Ein Sehnen Im Herzen
ganz gewiss nicht sprechen. Mit niemandem.
»Oh!«, rief sie, als sie dieser Gedanke durchzuckte. »Oh, James, ich kann nicht! Ich kann nicht zurück nach London. Wirklich, es wäre einfach grauenhaft.«
Der Earl von Denham sah aus, als hätte er eine ähnliche Reaktion erwartet. Jedenfalls hatte er sofort eine Antwort parat.
»Emma, ich kann unmöglich hier bleiben. In London warten dringende Geschäfte auf mich.«
Sie blinzelte ihn an. Geschäfte. Natürlich musste er nach London zurück. Schließlich war er hauptsächlich nach Faires gekommen, um seinen verstorbenen Cousin überführen zu lassen. Es war Emma gelungen, ihn in dieser Hinsicht abzufertigen, also warum sollte er bleiben?
Ja wirklich, warum?
»Naja«, erwiderte Emma, die sich unerklärlicherweise im Stich gelassen fühlte. »Dann musst du natürlich fahren.«
Wirklich absurd, dass sie so enttäuscht war. Ein Glück, wenn er Faires endlich verließ! Dann bräuchte sie nicht länger Angst zu haben, dass er rein zufällig auf die Wahrheit über jene furchtbare Nacht stieß, in der Stuart gestorben war...
Mehr noch, wenn er wegging, bräuchte sie nicht länger auf seinen Mund zu starren und daran zu denken, was für ein Gefühl es gewesen war, als dieser Mund auf dem ihren gelegen hatte, und sich zu fragen, wie sie es leider tat, ob sie genauso reagieren würde, wenn er sie noch einmal küsste...
Nein, so war es für alle am besten. Er sollte nach London zurückgehen und sie würde wieder... allein sein.
Aber lieber allein sein, als zu erleben, dass er die Wahrheit herausfand, was auf jeden Fall passieren würde, falls er länger blieb.
»Du brauchst dir meinetwegen keine Sorgen zu machen, weißt du«, sagte sie mit aller Tapferkeit, die sie aufbringen konnte, als James einen Moment zögerte. »Ich komme schon zurecht.«
»Sei nicht albern, Emma«, sagte James, der sich von der überraschenden Entdeckung, wie eifrig sie darauf aus zu sein schien, ihn loszuwerden, anscheinend erholt hatte. »Meine Ehefrau - ganz gleich, wie kurz die Verbindung anhalten mag - wird nicht allein leben. Du kommst mit mir nach London. Und jetzt will ich nichts mehr darüber hören.«
Emmas Unbehagen wuchs. Zurück nach London, mit ihm? Aber das bedeutete, stundenlang mit ihm allein in seiner Kutsche zu sein... schlimmer noch, gemeinsame Nächte in gemütlichen Gasthöfen. Wer wusste schon, wie lange es dauern mochte, bis ihre Neugier, die sein Kuss geweckt hatte, sie dazu bewegen würde, es noch einmal zu probieren? »Aber...«
»Außerdem«, fuhr James fort, als hätte sie nichts gesagt, »wenn du hier bleibst, muss Richter Reardon unweigerlich merken, dass wir nicht... nun ja, nicht unbedingt wie Mann und Frau zusammen leben. Ich bin mir nicht sicher, ob ihm das gefallen würde. Er könnte sogar...«
»Das Geld zurückhalten«, beendete Emma leise den Satz für ihn. James hatte Recht. Genau das würde Richter Reardon tun. »Aber James, wo soll ich in London wohnen? Meine Familie... ich fürchte, sie... Also, seit ich sie verlassen habe...«
»Mir ist klar, dass die Beziehungen zu deiner Familie im Moment angespannt sind«, sagte James, wobei er, wie Emma bemerkte, diplomatisch die Rolle überging, die er bei dieser Entfremdung gespielt hatte. »Und nach einigem Überlegen bin ich zu der Ansicht gelangt, dass du am besten in meinem Haus in der Park Lane wohnst!«
»Bei Lady Denham?«, brach es aus Emma heraus. »O nein, James! Das könnte ich nicht ertragen!«
Lord Denham schien überrascht. Es war bestürzend, dass ihm sogar ein verdutzter Gesichtsausdruck gut stand. »Ist dir meine Mutter so zuwider?«, fragte er erstaunt. »Ich hatte eigentlich immer den Eindruck, dass ihr gut miteinander auskommt.«
»Aber das ist es ja!«, rief Emma. »Lady Denham war immer so nett zu mir.« Netter, fand Emma insgeheim, als sie es je verdient hatte. Immerhin hatte sie wenig getan, um den Neffen der Gräfinwitwe daran zu hindern, sich in die gefährliche Wildnis der Hebriden zu begeben. »Es wäre mir schrecklich, sie zu täuschen, was die ... Natur unserer... äh...«
»... Verbindung angeht«, beendete James gelassen den Satz für sie. »Ja, ich verstehe, was du meinst. Ihr Entzücken darüber, dass ich endlich geheiratet habe, könnte ein wenig ermüdend sein. Sie hat dich immer sehr gemocht...«
Emma ertappte sich dabei, Tränen aus ihren Augen zu blinzeln. Sie hätte um ihr Leben nicht sagen können, warum ihr auf einmal nach Weinen zumute war, aber so war es. Sie
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