Ein schwarzer Vogel
staatliche Genehmigung auf den Markt gebracht werden. Señor Sharpies hat dieses Bergwerk häufig besucht. Bis vor kurzem war er über jeden Verdacht erhaben, aber gestern abend wurde er angehalten und sein Gepäck durchsucht. Soll ich Ihnen zeigen, was wir bei ihm gefunden haben?«
Sharpies feuchtete wieder seine Lippen mit der Zunge an. »Ich wiederhole, daß ich nicht das geringste damit zu tun habe!«
Maranilla ließ aus einem Lederbeutel eine Kaskade tiefgrüner, kühler Smaragde auf den Tisch gleiten, deren Schimmern die Blicke aller Anwesenden mit hypnotischer Kraft auf sich zog.
»Sie gehören mir nicht«, krächzte Sharpies erregt. »Ich habe diese Smaragde nie gesehen. Ich weiß nicht, wo sie herkommen.«
»Natürlich haben wir einige Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt«, fuhr Maranilla in einem fast entschuldigenden Ton fort. »Schon seit einiger Zeit steht diese Mine unter Beobachtung, und meine Leute haben weit oben auf dem Rücken des Berges einen Schacht und einen Stollen entdeckt. Der Schacht wurde ganz im geheimen ausgebeutet und sehr geschickt getarnt. Was wir in dem Stollen fanden, hat unsere Geo-’ logen aufs höchste überrascht: es ist vermutlich eines der reichsten Smaragdvorkommen, das wir je entdeckt haben.«
»Das ist mir alles völlig unbekannt«, erklärte Sharpies und fügte hinzu: »Liegen der Schacht und der Stollen auf dem Gebiet der Doppelklee-Mine?«
»Er liegt auf ihrem Gebiet und wird wahrscheinlich seit drei oder vier Jahren ausgebeutet«, erwiderte Maranilla.
Sharpies wollte sich an den Verwalter wenden, der uns unbeteiligt und gelangweilt ansah. »Kein Wort Spanisch«, warnte Maranilla nachdrücklich.
Sharpies schien in sich zusammenzufallen.
»Unsere Agenten hatten den Auftrag, weiter nachzuforschen. In den Vereinigten Staaten stießen wir auf eine Krähe, die sich für Smaragde zu interessieren schien, auf einen toten Mann, auf ein Kollier, aus dem Smaragde herausgebrochen worden waren, und einen Privatdetektiv, der allerlei über Smaragde in Erfahrung zu bringen suchte. Das alles war sehr verblüffend. Ferner hatten unsere Agenten auf einen Señor Jarratt ein Auge geworfen. Auch Señor Lam schien sich für diesen Jarratt zu interessieren. Kennen Sie zufällig diesen Señor Jarratt, Señor Sharpies?«
»Nein«, platzte Sharpies heraus.
»Das ist schade. Er ist ein Mann von Verstand«, erwiderte Maranilla. Dann wandte er sich an die Wachen: »Bringt diese zwei hinaus«, sagte er auf englisch und wiederholte seinen Befehl auf spanisch.
»Einen Moment mal«, mischte Hockley sich ein. »Damit habe ich nichts zu tun. Ich kam hierher, weil mir an der Nachlaßverwaltung etwas faul zu sein schien. Ich bin zwar heimlich nach Kolumbien gekommen, aber...«
»Über Ihren Fall reden wir später«, unterbrach ihn Maranilla. Er nickte den beiden Posten zu, die ihre Gefangenen aus dem Büro führten.
Maranilla wandte sich uns wieder uns. »Ich muß Sie um Entschuldigung bitten, Señor Lam, und auch Sie, Señora Cool, aber der Verwalter kann kein Englisch, und ich muß ihn verschiedenes fragen. Leider muß ich Sie von der Unterhaltung ausschließen, weil ich spanisch sprechen muß.«
Bertha zeigte an den Vorgängen nicht mehr Interesse als ein Holzklotz.
»Aber bitte«, sagte ich verbindlich. »Ich glaube, jetzt die Zusammenhänge zu verstehen.«
In Maranillas Augen blinkte ein Lächeln. Dann wandte er sich mit einer kurzen, scharfen Frage an Murindo.
Murindo zuckte die Achseln, machte mit der Hand, in der er die Zigarette hielt, eine vage Bewegung und schüttelte schließlich den Kopf.
Maranillas Ton wurde schärfer, seine Worte klangen wie eine schnelle Folge von Anklagen.
Murindos Augen nahmen den Ausdruck eines gehetzten Tieres an, aber er antwortete immer nur mit Kopfschütteln.
Maranilla sprach etwa zwei Minuten lang weiter, und unter dem stetigen Druck seines anklagenden Spanisch verlor Murindo seine Sicherheit. Unbeachtet fiel seine Zigarette zu Boden. Er schlug die Augen nieder und hob sie erst, als er antworten mußte. Es waren nur wenige, mühsam gestammelte Worte. Aber damit schien sein Widerstand gebrochen zu sein, denn anschließend sprach er etwa fünf Minuten lang. Seine Stimme war zuerst tonlos, gewann aber mehr und mehr an Ausdruck. Je länger er sprach, um so lebhafter wurde er. Schließlich begann er auch zu gestikulieren. Als er geendet hatte, stellte Maranilla vielleicht ein Dutzend Fragen an ihn, die Murindo alle ohne Zögern
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