Ein Sehnen Im Herzen
seine Chance. Seine Chance, Emma zu beweisen, dass er nicht mehr der egoistische, hartherzige Mann war, der er einmal gewesen war. All das hatte sich seit jenem Tag geändert, als sie mit seinem Cousin durchgebrannt war. Sie hatte ihm gezeigt, dass alles Geld der Welt nicht reichte, um sich das zu erkaufen, was man wirklich wollte, dass er nicht verhindern konnte, was er am meisten gefürchtet hatte. Dies war seine Gelegenheit, das, was er ihr angetan hatte, wieder gutzumachen - obwohl er nach wie vor der Meinung war, dass es kein besonders kluger Schritt von ihr gewesen war, Stuart zu heiraten.
Er bereute, dass er ihr gegenüber diese Überzeugung je laut ausgesprochen hatte, denn, wie ihm später bewusst wurde, das musste einfach das Mitgefühl eines Mädchens wie Emma wecken: Armer Stuart... Nicht einmal seine eigene Familie will ihn glücklich sehen!
Und wie froh war er jetzt, dass sie es vor einem Jahr so vehement abgelehnt hatte, auf seinen Rat zu hören. Denn damals hätte sie nie zugestimmt, ihn zu heiraten. Wie blind er doch gewesen war, blind für seine Gefühle und die der Menschen in seiner Umgebung! Das war ihm jetzt klar. Damals hatte er all das verkörpert, was ein idealistisches junges Mädchen wie Emma Van Court verachtete - er war ein reicher, eigennütziger Geschäftsmann gewesen, der kein anderes Ziel kannte, als noch mehr Geld zu scheffeln und seine persönlichen Bedürfnisse zu befriedigen.
Aber jetzt war er ein anderer Mensch. Zwölf Monate unter den Folgen seiner Unbesonnenheit zu leiden, hatte aus ihm den Menschen gemacht, der hier vor dem Richter stand, einen Mann, der bereit war, nicht nur alles zu tun, was in seiner Macht stand, um sein früheres Verhalten wieder gutzumachen, sondern der Frau an seiner Seite zu beweisen, dass er wirklich bekehrt war.
Natürlich erinnerte er sich an sein Versprechen, die Ehe annullieren zu lassen. Es war ihm ernst gewesen. Wenn Emma eine Annullierung wollte, würde er dafür sorgen.
Aber eine Annullierung durchzusetzen, war ein langer und mühsamer Prozess. Alle möglichen Komplikationen konnten dabei auftreten.
Zum Beispiel konnte sich die betreffende Ehefrau in ihren Mann verlieben.
Es war natürlich ein Glücksspiel und noch dazu ein riskantes, aber jedes Mal, wenn James in Emmas Richtung schaute und diese tiefblauen strahlenden Augen sah, die von dichten dunkelblonden Wimpern umrahmt wurden, spürte er, dass es den Versuch wert war - unbedingt.
Auf einmal sagte Richter Reardon: »Kommen Sie, Mylord. Mir ist klar, dass das Ganze ein wenig überstürzt ist und ein Mann möglicherweise mehr Zeit brauchte, um seine Entscheidung zu überdenken, aber ich habe für diese Angelegenheit ein köstliches Mahl stehen lassen und würde gern noch im Laufe dieser Woche weitermachen, wo ich aufgehört habe. Also, wollen Sie, ja oder nein?«
James erkannte, dass ihm gerade die alles entscheidende Frage gestellt worden war.
»Ich will«, sagte er schnell und stellte fest, als er nach rechts spähte, dass Emma ihn neugierig musterte.
Nach ihrer eigenen, kaum hörbaren Antwort auf die Frage des Richters erklärte Richter Reardon sie prompt kraft des ihm verliehenen Amtes zu Mann und Frau. Und während James noch dastand und darüber staunte, wie schnell sich das Geschick eines Menschen ändern konnte und dass er, der gestern nicht einmal im Traum daran gedacht hätte, Emma könnte ihn jemals heiraten, sich heute unversehens als ihr rechtmäßig angetrauter Ehemann wiederfand, blaffte der Richter: »Na, Denham? Worauf warten Sie? Wollen Sie die Braut nicht küssen?«
James fuhr zusammen und drehte sich zu Emma um, die auf die Frage des Richters reagierte, indem sie rasch zurücktrat.
»Das«, meinte sie, »wird nicht nötig sein.«
Aber Mrs. MacTavish, die darum betrogen worden war, dass ihr Sohn die Witwe des Kaplans heiratete, wollte sich nicht auch noch entgehen lassen, mit eigenen Augen zu sehen, wie sich Braut und Bräutigam zum ersten Mal als Ehepaar küssten - ohne auf den Gedanken zu kommen, dass es sich dabei um ihren ersten und möglicherweise auch letzten Kuss handeln könnte.
Daher legte sie beide Hände auf Emmas Schultern und schubste sie energisch in James' Richtung.
»Nein, nein, das geht nicht«, sagte die Wirtin resolut. »Sie müssen den Handel besiegeln.«
Die Wucht von Mrs. MacTavishs Schubs hätte Emma umgeworfen, wenn James nicht schnell vorgetreten wäre und sie in seinen Armen aufgefangen hätte.
Das Gesicht ganz nah bei seinem,
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