Ein sehr privater Verführer (Baccara) (German Edition)
nicht allein in einem Hotel. Außerdem wollen Sie das doch selbst nicht.“
Sie ließ den Kopf hängen. „Mein Vater hörte sich nicht an wie ein netter Mensch“, gab sie zu. „Und ich kann mich nur an das erinnern, was in den letzten vierundzwanzig Stunden geschehen ist. Wolff Mountain ist für mich der einzige vertraute Ort. Klingt das bescheuert?“
„Überhaupt nicht. Allerdings kennen Sie Wolff Mountain auch nicht wirklich. Hier ist nichts, was Ihre Erinnerung wieder in Gang setzen könnte.“
„Genau deshalb sollte ich gehen.“
Er trat zu ihr. „Entspannen Sie sich einfach.“
„Leichter gesagt als getan.“
Mit dem Anflug eines Lächelns strich er ihr über die Wange. „Gut für Sie, dass ich immer recht behalte.“
Seine Berührung ließ Gracie erschauern. Sobald er seine harte Fassade aufgab, war Gareth unwiderstehlich. Zögernd wich sie zurück und hoffte, dass er nicht gesehen hatte, dass sie errötet war.
„Ich lasse Sie jetzt besser weiterarbeiten“, sagte sie heiser.
Er nickte, sein Blick undurchdringlich.
Sekundenlang sahen sie sich in die Augen. Doch als die elektrisierende Spannung, die sich zwischen ihnen aufbaute, zu stark wurde, ergriff Gracie die Flucht.
5. KAPITEL
Gareth stieg mit kräftigen Schritten den Berg hinter seiner Werkstatt hinauf, als wolle er dem Problem entkommen, das unten im Haus auf ihn wartete. Ihm war klar, dass Gracie Darlington vermutlich sogar mehr als nur ein Problem bedeutete. Er blieb stehen und fluchte leise.
Ein einziges Mal in seinem Leben hatte er einer schönen Frau vertraut und war bitter enttäuscht worden. Während einer Dinnerparty hatte seine Freundin ein kostbares Gemälde mitgehen lassen, einen Manet, der eine Viertelmillion Dollar wert war. Zwar war es der Polizei später gelungen, das Gemälde sicherzustellen, aber der Schaden, den dieser Vertrauensbruch bei Gareth angerichtet hatte, war durch nichts wieder gut zu machen. Schon als Kind traumatisiert durch die Tragödie seiner Mutter, wurde er nach dieser Episode zynisch, mied den Kontakt zu Menschen und misstraute jedem.
Als sein Vater ihn wegen der unüberlegten Wahl seiner Gefährtin streng gemaßregelt hatte, war er als Rache in den Krieg gezogen. Allerdings war er damals erst vierundzwanzig gewesen.
Was seine starken Gefühle für Gracie betraf – nun, er war auf der Hut.
Leise rauschte der Wind in den Bäumen, Moos bedeckte die Steine am sprudelnden Bergbach. Inmitten dieser idyllischen Natur empfand Gareth die Turbulenzen, die Gracie in ihm auslöste, nur umso stärker. Heute Morgen war er mit einer Erektion erwacht, nach Träumen, in denen Gracie sich ihm hingab.
Draußen blühte nach dem langen Winter neues Leben, und in seinem Bett war es öde und leer.
Die Berge waren seine Heimat, hier war er aufgewachsen, abgeschieden von der Welt da draußen, weil sein Vater und sein Onkel es so gewollt hatten. Manchmal fragte er sich, ob seine Brüder Jacob und Kieran als Kinder ebenso einsam gewesen waren wie er. Aber über solche Dinge sprachen sie nicht miteinander.
Eine Biene summte an seinem Ohr. Gareth wedelte sie mit einer freundlichen Geste fort, dann straffte er seine Schultern. Es brachte nichts, durch den Wald zu rennen, um einer Frau zu entkommen, die er begehrte.
Was sollte er tun? Nach seiner Zeit beim Militär hatte er seinen Frieden darin gefunden, mit Holz zu arbeiten. Eine Art Selbsttherapie, die funktionierte. Jetzt war Gracie in sein Leben geplatzt, und er wusste, dass sie seine mühsam wiedergefundene Seelenruhe zerstören konnte.
Noch einmal nahm er das frische Grün der Bäume und Sträucher in sich auf, dann machte er sich auf den Weg zurück zum Haus. Etwas oberhalb blieb er stehen. Hier öffnete sich der Blick weit ins Tal. Eine bäuerliche Welt, mit Feldern, Wiesen, Häusern, Traktoren. Dort wohnten normale Menschen. Familien, die ihre Kredite abbezahlten, am Monatsende vielleicht zu wenig Geld hatten, dafür aber glückliche Kinder.
Manchmal beneidete Gareth sie darum. Seine Kindheit hatte viel zu früh geendet. Zum Glück gab es seine Werkstatt. Wenn er hobelte, sägte, leimte und den Feinschliff für seine Möbel machte, fühlte er sich gut und lebendig.
Als er die Stufen zur Halle hochlief, hob der große Basset, der vor der Tür lag, nur kurz den Kopf zur Begrüßung. Dann legte er ihn wieder auf seine Pfoten und seufzte tief. Die langen Ohren des Hundes waren voller Sägemehl, und Gareth musste unwillkürlich lächeln.
Ja, gestand er sich
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