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Ein Sehnen Im Herzen

Ein Sehnen Im Herzen

Titel: Ein Sehnen Im Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu bilden.
    »Warum was?«, fragte James zurück.
    »Warum ...« Emma war sich seiner Nähe und seiner eindrucksvollen Erscheinung noch nie so bewusst gewesen wie in diesem Augenblick. Er war ein so imposanter Mann - viel imposanter, als Stuart es je gewesen war - und sie fühlte sich neben ihm wie ein Nichts.
    Trotzdem nahm sie all ihren Mut zusammen und fragte: »Warum solltest du so etwas tun?«
    Noch dazu für mich, hatte sie hinzufügen wollen, in letzter Minute aber keine Luft mehr bekommen. Irgendetwas an seiner Nähe bewirkte genau wie in der letzten Nacht, dass ihr ein wenig schwindlig wurde. Sie sagte sich, dass es nur daran lag, weil sie schon lange keinem Mann mehr so nahe gewesen war- einem, der regelmäßig badete, hieß das. Mehr als das konnte es nicht sein, das wusste sie. Denn obwohl er sehr gut aussah, fühlte sie sich nicht zum Earl von Denham hingezogen. Das konnte sie sich nicht leisten. Es gab so vieles, was sie ihm nicht sagen konnte, zu viel, was er nie erfahren durfte, als dass sie sich auch nur die leisesten Gefühle für ihn hätte erlauben können.
    »Also wirklich, Emma«, sagte er und sah sie überrascht an. »Warum sollte ich nicht? Schließlich gehörst du zur Familie. Es ist meine Pflicht, mich um dich zu kümmern.«
    »Pflicht?« Sie erstickte beinahe an dem Wort. Plötzlich stiegen ihr Tränen in die Augen. Sie konnte nicht genau sagen, warum. Vielleicht waren es seine Worte, dieselben Worte, die er am Vorabend ausgesprochen hatte... dass sie zur Familie gehöre. Familie! Das war ein Wort, das sie in ihrer Gegenwart nicht oft ausgesprochen hörte. Familie? Sie hatte keine Familie mehr.
    »Ach«, sagte sie. »Ich finde, mich zu heiraten, geht weit über deine Pflicht hinaus, Mylord. Es ist wohl kaum deine Pflicht, für mich deinen guten Namen mit einer Annullierung zu beschmutzen. Außerdem würde es deine eigenen Heiratschancen bedeutend schmälern.«
    James' Lippen zuckten. »Das bereitet mir keine übermäßigen Sorgen«, bemerkte er mit einem, wie sie fand, trockenen Lächeln. »Deswegen würde ich mir an deiner Stelle keine Gedanken machen.«
    Sie schüttelte fassungslos den Kopf. Ihr war immer noch rätselhaft, welches Motiv er haben mochte. Sie zu heiraten, ohne auch nur einen Teil ihres Erbes zu erwarten, die Kosten und Mühen einer Annullierung auf sich zu nehmen, alles für nichts - das ergab keinen Sinn, schon gar nicht, wenn man bedachte, was für einen ausgezeichneten Geschäftssinn James angeblich hatte. Warum in aller Welt sollte er so etwas tun?
    Dann, als hätte er ihre Gedanken gelesen, sagte James sanft: »Emma, ich habe dir einmal großes Unrecht zugefügt. Willst du mir nicht erlauben, dass ich versuche, es wieder gutzumachen?«
    Während er sprach, nahm er ihre Hand. Mehr nicht. Hob nur ihre Hand und hielt sie in der seinen. Zweifellos merkte er, dass sich ihre Hand jetzt ganz anders anfühlte als vor einem Jahr, als er sie gelegentlich bei einer Quadrille geführt hatte. Jetzt war diese Hand voller Schwielen und rau vom Geschirrspülen in eiskalter Seifenlauge. Sie hatte seit Monaten und Monaten keine Quadrille mehr getanzt.
    Aber auch wenn er den Unterschied fühlte, äußerte er sich nicht dazu, stand einfach da, hielt ihre Hand und sah sie aus diesen unergründlichen, verwirrenden bernsteinfarbenen Augen an, ohne das Hämmern an der Tür und die lauten Stimmen im Nebenraum zu beachten.
    Und ganz plötzlich war das Schwindelgefühl verflogen. Emma war nicht länger verwirrt oder beunruhigt. Sie begriff genau, was der Earl tat. Es war erstaunlich, so erstaunlich, dass sie nicht recht wusste, ob sie es glauben konnte. Aber es war eindeutig so.
    Der Earl von Denham entschuldigte sich.
    Ganz im Ernst. Nicht wie die Entschuldigung, die er am Vortag vor der Schule so beiläufig ausgesprochen hatte. Das hier war etwas anderes. Diesmal entschuldigte er sich wirklich und wahrhaftig für das, was er ihr - und Stuart - vor einem Jahr angetan hatte.
    Es war unglaublich, aber wahr.
    Und es war der Beweis dafür - obwohl James es immer entschieden bestritten hatte, wenn sie ihm früher erklärte, dass Diebe und Trunkenbolde durch Geduld und Fürsorge irgendwann einmal bekehrt werden könnten -, dass Menschen sich wirklich ändern konnten.
    Diese Entdeckung war so atemberaubend, dass Emma einen Moment lang Cletus' und MacCreighs Gehämmer an die Tür nicht mehr hörte. Sie spürte die feuchte Kälte nicht, die innerhalb der Mauern von Castle MacCreigh herrschte. Es gab nur

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