Ein Sehnen Im Herzen
bitte.«
Lady Denham? War sie denn auch hier? Emma konnte sich nicht vorstellen, was James' Mutter in Faires tun mochte. Die Gräfinwitwe, eine elegante Frau mit einem feinen Gespür für Stil, beehrte nur die feinsten Adressen mit ihrem Besuch und war so ziemlich die letzte Person, die Emma in diesem Teil des Landes erwartet hätte.
Erst als Mr. Murphy seine Pferde in die Richtung ihres eigenen Heimes lenkte, begriff Emma plötzlich, dass James nicht seine Mutter gemeint hatte, sondern sie. Sie war Lady Denham... die neue Lady Denham zumindest.
Und das machte ihr wesentlich eindringlicher bewusst als die soeben erfolgte Trauungszeremonie oder der darauf folgende atemberaubende Kuss, was sie getan hatte.
Sie hatte geheiratet. Sie hatte den Earl von Denham geheiratet. Ganz egal, dass es eine rein geschäftliche Abmachung war. Ganz egal, dass er es nur getan hatte, um sein schlechtes Gewissen wegen der Art und Weise, wie er mit ihr und Stuart umgesprungen war, zu beschwichtigen. Sie war mit dem Earl von Denham verheiratet, einem Mann, der nach ihrer früheren Überzeugung weder ein Herz noch ein Gewissen hatte.
Lieber Gott! Was hatte sie getan?
Das Herz in der Kehle, beugte Emma sich vor und rief: »Mr. Murphy! Mr. Murphy! Halten Sie bitte hier an!«
James starrte sie an, als hätte sie den Verstand verloren. Warum auch nicht? Sie musste verrückt sein, wenn sie je hatte glauben können, sei es auch nur eine Sekunde lang, ihn zu heiraten, wäre keine schlechte Idee.
»Emma«, sagte er, als sie nach ihrem Retikül griff und sich anschickte, über Roberts hinwegzuklettern - James schien zu gewaltig, um diesen Versuch zu wagen - und auszusteigen. »Geht es dir auch gut?«
»Sehr gut, Mylord«, lautete Emmas knappe Antwort. »Ich glaube bloß, dass ich die Kinder lange genug allein gelassen habe. Ich muss jetzt zu ihnen zurück.« Mit einer gemurmelten Entschuldigung gelang es Emma, sich an dem bestürzten Kammerdiener ihres Ehemannes - ihres Ehemannes! O Gott! - vorbeizuzwängen und sich an den Wagenschlag zu drücken. Er flog auf und entließ sie in den Sonnenschein.
Und aus dem Blickfeld von James Marburys bernsteinfarbenen Augen.
Nachdem sie ohne Hilfe hinausgesprungen war, drehte sich Emma zu den beiden Männern um, die noch im Wagen saßen.
»Danke, dass du mich geheiratet hast«, sagte Emma, die sich zu dieser Äußerung verpflichtet fühlte.
Und dann - vielleicht, weil James wie vom Donner gerührt aussah - drehte sie sich um und rannte die Dorfstraße hinunter in Richtung Leuchtturm.
James, der beobachtete, wie der helle Sonnenschein ihr Haar golden schimmern ließ, fragte sich, für welche seiner früheren Verfehlungen er dieses Mal bestraft wurde. Denn es schien ihm ganz und gar nicht fair, dass die Braut des Neunten Earls von Denham am Nachmittag ihres Hochzeitstages einfach weglief, um Unterricht zu geben. Sie hätte wenigstens ein Glas Champagner mit ihm trinken können.
James war, wie er bald darauf feststellte, außer Roberts und Mr. Murphy nicht der Einzige, der Emmas seltsames Verhalten beobachtet hatte. Nicht weit von Pferd und Wagen stand der junge Master Fergus mit schief gelegtem Kopf und sah Emma nach, wie sie der Schule zustrebte, die er ganz offensichtlich schwänzte.
Als der Junge die Kutsche bemerkte, änderte er seine Blickrichtung und starrte jetzt mit schiefem Kopf James an.
»Hab ich richtig gehört? Mrs. Chesterton hat sich bei Ihnen bedankt, weil Sie sie geheiratet haben?«, fragte der Junge ungläubig.
James fühlte sich zu müde - und zu gedemütigt -, um sich zu verstellen. »Richtig«, sagte er.
Der Junge stieß einen leisen, langen Pfiff aus.
»Tja«, meinte er dann. »Ist natürlich auch 'ne Möglichkeit, ihr Lord MacCreigh vom Hals zu schaffen. Wenn's hält, meine ich.«
James, der sich dabei ertappte, den Jungen mit gerunzelter Stirn anzustarren, beeilte sich, eine etwas weniger düstere Miene aufzusetzen. »Wenn es hält?«
»Genau«, sagte Fergus. »Dieser ganze Ehekram, meine ich.«
»Natürlich wird es halten«, sagte James leicht befremdet.
»Klar«, erwiderte Fergus mit einem Grinsen, das James ein wenig zu wissend für einen Jungen seines Alters fand. »Dann mal viel Glück dabei.«
James starrte den Jungen an, der die Hände in die Hosentaschen gesteckt hatte und den Weg zum Leuchtturm einschlug.
»He, du«, rief James ihm nach. »Was meinst du damit?«
Fergus drehte sich um und blinzelte ihn überrascht an. Jedenfalls vermutete James, dass Fergus
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