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Ein Sehnen Im Herzen

Ein Sehnen Im Herzen

Titel: Ein Sehnen Im Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
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zehntausend Pfund oder nicht?«
    » Nicht «, ließ sich eine leicht irritierte Stimme hinter ihnen vernehmen. James drehte sich um und stellte fest, dass der Mann, der sich erst vor Kurzem an einen Tisch gesetzt hatte, seine Serviette beiseite legte und sie beide von seinem Platz am Fenster mit Missfallen beäugte. »Und ich danke dir, Sean, dass du das Thema gerade dann zur Sprache bringen musstest, als ich meinen Lunch genießen wollte. Du weißt, dass es mir jede Freude am Haggis deiner Mutter verdirbt.«
    Der Schankbursche verbiss sich ein Grinsen. »Tut mir Leid, Mylord.«
    James starrte den Fremden an. »Lord MacCreigh?«, fragte er zögernd, obwohl er durch den Eindruck, den der Schankbursche vermittelt hatte, nicht recht glaubte, dass MacCreigh der behäbige und dem Haggis zugetane Typ war.
    »Nicht MacCreigh«, knurrte der Gentleman - denn ein Gentleman war er unverkennbar, der erste, der James seit seiner Ankunft auf den Shetlands begegnet war. »Lord Oberrichter. Mein Name ist Reardon. Ich bin der Richter, der vor sechs Monaten während meiner letzten Reise auf die Insel diesen O'Malley verurteilt hat.« Er nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Humpen, setzte ihn ab, rülpste und stieß ein befriedigtes »Ah!« aus.
    James sah vom Richter zum Schankburschen und wieder zurück. Nach kurzem Überlegen schob er seinen Stuhl zurück und eilte an den Tisch des Richters. Reardon starrte ihn argwöhnisch an.
    »Verzeihung, Euer Ehren«, sagte James. »Aber dürfte ich mich vielleicht zu Ihnen setzen? Ich denke, dieser Fall geht auch mich an...«
    »Fall?« Reardon musterte ihn finster. Er war ein rotge- sichtiger Mann, nicht übermäßig dick, aber auf dem besten Weg dorthin. Dennoch zeugten die Lachfältchen um seine Augen- und Mundwinkel von einem gewissen Sinn für Humor, der James bis jetzt noch entgangen war. »Welcher Fall? Es gibt keinen Fall. Der Fall ist abgeschlossen. O'Malley hat Chesterton getötet; Chestertons Witwe bekommt O'Malleys Vermögen, sobald sie wieder heiratet. Und falls Sie daran denken, Ihr Glück bei ihr zu versuchen, stellen Sie sich hinten an. Es müssen an die zwanzig Kerle vor Ihnen dran sein, junger Mann.«
    Ohne eine Einladung des älteren Mannes abzuwarten - James hatte den starken Verdacht, dass keine erfolgen würde glitt der Earl auf den Stuhl gegenüber dem des Richters und beugte sich vor.
    »Verzeihung, Sir. Mein Name ist Denham. James Marbury, Neunter Earl von Denham, um genau zu sein. Stuart Chesterton war mein Cousin.«
    Reardon zog seine Augenbrauen hoch, bis sie beinahe unter der altmodischen gepuderten Perücke verschwanden, die er trug. »Der Earl von Denham?«, wiederholte er. »Verstehe. Ich wusste, dass Chesterton mit einem feinen Pinkel verwandt war, habe aber immer gehört, es wäre ein Herzog.«
    James, der darauf verzichtete, an der Bezeichnung »feiner Pinkel« Anstoß zu nehmen, schwieg. Endlich, endlich, hatte er jemanden gefunden, der möglicherweise in der Lage war, ein wenig dringend erforderliches Licht auf den Tod und die darauf folgende Beerdigung seines Cousins zu werfen, ganz zu schweigen von Emmas Abneigung, nach England zurückzukehren. Infolgedessen sagte er nichts, sondern sah den Richter nur mit einer ernsten Miene an, die keinerlei Hinweis auf die rasende Ungeduld lieferte, die er in seinem Inneren spürte.
    »Nun ja«, fuhr Reardon gemächlich fort. »Ich nehme an, dann haben Sie tatsächlich ein berechtigtes Interesse an dem Fall.« Er stieß seinen Stuhl zurück, um mehr Platz für seinen Bauch zu machen, der sich unter einer grün-golden gestreiften Weste wölbte, und rief: »Noch ein Bier, Sean, sei so gut. Mal sehen. Cousin, so, so. Sie sehen ihm ein wenig ähnlich, wenn ich es recht bedenke. Man sieht es ein bisschen an den Augen. Sie wirken allerdings wesentlich robuster. Sie hätte O'Malley nicht umgebracht.«
    »Wohl kaum«, stimmte James zu. »Dürfte ich fragen, Sir... warum diese Bedingung?«
    Reardon, der nach seiner Gabel gegriffen hatte, machte sich wieder über sein Haggis her. »Welche Bedingung?«
    »Die.. .äh, recht eigenartige Bedingung, die Sie gerade erwähnten, nämlich, dass Emma... äh, Mrs. Chesterton heiraten muss, um in den Besitz von O'Malleys zehntausend Pfund zu kommen.«
    »Ach so.« Der Richter spülte das Haggis mit einem Schluck Ale hinunter. »Das meinen Sie. Na, gebrauchen Sie Ihren Kopf, Mann. Sie kennen sie doch anscheinend. Schließlich hat sie Ihren Cousin geheiratet.«
    »Ja«, sagte James

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