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Ein Schritt ins Leere

Ein Schritt ins Leere

Titel: Ein Schritt ins Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Gattin.»
    Roger Bassington-ffrench zuckte die Schultern.
    «Die kleine Moira vermutet, dass ihr Mann Henry mit Morphium versorgt, aber sie hat nicht die Spur eines Beweises», gab er zu bedenken. «Sie glaubt, dass er Henry als Patienten im Birkenhof haben möchte – ein sehr natürlicher Wunsch für einen Doktor. Jeder Doktor möchte recht viele Patienten haben, Lady Frances. Dann glaubt sie, dass Nicholson meine Schwägerin liebt. Nun, das vermag ich allerdings nicht zu beurteilen. Doch selbst wenn es der Fall sein sollte, bedeutet es nicht unbedingt, dass Jasper Nicholson ein gefährlicher Verbrecher ist. Es gibt eine ganze Reihe höchst ehrbarer Bürger, die sich in die Frau eines Mitmenschen verlieben.»
    «Und ihre Annahme, dass er ihr nach dem Leben trachtet?», erinnerte Frankie.
    «Die Frage ist, wie viel Beachtung dies verdient», sagte Roger, indem er sich eine Zigarette anzündete. «Der Aufenthalt im Birkenhof, inmitten einer Schar mehr oder weniger absonderlicher Menschen, ist geeignet, das seelische Gleichgewicht einer Frau zu erschüttern, besonders einer Frau von Moiras schüchternem, nervösem Typ. Ja, wenn Sie mir beweisen könnten, dass Nicholson am Tag der Tragödie in Marchbolt gewesen ist, oder wenn wir ein Motiv fänden, das ihn mit Carstairs in Verbindung bringt – dann würde sich das Bild ändern. Aber mir scheint, dass Sie die wirklich Verdächtigen übergehen. Die Caymans nämlich. Da ist erstens ihre falsche Identifikation der Leiche, und zweitens ihr Forschen, ob der arme Kerl vor seinem Tod noch irgendetwas gesagt habe.»
    «Oh!», rief Frankie plötzlich. «Wissen Sie, was mir eben einfällt? Bis heute hatte ich angenommen, dass die Fotografie der Amelia Cayman anstelle von Moiras Bild in die Tasche des Toten gesteckt worden sei; aus dem aber, was Sie mir vorhin enthüllten, geht hervor, dass Carstairs zwei Fotografien bei sich gehabt haben musste. Die eine aus Liebe, die andere vermutlich wegen eines geschäftlichen Zweckes. Vielleicht wollte er das Bild der Cayman durch irgendwen identifizieren lassen. Tatsächlich, Sie haben Recht: Wir müssen eilig die Fährte der Caymans aufnehmen. Ich verstehe selbst nicht, wie ich das bislang außer Acht lassen konnte.» Das stimmte nicht ganz, da Frankie den Grund sehr genau wusste – sie hatte sich nur deshalb nicht mit den Caymans beschäftigt, weil ihr die Fährte Roger Bassington-ffrenchs wichtiger erschienen war. Doch fand sie es peinlich, das in diesem Augenblick einzugestehen. «Was werden wir in Bezug auf Mrs Nicholson tun?», fragte sie stattdessen.
    «Tun? Was meinen Sie, Lady Frances?»
    «Sollen wir ihre Todesangst einfach nicht beachten…? Ich finde, Sie sind sehr hart, Mr Bassington-ffrench!»
    «Hart bin ich nicht», verteidigte Roger sich. «Aber Menschen, die sich nicht zu helfen wissen, ärgern mich.»
    «Seien Sie doch gerecht! Was kann sie denn groß machen? Sie hat kein Geld und keine Zufluchtsstätte.»
    «Wenn Sie an Moiras Stelle wären, fänden Sie einen Ausweg, Frankie. Sie würden nicht brav dableiben und abwarten, bis man Sie ermordet. Entweder liefen Sie davon und schlügen sich irgendwie durch, oder Sie ermordeten den anderen zuerst. Irgendetwas würden Sie jedenfalls tun», schloss er voller Wärme.
    «Möglich», gab sie zu.
    «Nein bestimmt! Sie verfügen über eine beneidenswerte Energie. Sie könnten aus einem Mann alles machen, was Sie wollen…»
    Frankie fühlte sich geschmeichelt, und gleichzeitig überkam sie eine gewisse Verlegenheit, sodass sie das Thema hastig wechselte.
    «Wie steht’s?», sagte sie. «Sind Sie immer noch der Meinung, Ihr Bruder sollte in den Birkenhof gehen?»

22
     
    « N ein», erwiderte Roger. «Schließlich gibt es ja genügend andere Sanatorien, wo er behandelt werden kann. Nicht das Wo ist das wichtige, sondern Henrys Einwilligung.»
    «Und die, glauben Sie, sei schwer zu erlangen?»
    «Ich fürchte. Sie haben neulich selbst seine Ansicht gehört.» In diesem Moment trat Mrs Bassington-ffrench aus dem Haus, schaute umher, und als sie Roger und Frankie erblickte, schritt sie quer über den Rasen auf sie zu. Man sah ihr an, welch kummervolle Stunden hinter ihr lagen. «Roger», begann sie, «ich habe dich überall gesucht.» Und als Frankie eine Bewegung machte, um sich zu entfernen, setzte sie hinzu: «Nein, meine Liebe, gehen Sie nicht. Wozu Heimlichkeiten? Ich glaube, Sie wissen ohnehin Bescheid. Sie vermuteten es wohl schon länger, ja?» Frankie nickte.
    «Und ich

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