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Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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besitzt. Man hat das ganze Land, aber nicht einen einzigen lebenden Menschen. Was nützt dieser Besitz? Wer wollte schon eine Wüste haben?«
    »In Palm Springs hat man beispielsweise eine ganz hübsche Oase daraus gemacht.«
    »Sie scherzen«, erwiderte sie leicht eingeschnappt.
    »Natürlich macht er Witze, Juanita«, sagte Shirley. »So sind wir hier im Norden nun einmal. Scherze haben wir immer im Kopf, um mit dem Ernst des Lebens besser fertig werden zu können. Mr. Lam versteht dich schon. Noch etwas Tee, Donald? Zucker oder Sahne? Oh...«
    Das Sahnekännchen entglitt ihrer Hand, stieß an die Tischkante und zerbrach auf dem Boden. »Schnell, Juanita, einen Lappen, wisch das weg.«
    Juanita Grafton sprang auf und lief in die Küche.
    »Und einen anderen Sahnetopf«, rief Shirley ihr nach. »Es tut mir leid, Donald«, wandte sie sich an mich.
    »Es ist nicht nötig, daß Sie sich entschuldigen. Sie taten es doch absichtlich.«
    Sie schenkte mir ein vertrauliches Verschwörerlächeln, als wollte sie sagen: »Wir haben gemeinsam ein Geheimnis. Vor Ihnen kann ich wohl nichts verbergen, Donald?«
    Ich reagierte nicht darauf.
    »Ich habe noch eine weitere Bitte an Sie.«
    Sie senkte die Stimme und sprach hastig weiter: »Es kann sein, daß Robert Cameron Tresorfächer gemietet hatte. Vielleicht gar nicht unter seinem Namen. Halten Sie es für möglich, daß man die verschiedenen Banken beobachten lassen kann und...«
    Juanita kam mit einem Tuch wieder, wischte die Sahne weg und hob die Scherben auf.
    »Bringe auch neue Sahne für Mr. Lam«, sagte Shirley.
    Sie wartete, bis Juanita wieder in der Küche war. »Ich glaube, Robert Cameron hatte verschiedene Stahlfächer gemietet.«
    »Hat er darin Teile Ihres Erbes aufbewahrt?«
    »Ich weiß es noch nicht, aber ich möchte gern dahinterkommen. Sie werden verstehen, daß es mich brennend interessiert.«
    »Um das zu erfahren, benötigen Sie keinen Privatdetektiv. Wenn jemand stirbt, zieht der Staat Erbschaftssteuern ein. Stahlfächer können benutzt werden, um dem Staat einen Teil dieser Steuern zu entziehen. Das liebt der Staat nicht, und darum hat er eine Menge Gesetze und Bestimmungen erlassen, was alles zu geschehen hat, wenn Leute Wertobjekte oder irgendwelche Sachen in Stahlfächern hinterlegen. Und der Staat nimmt es dabei sehr genau.«
    »Wollen Sie sich über mich lustig machen?«
    »Keineswegs. Ich erkläre Ihnen nur, daß Sie sich wegen Camerons Tresorfächern keine Sorgen zu machen brauchen.«
    Sie beugte sich zu mir. »Wollen Sie Onkel Harrys Schutz übernehmen?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube kaum.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich anderes zu tun habe.«
    »Was denn?«
    »Ich habe andere Aufträge.«
    »Aber ich bin bereit, Sie gut zu bezahlen. Und er wird Sie auch gut honorieren.«
    »Davon bin ich überzeugt, aber ich werde kaum Zeit dafür haben.«
    »Sie wollen also nicht?«
    Juanita rief aus der Küche, daß nur noch ein kleiner Rest Sahne da sei.
    »Dann fülle sie doch in einen kleinen Gießer und bringe sie herein«, antwortete Shirley nervös.
    »Ist Mrs. Grafton bei Ihnen angestellt?«
    »Lieber Himmel, nein! Sie ist meine Freundin. Manchmal wird sie unerträglich.«
    Auf mein erstauntes »So?« fuhr sie hastig fort: »Sie verstehen hoffentlich, wie ich das meine. Soviel ich weiß, arbeitet sie als Dienstmädchen, wenn sie sich in Südamerika aufhält, und das nutze ich irgendwie aus. Da sie schon älter ist, glaube ich, daß sie gern für andere Leute sorgt. Sie sehnt sich danach, mit Menschen zu sprechen, die sie verstehen. Mit ihrer Tochter versteht sie sich nicht gut. Ich glaube zwar, daß es hauptsächlich Juanitas Schuld ist, aber ganz unschuldig ist ihre Tochter auch nicht. Dona ist völlig von ihrem Studium in Anspruch genommen, daß sie nicht die geringste Zeit für ihre Mutter hat, und das tut Juanita sehr weh. Man muß die Südamerikaner näher kennen, um zu verstehen, was das bedeutet. In Juanitas Leben stehen ihre Familie und ihre Freunde an erster Stelle. Erst dann kommt die materielle Seite. Aber sie langweilt mich zeitweise mit ihren stets gleichbleibenden Problemen. Dennoch habe ich sie sehr gern, und ich würde viel, ja sogar sehr viel für sie tun.«
    Juanita brachte einen neuen Sahnegießer herein und setzte sich wieder. Wir sprachen noch zwei bis drei Minuten über nichts Besonderes, und dann erhob ich mich, um zu gehen. Shirley hielt mich noch eine Weile mit unbedeutenden Fragen auf. Sie hoffte, daß Juanita vor mir gehen und

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