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Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryla Krüger
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schöner schwarzer Neufundländer.
    „Wie alt wart ihr da?“, fragte ich.
    „Dreizehn und neun. Und wir konnten einfach nicht stillstehen. Der Maler, den Großmutter engagiert hatte, war fast an uns verzweifelt.“
    „Er himmelte dich an“, sagte ich.
    „Wer?“
    „Ryan. Er vergötterte dich.“
    „Aye, vielleicht ein bisschen.“
    „Ein bisschen? Sieh dir seinen Blick an!“
    „Lass uns gehen!“, sagte Marlin und wandte die Augen von dem Gemälde ab.
    „Tut mir leid!“ Ich hielt ihn am Arm zurück. „Es ist mir nur aufgefallen. Ich wollte dich nicht verletzen. Ryan ist …“
    „Ein Hornochse!“, knurrte er. „Er ist unausstehlich, schonungslos direkt und gehässig, besonders wenn ihm etwas an einem Menschen liegt.“
    „Er muss dich wirklich sehr gernhaben.“
    Marlin Kopf schoss zu mir herum, doch dann lächelte er schief. „Ja, wahrscheinlich“, sagte er und lachte leise. Er schaute noch einmal das Gemälde an und zuckte mit den Schultern. „Ich Trottel habe immer versucht, ihn zu schützen.“
    „Wovor?“
    „Vor sich selbst. Er wollte permanent mit dem Kopf durch die Wand. Ich hatte Angst, dass er sich irgendwann weh tut.“
    „Ihr wart beide bei der Rettungswacht?“
    „Aye“, sagte er, nahm meine Hand und zog mich fort von dem Bild. „Wir waren schon als Kinder gute Schwimmer“, erzählte er weiter. „Ryan hasste es, dass er mich nie schlagen konnte. Ich war leider immer etwas schneller als er. Eines Tages hatte er sich bei der RNLI eingeschrieben. Ich hielt es für eine ganz gute Idee, doch dann hörte ich, dass er am laufenden Band in irgendwelche Raufereien verwickelt war. Die Jungs dort sahen in ihm wohl immer nur den Sohn eines Earls, und als sie erfuhren, dass er – nun ja – ein unehelicher Sohn war … also, du kannst dir vorstellen, wie sie ihm zugesetzt hatten.“
    „Dann bist du auch zur RNLI, hast dort aufgeräumt, und Ryan hatte das Gefühl, ein Versager zu sein, dem der große Bruder aus der Patsche helfen musste.“
    Marlin sah mich an, atmete lächelnd aus und nickte. „Ich habe viele Fehler gemacht.“
    „Das war doch kein Fehler, Marlin. Nur nicht ganz zu Ende gedacht.“
    Er lächelte mich an, legte den Arm um mich und küsste mir sanft die Stirn. „Komm! Wir sollten uns von Grandma verabschieden. Du hast Eindruck auf sie gemacht, weißt du das?“
    „Sie ist eine beeindruckende Frau.“
    „Aye, das ist sie. Deswegen wollte ich auch, dass du sie kennenlernst.“
    „Sollte ich nicht eigentlich dich kennenlernen?“
    „Doch. Und?“, fragte er, blieb stehen und sah mich an.
    Ich lächelte und strich ihm sanft eine Strähne aus dem Gesicht. „Du versuchst immer das Richtige zu tun, Lord Marlin. Du hast sogar versucht, für Ryan nicht nur Bruder, sondern auch ein Stück weit Mutter zu sein, was dir nicht gelang. Ist ja auch kein Wunder. Du warst selbst ein Kind ohne Mutter.“
    Marlins Augen bekamen einen warmen Glanz. „Sieh an!“, sagte er leise. „Du kennst mich schon besser, als ich mich selbst kenne.“

Heureka, verdammt!
    Der Himmel über Caitlin Gardens sah aus wie ein mit Kristallen besticktes schwarzes Tuch. Die Bergrücken des Glen Monadail hatten sich mit ihm vereint, so dass man kaum erkennen konnte, was Himmel und was Erde war. Der See lag ruhig vor uns, und die Sterne spiegelten sich in ihm. Irgendwo plätscherte es. Mackenzie, der Otter?
    „Warum wohnt jemand wie du in einem kleinen Cottage am Rande eines Parks?“, fragte ich und unterdrückte ein Frösteln. Die Nächte so hoch im Norden waren nicht nur schön, sondern auch kalt. Marlin saß hinter mir, an einen Pfosten des Stegs gelehnt, und zog die Decke um uns beide etwas fester. Ich spürte sein Achselzucken. „Hier kann ich … ich selbst sein.“
    „Gibt es Orte, wo du es nicht sein kannst?“
    „Im Haus meines Vaters bin ich der Sohn. In London und Edinburgh bin ich Lord Marlin of Laide. In der Destille bin ich Marlin McKay. Nur hier bin ich – ich. Marlin. Nicht mehr und nicht weniger.“
    „In der Destille?“, hakte ich nach.
    Er hob die Flasche an und drehte das Etikett so, dass ich es sehen konnte.
    „McKay’s First“, murmelte ich und machte große Augen. „Du hast eine Whiskybrennerei?“
    „Ich habe eine Whiskybrennerei.“
    „Du siehst nicht so aus.“
    „Wie sollte so jemand denn aussehen?“
    „Ich weiß nicht. Auf jeden Fall sollte er eine rote Nase haben.“
    Marlin lachte leise und holte dann überrascht Luft.
    „Was ist?“, fragte ich.
    „Sieh

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