Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Sehnen Im Herzen

Ein Sehnen Im Herzen

Titel: Ein Sehnen Im Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Reihen Schulbänken, auf denen die Kinder während des Unterrichts saßen. Emma stand hastig auf. Als sie bemerkte, dass der Stoß Tafeln neben ihr schwankte, hielt sie ihn mit einer Hand fest.
    »Ich wollte Sie nicht erschrecken, Emma«, sagte der Baron, als er näher kam. Sein langer schwarzer Umhang war so weit, dass er beim Gehen über die Bänke fegte. »Ich bin nur gekommen, weil ich wissen wollte, ob Sie schon die Neuigkeit gehört haben.«
    Emma war so weit zurückgewichen, wie es die Bank erlaubte, und stand jetzt so nah am Ofen, dass ihr die Hitze durch den dicken Wollstoff ihres Kleides und ihre zahlreichen Unterröcke hindurch beinahe die Beine versengte.
    »Neuigkeit, Mylord?«, echote sie schwach. Sie hoffte inständig, dass er nicht auf den morgendlichen Besuch des Earls von Denham anspielte. Zusätzliche Schwierigkeiten in ihrer ohnehin schon problematischen Beziehung zu Lord MacCreigh, der wild entschlossen schien, sie zu heiraten, wenn sie nur ja sagte, konnte sie nicht brauchen.
    »Richtig.« Lord MacCreigh trug Reitkleidung, alles pechschwarz und auf sein Pferd abgestimmt, das, wie Emma vermutete, draußen angebunden war. Lord MacCreigh hatte es sich so zu Herzen genommen, von Clara MacLellen, seiner Verlobten, verlassen zu werden, dass er sich seither einen dramatischen, fast schon theatralischen Stil in Sachen Kleidung zugelegt hatte, um seiner Rolle als verschmähter Liebhaber zu entsprechen. Er hob einen in schweren Stiefeln steckenden Fuß, stemmte ihn neben den Stapel Tafeln auf den Tisch und stützte einen Ellbogen auf sein Knie. Emma musste den Stapel mit beiden Händen packen, damit er nicht umkippte.
    »Richter Reardon ist zu den halbjährlichen Gerichtssitzungen gekommen«, teilte er ihr im Plauderton mit. »Ich habe ihn auf dem Weg in die Stadt in der Schmiede gesehen, wo er Gericht hielt. Sie wissen doch, was das bedeutet, Emma?«
    Emma begann, den Stapel umzuschichten, da sie ziemlich sicher war, dass Lord MacCreigh ihn auf die eine oder andere Weise umstoßen würde.
    »Nein«, sagte sie, wobei sie darauf bedacht war, ihm nicht ins Gesicht zu sehen. Der Versuch des Barons, sich als Mann zu geben, der eine große Tragödie durchlitten hatte, indem er stets Schwarz trug und eine finstere Miene aufsetzte, wurde leicht durch die Tatsache beeinträchtigt, dass auf seinem Kopf eine Fülle leuchtend kupferroter Haare spross, die beinahe so lockig wie die Emmas waren. Dieser unglückliche Umstand wurde noch durch ein Gesicht verstärkt, das weit davon entfernt war, von scharfen Zügen und Sorgenfalten und einem ausdrucksvollen, sensiblen Mund geprägt zu sein - es wirkte eher kindlich rund und war noch dazu mit unzähligen Sommersprossen bedeckt.
    Und obwohl zumindest die Augen des Barons hellblau waren, wirkten sie zu seinem großen Leidwesen keineswegs bedrohlich oder stechend, sondern erinnerten eher an die Farbe des Himmels an einem Sommertag.
    »Äh ...«, sagte Emma. Sie hatte die Schiefertafeln mittlerweile in drei Stapel geteilt, einen mit den Aufgaben, die sie bereits korrigiert hatte, und zwei kleinere, die noch durchzusehen waren. »Nein, ich fürchte, ich weiß nicht, was das bedeutet, Mylord.«
    Lord MacCreigh machte eine ungeduldige Geste mit seiner behandschuhten Hand. »Ach, kommen Sie, Emma! Natürlich wäre jetzt der beste Zeitpunkt, das Aufgebot zu bestellen.«
    Emma spähte an ihm vorbei zur Tür, die leider fest geschlossen war. Sämtliche Kinder waren nach Hause gegangen und keines von ihnen würde wiederkommen bis auf Fergus, der dreimal in der Woche Nachhilfe von Emma erhielt, da er schlecht sah und deshalb große Probleme beim Lesen hatte.
    »Aufgebot?«, fragte Emma mit bewusster Begriffsstutzigkeit. Vielleicht kommt Fergus, dachte sie, wenn ich das Gespräch lange genug hinziehe. Fergus wird Lord MacCreigh ablenken. Er wird es nicht wagen, Dummheiten zu machen, wenn ein kleiner Junge dabei ist...
    »Emma«, sagte Lord MacCreigh mit einem leisen Lachen. Zum Glück ruhte sein Ellbogen immer noch auf seinem Knie und seine Hände wirkten entspannt und ganz und gar nicht so, als wollten sie Emma packen, auch wenn er nur einen Fuß von ihr entfernt stand. »Sie wissen genau, was ich meine. Ich denke, wir sollten dem Richter unsere Absicht mitteilen zu heiraten, damit er all den Papierkram für Ihr Erbe aufsetzen kann.«
    Emma schüttelte den Kopf. »Das ist Ihre Absicht, Lord MacCreigh«, sagte sie. »Nicht meine. Sie wissen, dass ich nicht daran denke, wieder zu

Weitere Kostenlose Bücher