte eine Hand an das Türblatt. Vorsichtig schob ich die Tür etwas weiter auf und linste um das Holz herum. Ailsa – und Finn.
    Sie lag rücklings auf dem Tisch, lachte leise und schob Finn gerade das Hemd von den Schultern, der mit seinen Händen gierig über ihre nackten Schenkel strich und sein Gesicht zwischen ihren Brüsten vergraben hatte.
    Erschrocken wich ich zurück, blieb wie angewurzelt stehen und spürte, wie meine Gesichtszüge vor lauter Heiterkeit entgleisten. Rasch schlug ich mir die Hand vor den Mund und schlich davon, während die Geräusche in meinem Rücken mich an Sonne, Gras und feuchte Finger erinnerten.
    Mit Ailsas Lachen im Ohr und dem Duft von warmer Männerhaut in der Nase ging ich ins Bett und versuchte alles, dass meine Erinnerungen mir in die Träume folgten.
    Den geheimnisvollen Mann hatte ich längst vergessen.
    „Aufgestanden, Schlafmütze!“, rief Ailsa und zog die Vorhänge am Fenster mit Schwung zur Seite, so dass blendendes Sonnenlicht mich traf. „Es ist halb elf!“
    „Geh weg!“, grummelte ich und schob mir das Kissen über die Augen.
    „Nichts da!“ Sie riss mir das Kissen aus der Hand und warf es ans Bettende. „Hier! Kaffee!“
    Ich funkelte sie an, wollte gerade etwas entgegnen, blickte dann zu der dampfenden Tasse in ihrer Hand und schluckte das Vorhaben hinunter.
    „Danke!“, sagte ich stattdessen, nahm ihr die Tasse ab, setzte mich auf und trank einen Schluck, während Ailsa mein Kopfkissen auflockerte, meine Socken vom Boden aufhob und sie in einen Korb warf.
    „Hey! Das sind meine Socken!“
    „Ja, und ich werde sie waschen. Wo ist der Rest?“
    „Du willst meine Wäsche waschen?“
    „Heute ist Waschtag, oder willst du das selbst erledigen?“
    „Wenn du mir zeigst, wo die Waschmaschine steht, ja.“
    „So ein Unsinn! Her mit dem Zeug!“
    Ailsa stand da, hatte beide Hände in die Hüften gestemmt und funkelte mich an. Ihre rosigen Wangen und ihre leuchtenden Augen sprachen Bände … Bände hocherotischer Literatur.
    „Dein Elan ist furchtbar“, sagte ich, kletterte aus dem Bett und nahm den Beutel mit der zu waschenden Wäsche aus dem Schrank. „Hier!“
    „Na also! Geht doch! Wie war der Abend?“
    „Schön! Ich habe Ryans und Marlins Großmutter kennengelernt. Sie hält mich wohl für ausreichend, um in die Familie einzuheiraten.“
    „Ihr wart bei der alten Lady Ellen?“
    „Ja.“ Ich stellte die Tasse aufs Fensterbrett und öffnete meinen Schrank. „Sie hat mir von der Annie erzählt, die hier früher mal Dienstmädchen war.“
    „Annie Guthrie?“
    „Du hast von ihr gehört?“
    „Klar, die Legende der weißen Annie kennt jedes Kind. Du meinst, die hat es wirklich gegeben?“
    „Anscheinend“, sagte ich, stieg in die Hosenbeine meiner Jeans und zog sie mir über die Hüften. „Diese Unterlagen aus Edinburgh, die Severíne mitgebracht hat, sind Briefe und Tagebucheinträge von Annie. Weißt du vielleicht, was aus ihr geworden ist?“
    „Nein“, entgegnete Ailsa, schnappte sich, ohne mit der Wimper zu zucken, meinen Slip vom Stuhl, warf ihn zu meinen anderen Sachen in den Korb und hob diesen auf ihre Hüften. „Frag doch Milly. Meine tratschsüchtige Tante hört und sieht doch angeblich alles.“
    „Na Gott sei Dank nicht wirklich alles“, erwiderte ich, doch Ailsa ging nicht darauf ein.
    „Okay! Wir sehen uns zum Lunch.“ Mit meiner Dreckwäsche verschwand sie durch die Tür und sang lauthals It‘s Raining Men . 
    Ich lauschte ihr für einen Moment und lachte leise. „Finn, Finn, Finn! Du warst gut!“, murmelte ich und schloss die Schranktür.
    In der Küche war Milly nicht. Ich schnappte mir einen Apfel und machte wieder kehrt. Auf dem Weg zur Bibliothek kam mir eines der Mädchen entgegen, die Milly im Haushalt zur Hand gingen.
    „Guten Tag, ähm … Netty?“
    „Nelly!“, sagte sie. „Guten Tag, Miss Jo!“
    „Nelly,

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