Ein Sehnen Im Herzen
Situation zu erfahren.
Warum nicht? Ihre Pechsträhne konnte unmöglich ewig weitergehen. Irgendwann mussten sich die Dinge zum Besseren wenden. Warum nicht jetzt?
Hewlett-Packard
Kapitel 3
Z uerst hatte James geglaubt, es wäre eine Täuschung durch den Regen gewesen
Es war ein heftiger, prasselnder Regen, ganz anders als die milden Schauer in London oder seiner Heimat Devonshire. An diesem Morgen hatte es so gegossen, dass sich das, was in diesem Teil des Landes offenbar als Straße galt, in eine fünfzehn Zentimeter tiefe Schlammrinne verwandelt hatte. Sie hätten die Strecke in der halben Zeit zurückgelegt, wenn der Weg einen festen Belag gehabt hätte, davon war James überzeugt. Aber gepflasterte Straßen schienen auf den Shetlands unbekannt zu sein - ebenso sehr wie anständiger Kaffee und sanitäre Anlagen im Haus.
Als der strömende Regen ein wenig nachließ und James die Frau besser sah, die in der Tür des Häuschens stand, vor dem sie gehalten hatten, konnte er das, was er sah, nicht länger dem Regen zuschreiben. Ungläubig hatte er sie angestarrt.
Das hatte er ganz gewiss nicht erwartet. Emma hätte nicht herkommen sollen. Wenn er allerdings jetzt darüber nachdachte, musste er zugeben, dass es dumm von ihm gewesen war zu denken, sie wäre nach England zurückgekehrt.
Aber was hätte er sonst denken sollen? Stuart war schließlich seit fast sechs Monaten tot... zumindest laut dem kurzen Schreiben, das letzte Woche in James' Stadthaus in London abgegeben worden war. Darin erklärte Emma, warum sie so lange Zeit gewartet hatte, um sie von Stuarts vorzeitigern Ableben in Kenntnis zu setzen: Da aufgrund der Typhusepidemie, die zur Zeit von Stuarts Tod in Faires ausgebrochen war, eine Quarantäne über die betroffenen Gebiete verhängt worden war, hatte sie nicht gewollt, dass irgendjemand sein Leben aufs Spiel setzte, um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen...
Und obwohl es zutraf, dass Lady Denham ziemlich verstört über Emmas Versäumnis war, ihnen die traurige Nachricht mitzuteilen, war es für James ein Glück, dass sie so gehandelt hatte. Denn wenn Emma ihren Brief nicht erst im letzten Monat, sondern im vergangenen Herbst aufgegeben hätte, dann wäre James nach Faires gekommen, Risiken hin oder her, insbesondere, wenn er angenommen hätte, dass Stuarts Frau immer noch hier war. Es wäre ihm unentschuldbar erschienen, eine Frau in all dem Schmutz und Elend sich selbst zu überlassen. James hätte sich nicht mehr als Mann von Ehre ansehen können, wenn er etwas Derartiges zugelassen hätte.
Und es war nicht irgendeine Frau gewesen, sondern Emma. Emma. Undenkbar, Emma dort zu lassen! Er wäre unverzüglich nach Faires gereist und hätte darauf bestanden, sie wieder nach England zu bringen ...
Etwas, das ihre eigene Familie, wie er jetzt feststellen musste, schändlicherweise versäumt hatte.
Er wusste, dass ihn das nicht sonderlich hätte überraschen dürfen. Die Van Courts hatten ebenso wie seine Familie Stuarts und Emmas Entschluss zu heiraten, nicht besonders freundlich aufgenommen. Emmas Onkel und Tante hatten sogar versucht, das junge Liebespaar zu trennen, indem sie ihre Nichte mehrere Tage buchstäblich in ihrem Zimmer gefangen hielten, nachdem sie James von ihrer Absicht, mit Stuart durchzubrennen, in Kenntnis gesetzt hatte, was er, wie es seine Pflicht war, ihrem Vormund sofort mitgeteilt hatte... sowie er damit fertig war, Stuart unmissverständlich klar zu machen, wie hirnverbrannt dieser Plan war.
Unglücklicherweise bewachten die Van Courts ihr Mündel nicht so gewissenhaft, wie sie es hätten tun sollen, denn eine Woche später flüchtete Emma und verschwand mit James' Cousin, den sie keine vierundzwanzig Stunden darauf heiratete, in die Nacht und über die Grenze.
Und damit endete das Interesse der Van Courts an dem Mädchen, das sie einmal innig geliebt hatten, jetzt aber als undankbar ansahen. Auch die Beziehung zwischen Regina Van Court und James' Mutter hatte wegen der Angelegenheit dauerhaften Schaden genommen. James hatte das Gefühl, dass seine Mutter Stuarts und Emmas Flucht fast ein wenig romantisch fand, während Mrs. Van Court - und zwar mit Fug und Recht, dachte James - über das Verhalten der beiden Liebenden zutiefst gekränkt war.
Dennoch, nicht mit einem Wort hatte Emma in ihrem Brief erwähnt, dass sie immer noch in Faires lebte. Da das Schreiben persönlich überbracht worden war, hatte James verständlicherweise angenommen, dass die Verfasserin in
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