Ein Sehnen Im Herzen
so gern streicheln wollte, lieber aus dem Weg zu gehen. James war ihr so weise erschienen wie Stuart, der nur sechs Jahre älter als sie war und düster und unzugänglich wirkte, romantisch.
Aber auch in jüngerer Zeit war James auffallend freundlich zu ihr gewesen. Seit sie ihr Debüt in der Gesellschaft gegeben hatte und ihre erste Saison in London genoss, hatte James sie nie so behandelt, als wäre sie ein junges Ding, das gerade aus dem Schulzimmer entlassen worden war - nun ja, zumindest nicht sehr oft -, und das war mehr, als man von den meisten Mitgliedern ihrer eigenen Familie sagen konnte. Wann immer auf einem Ball Mangel an Tanzpartnern herrschte, wie es gelegentlich vorkam, konnte sie sich darauf verlassen, mindestens einmal vom Earl von Denham aufgefordert zu werden.
Und wenn sie wegen James' Cousin Stuart Liebeskummer hatte - was manchmal der Fall war, vor allem, wenn Stuart kaum zu merken schien, dass sie existierte -, zog James sie deshalb nie auf. Zugegeben, er schien nicht übermäßig entzückt zu sein, als sie ihm anvertraute, wie sehr sie Stuart verehrte, aber er hatte den beiden auch nicht verboten, einander zu sehen. Er schien das, was er Emmas »Schwärmerei« für seinen Cousin nannte, eher amüsant zu finden.
Sie bezweifelte allerdings, dass ihm aufgefallen war, welche Ergebnisse seine Duldsamkeit gezeitigt hatte.
Trotzdem hoffte sie, er würde sich freuen. Natürlich würde er sich freuen. Es war nicht recht von Stuart, seinen Cousin so falsch einzuschätzen. James war ein sehr großzügiger Mensch, und er hatte ein gutes Herz. Es war nur nicht immer sichtbar, dieses Herz... wie zum Beispiel eben im Flur bei der armen Penelope. Aber das bedeutete nicht, dass es nicht vorhanden war.
»Stuart und ich...« Emma schluckte schwer. Bitte. Sie hatte es beinahe herausgebracht. Komisch, dass es so viel schwieriger war, als sie gedacht hatte. Sie hatte immer gefunden, dass man sehr gut mit James reden konnte und dass er keineswegs das Ungeheuer war, das Stuart häufig aus ihm machte. Wie konnte er ein Ungeheuer sein, wenn er trotz seiner Ansichten über die Kirche - in seinen Augen dummes Zeug - Stuarts Ausbildung zum Geistlichen bezahlte? Er hätte durchaus darauf bestehen können, dass sein Cousin stattdessen Jura studierte. Aber das hatte er nicht getan.
Nein, Stuart irrte sich. Hunde, die bellen, beißen nicht, das galt für James. Er würde die Neuigkeit, die Emma ihm mitzuteilen hatte, freudig begrüßen. Freudig deshalb, weil ihre beiden Familien dadurch endlich verbunden wären. Das würde seine Mutter glücklich machen. Und es gab nichts, was James nicht tun würde, um seine Mutter glücklich zu machen.
Außer natürlich zu heiraten, bevor er voll und ganz dazu bereit war. Was, wie es im Moment schien, möglicherweise erst der Fall sein würde, wenn er die vierzig überschritten hatte, eine bittere Pille für so manche Dame der Gesellschaft, die heiratsfällige Töchter unter die Haube zu bringen hatte.
»Stuart und Sie?«, wiederholte James - ziemlich frostig, wie Emma fand.
»Stuart und ich«, platzte Emma heraus, um es endlich hinter sich zu bringen, »wollen heiraten. Und Sie müssen unbedingt mit ihm reden, Mylord, weil er nämlich die absurde Vorstellung hat, dass Sie es nicht erlauben werden und wir beide durchbrennen müssen. Ich habe ihm gesagt, dass Sie nicht die geringsten Einwände haben werden, aber Sie wissen ja, wie eigensinnig er sein kann. Und ich hatte gehofft... also, ich hatte gehofft, Sie könnten mit ihm reden. Ich wünsche mir nämlich eine richtige Hochzeit, wissen Sie, mit Ihnen und Penny und Tante Regina und Ihrer Mutter und allen anderen. Könnten Sie nicht mit Stuart sprechen, Mylord? Ich wäre Ihnen sehr dankbar.«
Da. Es war heraus. Es war ausgesprochen und jetzt würde alles gut werden. James würde die Sache in die Hand nehmen und zwar genauso geschickt und erfolgreich, wie er sich um alles andere kümmerte. Emma hatte noch nie ein Problem gehabt, das James Marbury nicht hätte lösen können. Probleme mit ihrer Schularbeit? James war zur Stelle, um ihr zu helfen. Probleme mit dem Besitzer einer Halle, die sie für eine Wohltätigkeitsveranstaltung mieten wollte? James wurde mit einem einzigen, sorgfältig abgefassten Brief damit fertig.
James machte immer alles gut. Oh, er schimpfte natürlich jedes Mal, aber letzten Endes löste er jedes Problem. Immer. Bei diesem Gedanken fühlte sich Emma gleich besser.
Aber nur so lange, bis sie einen Blick auf
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