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Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryla Krüger
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gegen den Strich ging. Das Wetter verhielt sich da nicht anders.
    Während Ryan sich also seinem Starrsinn hingab und der Himmel vergaß, seine Schleusen irgendwann mal wieder zu schließen, verbrachten wir den verregneten Tag damit, dass Marlin mit mir zu der familieneigenen Whisky-Destille fuhr. Er zeigte mir alles und erklärte es zu meiner Überraschung so, dass selbst ich es begriff. Er ließ mich sogar von einem fünfzigjährigen Whisky kosten.
    Am Abend waren wir erneut bei Lady Ellen zu Gast. Es wurde eine feuchtfröhliche und sehr gesellige Runde, da zu meiner Überraschung sogar Pastor Livingston anwesend war und er und Lady Ellen uns mit ihrer erheblichen Merkfähigkeit des genauen Wortlauts verschiedenster Liebesbriefe zum Lachen brachten. Selbst Alfred, der sonst stets das Gesicht einer nachdenklichen Bulldogge vor sich hertrug, konnte sich nicht erwehren. Ich sah, dass seine Mundwinkel zuckten, während er sich im Hintergrund hielt und das Dinner überwachte. In ihrer unnachahmlichen Konsequenz verfügte Lady Ellen, dass wir alle über Nacht blieben, und ich schlief tief und traumlos in einem wunderschönen Zimmer, dessen bodentiefe Sprossenfenster zum angrenzenden Garten hinausgingen. Nach dem Aufwachen kreisten meine Gedanken erneut um Ryan. „Das grenzt auch schon an Rigorismus“, murmelte ich, drehte mich stur auf die Seite und zog mir die Bettdecke bis über die Ohren.
    Gegen Morgen riss der Himmel etwas auf, doch schon am frühen Vormittag setzte der Regen erneut ein. Nach dem Frühstück verließen wir Linden Hall und fuhren zurück nach Caitlin Castle.
    „Was meinst du?“, fragte ich und blickte hinaus in den trüben Tag. „Ob Ryan sich mittlerweile etwas abgeregt hat?“
    „Du hast oft an ihn gedacht, oder?“
    Ich wandte den Kopf, um ihn anzusehen. „Ja, du nicht?“
    Marlin blickte mich lächelnd an. „Doch, aye. Ich auch. Wir werden sehen, ob er uns sofort an die Kehle springt, wenn wir zur Tür hereinkommen.“
    „Marlin, ich denke, ich sollte erst einmal allein die Lage überprüfen. Wenn wir da zu zweit auftauchen …“ Ich biss mir auf die Lippen. „Nicht, dass du glaubst, ich …“
    „Ist schon gut. Du hast recht.“ Er nahm meine Hand, drückte sie und nickte. „Ich habe so und so noch ein paar Sachen zu erledigen.“
    Als ich Caitlin Castle betrat, kam mir Rupert mit einem Mann in Arbeitskleidung entgegen. „Oh! Guten Morgen, Jo!“, sagte Rupert fröhlich. „Darf ich dir Alec MacPherson vorstellen, den Bauleiter?“
    „Guten Morgen, Miss!“, begrüßte mich der Mann, der eine Statur wie ein riesengroßes Whisky-Fass hatte und auch ein wenig nach dessen Inhalt roch.
    „Guten Morgen!“, erwiderte ich. „Der Bauleiter? Können die Restaurierungsarbeiten nun weitergehen?“
    „Aye, endlich!“, sagte Rupert. „Morgen. Und als Erstes kümmern sie sich um die Kläranlage. Der Regen, verstehst du?“
    Ich verstand nichts, fand das Thema aber auch nicht so spannend. Also nickte ich nur. „Wo sind die anderen?“
    „Milly und die Mädchen sind im Westflügel. Die Jungs sind in der Bibliothek.“
    „Danke, Rupert! Ihnen noch einen schönen Tag, Mister MacPherson.“
    „Danke, Miss!“, erwiderte dieser und verschwand mit Rupert zur Tür hinaus.
    „Seine Gnaden, der Duke, wird morgen hier erwartet“, sagte Ryan in dem Moment, in dem ich die Tür zur Bibliothek aufstieß. „Wir sollten bis dahin alles zusammenpacken. Oh! Hi, Jo!“
    „Hallo!“
    „Schön, dass du dich mal wieder bei uns blicken lässt. Ich hoffe, du hattest einen schönen Tag.“
    „Hast du dich abreagiert?“, fragte ich.
    „Ich weiß nicht, was du meinst.“
    „Ja, dachte ich mir“, sagte ich und setzte mich zu Finn ans andere Ende des großen Tisches.
    „Gut!“, erwiderte Ryan. „Also! Die Haupthalle ist wieder in bestem Zustand. Die Krypta ist so weit, dass die Arbeiten unten in den Gewölbekellern weitergehen können. MacPherson, dieser Bauleiter, hat es sich angesehen. Finn? Lucas? Sorgt ihr dafür, dass das Oktogon wieder seinem früheren Zweck zugeführt werden kann?“
    „Geht klar!“, sagte Finn. „Was ist mit dem Bericht?“
    „Den Bericht für den Professor schreibe ich, keine Sorge. Jo? Kannst du dich hier um deine ganzen Unterlagen kümmern?“
    „Du meinst Annies Briefe?“
    Ryans Ohren wurden rot. „Aye! Die meine ich. Wir nehmen sie mit nach Edinburgh.“
    „Okay!“, sagte ich. „Wann fahren wir?“
    Ryan hielt inne und schaute mich an. Ich hatte das Gefühl, dass

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