Ein schwarzer Vogel
einer allgemein verbreiteten Ansicht.«
»Da lag so ein altmodisches Kollier herum«, sagte Buda. »Es hatte Fassungen für dreizehn große Steine, aber es waren keine Steine mehr darin.«
Ich nickte.
»Dreizehn Steine«, betonte Buda.
»Was hat die Dreizehn zu bedeuten?«
»In dem Käfig der Krähe fanden wir sechs einmalig schöne Smaragde. Zwei weitere lagen auf dem Tisch im Mordzimmer.«
»Wo waren die sechs Steine im Käfig der Krähe?«
»In einer kleinen Schachtel im Hintergrund des Käfigs unter einem Nest, das die Krähe dort aus Zweigen gebaut hatte.«
»Interessant«, sagte ich. »Die Krähe muß vom Leuchten der Smaragde angezogen worden sein, sie mit dem Schnabel einzeln aufgepickt und in den Käfig gebracht haben.«
Buda sah mich lange prüfend an. »Sechs und zwei sind acht«, sagte er.
»Richtig«, bestätigte ich.
»Dem Kollier nach zu urteilen, müssen es insgesamt dreizehn gewesen sein.«
»Das kann man annehmen.«
»Dann fehlen aber fünf.«
»Auch das dürfte stimmen.«
»Ach, scheren Sie sich zum Teufel«, sagte Buda gereizt. »Icli versuche herauszubekommen, was mit dem Kollier los ist.«
»Und ich dachte, Sie hätten das Kollier.«
»Ich meine die Steine.«
»Waren denn Smaragde in dem Kollier?«
»Ich weiß es nicht.«
»Ist es ein alter Schmuck?«
»Sicher. Es muß ein Erbstück sein. Ich möchte wissen, wo Cameron ihn her hat. «
»Er wird ihn gekauft haben«, sagte ich, »sofern es sich nicht um ein persönliches Erbstück von ihm handelt.«
Buda seufzte.
»Natürlich könnte er ihn auch gestohlen haben. Eine andere Möglichkeit, wie er in seinen Besitz gekommen sein könnte, kann ich mir allerdings nicht vorstellen, Inspektor.«
Wieder sah mich Buda lange und prüfend an. »Wissen Sie was, Lam, ich werde mich mal ein bißchen um Sie kümmern. Sie haben ein zu gutes Mundwerk. Manchmal glauben die Kollegen im Präsidium, daß Sie nicht genug sagen. Man ist dort der Meinung, Sie hätten eine Neigung, Ausflüchte zu machen, ein bißchen geheimnisvoll zu tun. Sie müssen sich darüber im klaren sein, daß das in Ihrem Gewerbe nicht ganz unbedenklich ist.«
Buda lächelte etwas böse und verließ uns augenblicklich.
Bertha seufzte erleichtert auf. »Na schön, Donald. Jedenfalls haben wir fünfhundert Dollars mehr auf unserem Konto.«
»Der Fall bringt noch mehr ein«, versprach ich ihr.
»Woher willst du das wissen? Bitte erzähl mir mehr darüber.«
»Nun, dieser Sharpies...«
»Was ist mit dem?«
»Er hat Angst.«
»Wovor?«
»Wie soll ich das jetzt schon wissen?«
»Hast du denn irgendeine Vermutung?«
»Das Testament sieht vor, daß im Falle des Todes der beiden Nachlaßverwalter die Treuhänderschaft sofort endet und das Erbe zu gleichen Teilen ausgezahlt wird.«
»Wenn beide Nachlaßverwalter sterben?«
Ich nickte bestätigend.
Bertha wurde nachdenklich. »Ich möchte wissen, was sich ergibt, wenn die Bücher des Nachlasses jetzt geprüft werden. Wenn einer der Nachlaßverwalter stirbt, muß eine Kontrolle vorgenommen werden.«
»Darum werde ich mich kümmern. Ich habe eine Liste des Besitzes aufgestellt, den die Nachlaßverwalter übernommen haben.«
»Wieviel war er wert?« fragte Bertha, und sofort war der maßlose Appetit auf Geldeinheimsen von ihren Augen abzulesen.
»Bei der Übernahme etwa achtzigtausend Dollars. Die letzte Abrechnung wies zweihunderttausend Dollars aus.«
»Obwohl zwei Leute von den Zinsen des Vermögens gelebt haben«, sagte Bertha. »Shirley Bruce und — wie war der andere Name noch?«
»Robert Hockley.«
»Ich würde gern wissen, wieviel sie bekommen haben.«
»Fünfhundert monatlich.«
»Jeder?«
»Ja.«
»Das sind zwölf tausend im Jahr.«
»Stimmt genau.«
Plötzlich richtete sich Bertha senkrecht in ihrem Sessel auf. »Seit wieviel Jahren?« fragte sie.
»Rund zweiundzwanzig.«
»Wie hoch war das Vermögen?«
»Es wurde auf achtzigtausend Dollars geschätzt.«
Bertha beugte den Kopf zurück und rechnete nach.
»Die Entschädigungen für die Nachlaßverwalter und andere Unkosten gehen auch noch ab«, half ich ihr nach.
»Dann muß der Besitz ja enorme Gewinne abwerfen.«
»Es ist eine Goldmine, die ständig produziert. Auf jeden Fall glaube ich, daß Harry Sharpies wiederkommt.«
Bertha rieb sich freudig die Hände. Ihre Augen glänzten. Traumwandelnd wie im Geld schwimmend, sagte sie: »Donald, Liebling, manchmal sagst du die hübschesten Sachen.«
Achtes Kapitel
DONALD REIST AUF SEINE TOUR
B
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