Ein Sehnen Im Herzen
düster. »Ich kenne sie.«
»Schön. Würden Sie dieser Frau zehntausend Pfund anvertrauen?« James öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber der Richter fuhr fort: »Nein, natürlich nicht. Sie würde die zehntausend Pfund der Mission spenden oder alle möglichen Utensilien für diese Bruchbude von Schule kaufen, die sie leitet. Wer weiß schon, was sie damit tun würde? Nichts Vernünftiges, das kann ich Ihnen sagen.«
James trank einen Schluck Bier. Er hatte das Gefühl, dass er es brauchen konnte. »Ja«, sagte er. »Na gut. Sie haben die Bedingung, dass sie keinen Penny von O'Malleys Vermögen bekommt, es sei denn, sie heiratet, als eine Art Sicherheit gestellt, dass das Geld... äh, klug angelegt wird?«
»So ist es.« Reardon schlug mit der Hand so heftig auf die Tischplatte, dass James zusammenzuckte. »Ganz genau. Zu ihrem eigenen Wohl, verstehen Sie. Gibt nichts Schlimmeres als eine weichherzige junge Dame mit viel Geld. Oder, in den Augen eines Halunken, nichts Besseres. Ich wette, wenn ich ihr die zehntausend im letzten Dezember zugestanden hätte, würde sie heute ohne einen Penny dastehen. Aber auf diese Art ist das Geld relativ sicher und wirft auf dem Konto, das ich für sie eingerichtet habe, ganz nette Zinsen ab. Wenn Mrs. Chesterton beschließt, wieder zu heiraten, übergebe ich die Summe ihrem Mann, der das Geld, so wie er es für richtig hält, für sie verwalten kann. Obwohl ich nicht behaupten könnte, dass ich in nächster Zeit mit diesem Ereignis rechne. Die Witwe Chesterton scheint es nicht eilig zu haben, sich wieder zu verheiraten und das zu beanspruchen, was ihr gehört.«
MacTavish, der mit zwei frischen Bierkrügen zu ihnen kam, bemerkte grinsend: »Ich habe sie letzten Monat gefragt. Hab sie draußen vor der Kirche abgefangen. Sie hat sich bedankt, aber gesagt, dass sie nicht die Absicht hat, demnächst zu heiraten, weil sie noch in Trauer um ihren Mann ist.«
Reardon hob seinen Humpen und nickte dem jungen Mann zu, der wie James erst jetzt auffiel, ein großer, sportlich wirkender Bursche war, ganz und gar nicht der Typ Mann, der feindselige Gefühle weckte... aber seine Bemerkung hatte in James eine plötzliche und ausgesprochen heftige Abneigung hervorgerufen.
»Mein Beileid, junger Mann«, sagte der Richter zu dem Schankburschen. »Wenn jemand gut genug für unsere Mrs. Chesterton wäre, dann du, Sean.«
MacTavish schüttelte den Kopf. »Schätze, sie hat mich ein paar Mal zu oft mit Myra McAllister zusammen gesehen. Meinte, es wäre dumm von mir, wegen Geld und nicht aus Liebe zu heiraten, und ich sollte lieber bei Myra bleiben.« Er runzelte die Stirn, als der Richter schallend lachte. »Sehr witzig«, brummte er. »Myra will mich auch nicht haben, solange ich nicht ein eigenes Heim habe. Sagt, sie mag nicht mit meiner Mutter unter einem Dach leben.«
Reardon schüttelte den Kopf und gab mitfühlende Laute von sich. »Sehen Sie?«, sagte er an James gewandt. »So läuft es hier in Faires. Ich komme nur zweimal im Jahr her, zu den Bezirksgerichtstagen, aber ich kenne die Leute hier wie meine Westentasche.«
»Das ist absurd«, rief James. Er war sehr aufgebracht, obwohl er selbst nicht recht wusste, was ihn am meisten ärgerte: Reardons hochtrabende Worte oder das Geständnis des Schankburschen, dass er Emma einen Heiratsantrag gemacht hatte. »Wir reden hier von einer Witwe, Sir, einer mittellosen Witwe, die Sie...«
»Beschützen«, warf Reardon gelassen ein.
»Verzeihung, aber ich bin anderer Ansicht.« James schüttelte den Kopf. »Ich bin sicher, dass es für ein derartiges Vorgehen in ganz England keinen Präzedenzfall gibt und dass Mrs. Chesterton, wenn sie wollte, Ihre lächerliche Entscheidung vor jeden Gerichtshof im Land bringen und mühelos gewinnen würde.«
Reardon, aus dessen Miene jetzt jedes Lachen verschwunden war, musterte ihn. »Könnte sie, aber sie wird es nicht tun. Sie vergessen, Mylord, dass ich Mrs. Chestertons Wohl im Auge habe. Sie hat weder einen Vater, der das tun könnte, noch einen Bru der oder Ehemann - nicht mehr. Sie steht ganz allein in der Welt und deshalb habe ich es mir zu meiner Aufgabe gemacht, dafür zu sorgen, dass sie nicht ausgenutzt wird. Sie ist ein guter Mensch, und ihre einzige Schwäche besteht darin, ihr Herz - und ihre Börse - ein bisschen zu bereitwillig zu öffnen.« Reardon setzte seinen Humpen ab und fixierte James mit stählernem Blick über den Tisch hinweg. »Ich weiß nicht, wie Sie zu ihr stehen,
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