Ein Sehnen Im Herzen
Tränen getrocknet waren, blickte auf. »Was machen Sie eigentlich hier? Ich dachte...«
Ein Stöhnen von Cletus unterbrach sie. Er hatte es geschafft, die Porzellanscherben aus seinen Sachen zu klopfen, und versuchte jetzt etwas unsicher auf die Beine zu kommen. Emma stellte die verbliebene Teetasse auf den Kaminsims und eilte zu ihm, um ihm zu helfen.
»Alles in Ordnung, Mr. MacEwan?«, fragte sie. »Sind Sie verletzt?«
»Nein, nein.« Cletus, der sich eher in seinem Stolz verletzt fühlte, drehte sich um und begutachtete den Trümmerhaufen, der einmal Emmas Anrichte gewesen war. »Mrs. Chesterton!«, rief er erstaunt. »Bin ich das etwa gewesen?«
Emma sagte: »Keineswegs. Das war der da.« Sie warf einen vernichtenden Blick in James' Richtung, der dem Landmann allerdings völlig entging, da er immer noch entsetzt die Trümmer anstarrte.
»O Mann«, hauchte Cletus. »Ich bau Ihnen 'was Neues, Mrs. Chesterton. Ehrenwort. Eine brandneue Anrichte. Die wird besser als die alte, mein Wort drauf.«
»Danke, Mr. MacEwan.« Emma bückte sich, um seinen Hut aufzuheben, klopfte ihn ab und reichte ihn Cletus. »Und jetzt gehen Sie lieber, denke ich.«
Cletus nahm seinen Hut, dankte ihr aber nicht. Stattdessen richtete er einen feindseligen Blick auf den Earl. »Was ist mit ihm?«, fragte er grob.
Emma verschränkte die Arme vor der Brust und sagte: »Was soll mit ihm sein, Mr. MacEwan?«
»Na ja.« Cletus scharrte verlegen mit seinen riesigen Füßen. »Wer ist das überhaupt?«
»Das ist der Cousin des verstorbenen Mr. Chesterton«, antwortete Emma. »Der Earl von Denham.«
»O Mann!« Der kräftige junge Mann wirkte beeindruckt. Er fing an, nervös seinen Hut in den Fingern zu drehen. »Ein Earl«, murmelte er ehrfürchtig. »Ich hätte beinahe einen Earl niedergeschlagen.«
»Ja.« Emma presste die Lippen zusammen, nahm Cletus beim Arm und versuchte ihn zur Tür zu lotsen. »Gehen Sie jetzt heim, Mr. MacEwan, und vergessen Sie nicht, alles Ihrer Mutter zu erzählen.« Damit sie ins Dorf laufen und es jeder Menschenseele weitersagen kann, die sie trifft, fügte Emma bei sich hinzu. Sie wusste, dass es keinen Sinn hatte, in einem Ort von Faires' Größe etwas geheim halten zu wollen. Es war besser, alles so schnell wie möglich bekannt zu machen, und in dieser Beziehung war Cletus MacEwans Mutter sehr verlässlich, wie Emma in den letzten Monaten gelernt hatte.
»Ein Earl«, murmelte Cletus ein letztes Mal, als Emma ihn in den Regen hinaus drängte. Er hatte nicht ein einziges Mal den Blick von James gewandt, während sie miteinander sprachen, und er dachte auch nicht daran, seinen Hut aufzusetzen. Erst als Emma energisch die Tür hinter ihm schloss, schien er wieder zu sich zu kommen, und dann sah sie durch das Fenster, wie er langsam zum Leichenwagen schlurfte. Mr. Murphy, stellte sie fest, war in das elende Gefährt gestiegen, zweifellos, um es sich dort mit einer Flasche Whisky gemütlich zu machen, während er auf die Rückkehr seines begüterten Fahrgastes wartete. Diese illustre Persönlichkeit würde den beiden Inselbewohnern Mr. Murphy und Cletus MacEwan wahrscheinlich Gesprächsstoff für etliche Monate liefern.
Emma hingegen hätte ihr letztes heiles Stück Limoges- Porzellan geopfert, wenn James dafür ihr Haus für immer verlassen hätte. Ein verstohlener Blick in James' Richtung verriet ihr, dass er nicht den Eindruck machte, als wollte er irgendwohin gehen. Er streifte gerade seine Handschuhe ab - Glaceleder, nahm sie an - und sah sich prüfend im Cottage um. Sicher registrierte er, wie klein es war. Nun, Stuart hatte sich mit seinem Gehalt als Kaplan kein größeres Haus leisten können. Und auch wenn ihr Cottage tatsächlich klein war, war sie stolz darauf, wie ordentlich und hübsch es war. Denn das war es wirklich, mit seinem pittoresken Strohdach, der grünen Tür und den grünen Fensterläden. Wenn seine Lordschaft nicht so viel davon hielt wie sie, nun, das war nicht ihr Problem.
Der Esstisch - im Grunde nur eine dicke Holzplatte mit vier Beinen - schien offenbar den hohen Ansprüchen des Earls zu genügen, da James dort seinen Hut mitsamt den Handschuhen ablegte.
Noch eine Minute, dachte Emma, dann zieht er seine Stiefel aus und legt die Füße auf den Kaminrost! Nein, so nicht! Sie würde nicht die Gastgeberin für diesen Mann spielen, nicht nach der Art und Weise, wie er Stuart behandelt hatte. Ganz bestimmt nicht!
Daher sagte sie so kühl, wie es ihr möglich war: »Falls Sie
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