Ein Sehnen Im Herzen
ihn ansah. Bei dem seltsamen Blick des Jungen ließ es sich schwer sagen.
»Na ja, bloß, was meine Mom immer sagt«, meinte der Junge achselzuckend. »Wenn Sie sie wirklich erobern wollen - und ich glaub, das wollen Sie -, müssen Sie sich um sie bemühen.«
Und damit schlenderte der Junge mit überraschend schnellen Schritten für jemanden, der so schlecht sah , weiter und überließ James im Inneren der Kutsche der Frage, wie es möglich war, dass er den weiten Weg in die Wildnis der Hebriden hatte zurücklegen müssen, um den seiner Überzeugung nach einzigen guten Rat seines Lebens zu bekommen.
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Kapitel 1 8
E s schien nur wenige Augenblicke zu dauern, bis sich die Neuigkeit von Emmas Heirat in ganz Faires herumgesprochen hatte. Dafür sorgte schon Mrs. MacTavish. Kaum war sie nach der Trauungszeremonie von Castle MacCreigh zurückgekehrt, als sie auch schon allen, denen sie begegnete, umgehend davon erzählte - und von dem unvorstellbar intimen Kuss, den die Brautleute ausgetauscht hatten. Bald gab es in Faires niemanden mehr, der nicht wusste, dass die Witwe Chesterton endlich geheiratet hatte und die zehntausend Pfund, die sie nach ihrer Hochzeit zu erwarten hatte, jetzt nicht einem Einheimischen zufielen, wie es die Dorfbewohner nur für recht und billig gehalten hätten, sondern einem Wildfremden.
Oder vielleicht doch nicht? In Faires war der Earl von Denham natürlich ein Fremder, aber war er das auch für Emma? Es hieß, er wäre ein Verwandter des verstorbenen Kaplans, Mrs. Chestertons Ehemannes. Aber obwohl sie eine vage Ähnlichkeit verband, hätten die beiden Männer nicht unterschiedlicher sein können. Stuart Chesterton war für seine Armut und seine Frömmigkeit bekannt gewesen. Lord Denham hatte den Ort bereits schockiert und erstaunt, indem er Murphys Kutsche für den unvorstellbaren Preis von zwei Sovereigns am Tag mietete und den Baron von MacCreigh zum Duell forderte - zu einem Duell, jawohl!
Und zu diesen beiden unerhörten Tatsachen kam noch die äußerst prickelnde Neuigkeit, die Mrs. MacTavish nur mit gesenkter Stimme und verstohlenen Blicken preisgab, um sich zu vergewissern, dass niemand lauschte... obwohl es am Ende des Tages nicht einen Menschen in Faires gab, der nicht in das Geheimnis, das zu enthüllen sie sich genötigt fühlte, eingeweiht gewesen wäre: Der Earl von Denham hatte die Nacht nicht in dem Zimmer verbracht, das er bei ihr gemietet hatte. Nein, Murphy hatte ihn am Vorabend beim Cottage der Witwe Chesterton abgesetzt und ihn wie befohlen erst am nächsten Morgen dort abgeholt.
Mit anderen Worten, Lord Denham und die Witwe Chesterton hatten die Nacht miteinander verbracht, bevor sie verheiratet waren.
Dafür gab es laut der weiblichen Einwohnerschaft von Faires nur eine einzige Erklärung: Lord Denham und Emma waren ein Liebespaar gewesen, lange bevor sie seinen Cousin geheiratet hatte und nach Faires gekommen war.
Die Theorie schien durchaus stichhaltig. Denn war Emma als Frau eines Geistlichen nicht ein wenig enttäuschend gewesen? Sicher, sie hatte die üblichen Pflichten getreulich erfüllt, die ihre Rolle mit sich brachte - die Armen und Siechen besucht, Kuchen für den Kirchenbasar gebacken und der Frau des Pfarrers geholfen, die Kirche für diverse Feiern zu schmücken.
Aber wie oft hatte sie die Gottesdienste ihres Mannes besucht? Nur einmal am Tag. Ein so überzeugter Anhänger der Anglikanischen Hochkirche ihr Mann auch gewesen sein mochte, Emma Chesterton war so gemäßigt in ihrem Glauben, wie man es nur sein und sich dabei trotzdem noch als Kirchgänger bezeichnen konnte.
Aber die Schule, die Emma nach dem Tod des Schulmeisters unbedingt für die Dorfkinder hatte erhalten wollen, war es, die das meiste Gerede verursacht hatte. Eine Frau als Lehrerin? Nach dem Tod ihres Mannes vielleicht... eine Witwe, vor allem eine kinderlose, mochte damit entschuldigt werden, dass sie sich auf diese Aufgabe stürzte, um über ihren Verlust hinwegzukommen. Aber Emma hatte schon vor dem Ableben ihres Mannes Pläne für die Schule geschmiedet... sehr zum Missfallen des Kaplans, wie manche behaupteten. Schließlich saßen in Emmas Schule Jungen und Mädchen nebeneinander, nicht auf verschiedenen Seiten des Mittelganges, sondern nach Alter und Fähigkeiten eingeteilt, ein Arrangement, das Mr. Chesterton nie und nimmer gebilligt hätte.
Daran (hin hatten sich die meisten Einwohner von Faires - einschließlich Reverend Pecks Frau, wie es hieß, die eben
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