Ein schwarzer Vogel
uns allein lassen würde. Einen Moment lang sah es so aus, als würde sie Juanita fortschicken, aber sie tat es nicht, wahrscheinlich, weil sie befürchtete, ich würde mit Juanita zusammen gehen.
Shirley brachte mich zur Wohnungstür. Sie blickte zurück, um sich zu vergewissern, daß Juanita Grafton im Wohnzimmer geblieben war. Dann trat sie mit mir aus der Wohnung heraus und sah rechts und links den Gang hinunter.
Da ich wußte, was kommen würde, wartete ich ruhig ab.
Sie trat dicht an mich heran und zog mich an sich, wie ein Magnet ein Stück Eisen an sich zieht. Sie preßte ihre heißen, feuchten Lippen gegen meinen Mund und schlang ihren Arm um meinen Nacken, wühlte mit ihren Fingern in meinem Haar und zog so fest daran, daß mein Friseur Gefahr lief, mich als Kunden zu verlieren.
»Du, Liebster!« flüsterte sie, als sie wieder Luft schöpfen mußte. Dann wandte sie sich ohne ein weiteres Wort um und verschwand in ihrer Wohnung. Ich hörte nur noch das Zuschlägen der Tür.
Vierzehntes Kapitel
VIELE WEGE FÜHREN ZU JARRATT
V or dem Hause, in dem Shirley Bruce wohnte, parkten einige Wagen. Es war um die Zeit, zu der die Menschen von der Arbeit zurückkommen, und ich machte mich auf ein paar Verkehrsstauungen, die heute schon zum normalen Bild des Großstadtverkehrs gehören, gefaßt.
Ich ließ meinen Wagen zurückgleiten, bis die Stoßstange des Autos hinter mir berührt wurde, und bog dann in die Fahrbahn der Straße ein.
Unmittelbar vor mir reihte sich ein anderer Wagen ein. Er wurde von einem etwa dreißigjährigen Mann gefahren, der keine besondere Eile zu haben schien. Neben ihm saß ein Mann, der ebenso uninteressiert an der Umgebung zu sein schien wie der Fahrer. Sie unterhielten sich nicht, und ihre Blicke waren geradeaus gerichtet. Ich gab Signal und fuhr an ihnen vorbei. In meinem Rückspiegel stellte ich fest, daß von einem Parkplatz hinter mir ein zweiter Wagen abgefahren war. Der Fahrer dieses Wagens schien mehr Eile zu haben. Er hupte, als er mich einholte, und versuchte, zu überholen. Offensichtlich hatte er aber den Gegenverkehr unterschätzt und fuhr dann dicht hinter mir weiter.
Auch dieser Wagen wurde von einem Mann gesteuert, der einen schweigsamen Begleiter neben sich hatte.
Ich verlangsamte das Tempo und machte mir über die beiden ein paar Gedanken. Für Polizisten hielt ich sie nicht, aber wenn es Privatdetektive waren, gab jemand meinetwegen Geld aus.
Ich winkte nach links ab.
Mir schien, daß der Wagen hinter mir auch nach links wollte, und ich beobachtete, daß der langsamer fahrende Wagen plötzlich schneller wurde und aufholte, während er auf die äußere Fahrbahn zusteuerte.
Gerade im letzten Moment änderte ich mein Winksignal zum Abbiegen von links nach rechts und bog scharf um die Ecke. Ein paar Fahrer drückten wütend auf ihre Hupen und stießen Verwünschungen aus, als sie hinter mir vorbeifuhren, während ich in die Seitenstraße rollte. Einer der beiden Wagen, die ich beobachtete, hatte es nicht geschafft, mir zu folgen. Dem anderen gelang es jedoch, eine Lücke im Verkehr auszunutzen, und er kam hinter mir her.
Vor einem Hydranten trat ich auf die Bremse, hielt, stieg aus und rief hinüber: »Nun, Jungs, was soll’s denn sein?« Sie wandten mir nicht einmal den Kopf zu. Augenscheinlich schienen sie von meiner Anwesenheit keine Notiz nehmen zu wollen. Zwar hatten sie die Fahrt so verlangsamt, daß ihr Wagen fast im Schrittempo fuhr, aber als ich ausstieg, rollten sie an mir vorbei, anscheinend völlig mit der Suche nach einer Hausnummer auf der anderen Straßenseite beschäftigt.
Ich ging zu meinem Wagen zurück, stieg ein und riskierte einen Verstoß gegen die Verkehrsregel, indem ich mitten auf der Straße umdrehte, und sah von meinen Beschattern nichts mehr.
Als ich mich endgültig davon überzeugt hatte, daß mich niemand mehr verfolgte, fuhr ich zum Büro von Jarratt.
Jarratt wollte sich nicht mit mir unterhalten. Er redete sich damit heraus, daß er sein Büro gerade schließen und nach Hause gehen wolle.
Es sei spät, und er müsse eine Verabredung zum Abendessen einhalten. Er habe mir auch alles gesagt, was er von der ganzen Angelegenheit wisse, als er mir den Hinweis am Telefon gab. Dann fragte er, ob unsere Unterhaltung nicht bis morgen aufgeschoben werden könne.
Ich erwiderte, daß das nicht ginge.
Ungeduldig sah er auf die Uhr und fragte, was ich wünsche.
Ich setzte mich ihm gegenüber an seinen Schreibtisch und nahm mir die Zeit,
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