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Ein Schritt ins Leere

Ein Schritt ins Leere

Titel: Ein Schritt ins Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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hinterlassen?»
    Der Mann ging von neuem ins Haus.
    «Ein Telegramm ist für ihn eingetroffen», berichtete er, als er wieder an ihren Wagen trat. «Das ist alles… Kann ich irgendetwas für Sie tun, Miss?»
    Frankie schüttelte den Kopf. Nur rasch fort! Allein sein, um überlegen zu können!
    «Danke», sagte sie und ließ den Motor an.
    Mit weisem Nicken blickte der Hausknecht dem Wagen nach. «Das alte Lied!», brummte er. «Hat ihr wahrscheinlich erst das Blaue vom Himmel versprochen und sie dann sitzen lassen. Ein flottes Ding übrigens! Wie er wohl aussieht?»
    Er fragte die junge Dame im Empfangsbüro, aber die konnte sich nicht mehr erinnern.
    Inzwischen fuhr Frankie weiter nach Staverley – von Angst gequält.
    Warum war Bobby nicht ins Hotel zurückgekehrt…? Nur zwei Erklärungen gab es: Entweder er jagte einer Spur nach, und diese Jagd hatte ihn von Ambledever fortgeführt, oder… oder etwas war schief gegangen. Der Bentley wich gefährlich von seiner Bahn ab, und erst im letzten Augenblick bekam Frankie ihn wieder in ihre Gewalt.
    Blödsinnige Schwarzseherei! Natürlich fehlte Bobby nichts. Er verfolgte eine Fährte – das war alles…
    Aber warum, fragte eine andere Stimme, hatte er ihr nicht ein Wort der Beruhigung geschickt?
    Dafür eine Erklärung zu finden war schwierig. Doch es gab Erklärungen. Erschwerende Umstände… keine Zeit oder Gelegenheit… Bobby wusste, dass sie, Frankie, sich nicht unnötig aufregen würde. Alles war in schönster Ordnung bestimmt!
     
    Die Förmlichkeiten der amtlichen Leichenschau zogen wie im Traum an ihr vorüber. Sie sah Roger, sie sah Sylvia, rührend und schön in ihrem Witwenschleier. Die Verhandlung wurde mit viel Takt geführt. Die Bassington-ffrenchs erfreuten sich allgemeiner Beliebtheit, und man tat alles, um die Gefühle der Witwe und des Bruders zu schonen.
    Frankie und Roger sagten aus, desgleichen Dr. Nicholson. Hierauf wurde der Abschiedsbrief des Toten vorgelesen, und ohne Zögern fällten die Geschworenen ihren Spruch: «Selbstmord, begangen in geistiger Verwirrung.»
    Das «mitfühlende» Verdikt, wie Mr Spragge prophezeit hatte.
    In Frankies Hirn verbanden sich die beiden Geschehnisse.
    Zwei Selbstmorde, begangen in geistiger Verwirrung. Gab es einen Zusammenhang zwischen ihnen?
    Dass dieser Selbstmord echt war, wusste sie. Bobbys Theorie eines Verbrechens musste man als unhaltbar fallen lassen. Bezeugte nicht die Witwe selbst Dr. Nicholsons Alibi?
    «Ich glaube, da sind ein paar Briefe für Sie gekommen, Frankie», sagte Sylvia Bassington-ffrench nach der Verhandlung. «Nicht wahr, Sie sind nicht böse, wenn ich mich ein bisschen hinlege? Ich fühle mich so erschöpft.»
    Nicholson begleitete sie, etwas von einem Beruhigungsmittel murmelnd, und Frankie wartete nur ab, bis die Tür sich hinter den beiden geschlossen hatte.
    «Bobby ist verschwunden», flüsterte sie dann Roger zu.
    «Verschwunden?»
    «Ja.»
    «Wo und wie?»
    Sie erklärte es in wenigen hastigen Worten.
    «Was halten Sie davon?», fragte sie ängstlich.
    «Das bedeutet nichts Gutes», entgegnete er langsam.
    Frankie fühlte, wie ihr Herz momentan aussetzte.
    «Meinen Sie…», wisperte sie mit bebenden Lippen. «Ich finde, dass er… pst! Da kommt Dr. Nicholson.»
    Der Arzt betrat das Zimmer fast geräuschlos.
    «Gut, dass es vorüber ist», meinte er. «Es war ein Segen, dass Dr. Miller als Coroner amtierte.»
    «Vielleicht», sagte Frankie mechanisch.
    «Von der Persönlichkeit des Coroners hängt ungemein viel ab, Lady Frances. Er hat weitestgehende Vollmachten, und es steht in seinem Belieben, die Angelegenheit leicht oder kompliziert zu machen. Heute lief alles glatt.»
    «Ein gut inszeniertes Theaterspiel also», kam es eisig aus Frankies Mund. Nicholson musterte sie überrascht.
    «Ich weiß, was Lady Frances fühlt», mischte Roger sich ein. «Ich fühle das Gleiche. Mein Bruder wurde ermordet, Dr. Nicholson.»
    Er stand hinter dem anderen und sah deshalb nicht, wie Frankie, den bestürzten Ausdruck in des Doktors Augen.
    «Ja, es ist mein Ernst», fuhr Roger Bassington-ffrench fort, ohne Nicholson Zeit zu einer Entgegnung zu lassen. «Das Gesetz mag es nicht als Mord betrachten, doch in Wirklichkeit ist es ein solcher. Jene verbrecherischen Schufte, die meinen Bruder verleiteten, ein Sklave des Morphiums zu werden, mordeten ihn genauso, als wenn sie ihn niedergeschlagen hätten.»
    Dr. Nicholson nickte zustimmend. Jetzt wandte er sich an Frankie.
    «Sie kamen wieder

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