Ein Schritt ins Leere
der Meinung, dass er wirklich Bassington-ffrench heißt und dass er eine gesellschaftliche Stellung einnimmt, an die sich kein Argwohn herantraut.»
«Bobby, deine Schlussfolgerungen würden einem gewieften Kriminalbeamten zur Ehre gereichen!», lobte Frankie. «Du hast Recht, es wird keine Verbindung zwischen Bassington-ffrench und Alex Pritchard geben. Freilich, wenn wir wüssten, wie der Tote in Wirklichkeit heißt…»
«Oh, dann verschöbe sich vermutlich das Bild.»
«Es war also wichtig, dass der Leichnam nicht erkannt wurde – daher die Verschleierungsmanöver der Caymans. Und dennoch nahmen sie ein großes Wagnis auf sich.»
«Du vergisst, dass Mrs Cayman ihn so schnell wie menschenmöglich identifizierte. Wenn hinterher Bilder von ihm in die Zeitungen gelangen sollten – und du weißt, wie undeutlich die meist sind! –, würde höchstens hier und da einer gesagt haben: Merkwürdig, wie sehr dieser Pritchard, der an der Küste von Wales verunglückte, dem Mr Z. ähnlich sieht!»
«Damit ist’s nicht getan», bemerkte Lady Frances pfiffig. «Mr Z. muss ein Mann gewesen sein, den niemand vermisste. Ich meine, er kann keine Familie, Frau oder sonstige nahe Verwandte gehabt haben, die sofort zur Polizei laufen und eine Vermisstenanzeige erstatten würden.»
«Jetzt zolle ich dir Lob, Frankie.»
«Nicht wahr, wir folgern herrlich? Wenn nur nicht alles grundfalsch gefolgert ist…!»
«Nun, mir scheint, dass wir nicht leichtfertig zu Werke gegangen sind. Freilich, die wilde Unwahrscheinlichkeit des Ganzen bleibt bestehen.»
Frankie schob die wilde Unwahrscheinlichkeit mit einer Geste beiseite.
«Bobby, wir haben jetzt drei Angriffsmöglichkeiten», erklärte sie. «Die erste hängt mit deiner Person zusammen. Einen Anschlag auf dein Leben haben sie bereits unternommen; wahrscheinlich werden sie einen weiteren versuchen. Ich möchte dich daher als Köder gebrauchen.»
«Nein, danke, Frankie», wehrte der Patient ab. «Diesmal bin ich mit heiler Haut davongekommen. Wer weiß aber, ob meine Haut standhält, wenn sie das nächste Mal zu einer gröberen Mordwaffe greifen. Deine Idee mit dem Köder lass gefälligst fallen.»
«Eine derartige Antwort hatte ich befürchtet», entgegnete Frankie betrübt. «Die jungen Männer heutzutage sind rettungslos degeneriert. Vater behauptet das wenigstens. Gefahrvolle Abenteuer reizen sie nicht mehr. Es ist ein Elend.»
«Ein großes Elend», bekräftigte Bobby; aber er sprach mit unerschütterlicher Festigkeit. «Wie lautet dein zweiter Schlachtplan?»
«Den Satz: ‹Warum haben sie nicht Evans geholt?› als Ausgangspunkt zu benutzen. Vermutlich kam der Tote hierher, um einen Evans zu besuchen. Wenn wir den finden könnten…»
«Wie viele Evans gibt es nach deiner Meinung in Marchbolt?», unterbrach Bobby.
«Ein paar hundert bestimmt. Wir müssen jeden einzelnen befragen.»
«Wonach willst du ihn befragen?»
«Ja, das ist der wunde Punkt!»
«Nein, Frankie», entschied der Kranke. «Wir müssen erst noch etwas mehr wissen. Dann können wir vielleicht auf diese Weise vorgehen. Und was ist mit Plan Nummer drei?»
«Dieser Bassington-ffrench. Da haben wir etwas Greifbares. Bassington-ffrench ist kein Dutzendname. Ich werde Papa fragen. Er kennt all diese Grafschaftsfamiliennamen und ihre verschiedenen Zweige. Irgendetwas müssen wir doch tun.»
«Selbstverständlich. Meinst du, ich ließe mir acht Gran Morphium eintrichtern, ohne nachher einen Finger zu rühren?»
«Bravo, Bobby. Das ist der richtige Kampfgeist.»
«Und überdies gilt es, die Schmach der Magenpumpe zu tilgen!»
«Genug!», gebot Frankie. «Jetzt wirst du wieder indezent.»
Seufzend schüttelte der Patient den Kopf.
«O Frankie, dir fehlt wirklich das echte weibliche Mitgefühl…»
9
F rankie verlor keine Zeit. Am selben Abend noch streckte sie ihre Fühler aus.
«Papa, kennst du irgendwelche Bassington-ffrenchs?»
Lord Marchington, der gerade einen politischen Artikel las, knurrte, dass diese törichten Konferenzen die Nationen nur unnütz Zeit und Geld kosteten.
Frankie geduldete sich, bis dieser Artikel und etliche andere gelesen worden waren.
«Die Bassington-ffrenchs», wiederholte sie dann.
«Was ist mit ihnen?»
Das wusste Frankie ja leider nicht. Was sie jedoch wusste, war, dass ihr Vater mit besonderem Vergnügen widersprach; daher stellte sie schnell eine Behauptung auf.
«Sie sind eine Familie aus Yorkshire, wie?»
«Unsinn – Hampshire. Dann gibt’s noch den
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