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Ein sicheres Haus

Titel: Ein sicheres Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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und …«
    »Erzählen Sie mir von Finn.«
    Sie nahm einen Schluck Kaffee und lehnte sich zurück, sichtlich um eine Antwort verlegen. Sie hatte sich gewünscht, daß ich das Reden übernahm.
    »So gut kannte ich sie nicht. Sie war ein sehr freundliches, sanftes Mädchen, das es in der Schule wohl nicht ganz einfach hatte, wie das bei Mädchen eben so ist, wenn sie übergewichtig sind.« Laura sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Und sie wurde ernstlich krank und wandte sich von uns und von allen, die sie kannten, ab. Für Leo und Liz war das schrecklich. Aber sie erholte sich. Liz hat mir dann erzählt, Finn wäre jetzt glücklicher als jemals zuvor. Völlig verwandelt, hieß es. Ich denke, daß sie ihre Reise nach Südamerika als Neuanfang betrachteten, als Zeichen dafür, daß sie erwachsen geworden war.«
    Das gefiel mir gar nicht. Ich wollte keine Amateurdiagnose von Laura. Ich wollte Informationen, Fakten, aus denen ich mir selbst etwas zusammenreimen konnte.
    »Besitzen Sie vielleicht irgendwelche Fotos von ihr? Die, die in ihrem Haus waren, wurden alle vernichtet.«
    »Ich glaube nicht. Eigentlich trafen wir uns immer mit ihren Eltern. Warten Sie eine Minute.« Sie verließ den Raum, kam mit einem dicken, quadratischen roten Album wieder zurück und fing an, rasch die Farbfotos auf den transparenten Seiten durchzublättern. Sie schüttelte den Kopf. Unbekannte Gesichter zogen vorbei, unauffällige Häuser, Hügel und Strande, förmlich arrangierte Gruppen von Leuten.
    »Das war eine Gartenparty, zu der wir mit Liz und Leo gegangen sind. Vielleicht war Fiona mit dabei. Aber ich sehe sie nicht.«
    Die Eltern Mackenzie, deren verschwommene Gesichter vor ein paar Monaten auf allen Titelseiten abgebildet gewesen waren, standen auf einem gepflegten Rasen und lächelten in die Kamera. Sie war mager und trug einen breitrandigen Strohhut.
    Er sah aus, als sei ihm zu warm in Anzug und Krawatte. Links auf dem Foto, halb abgeschnitten, waren ein nackter Arm, ein Stück geblümtes Kleid und eine Welle dunkles Haar zu erkennen.
    Ich legte den Finger auf den Arm, als könnte ich die Haut spüren.
    »Das wird Finn sein.«

    Ich saß auf einer Bank am Rand eines Platzes. Eine Mutter schob ihr Kind auf der einzigen Schaukel an, die es auf diesem grünen Fleckchen gab.
    »Dr. Kale, bitte«, sagte ich in mein Handy.
    Die Verbindung wurde schnell hergestellt.
    »Hallo, Dr. Laschen. Ja, ich habe es hier vor mir. Moment. Da ist es. Fiona Mackenzie hatte die Blutgruppe Null, genau wie ungefähr die halbe Bevölkerung Westeuropas und der Vereinigten Staaten. Ist das alles, was Sie wollten?«

    Maggie im Krankenhaus klang gehetzt.
    »Tut mir leid, Sam, Sie werden mir ein bißchen mehr Zeit lassen müssen, die Akte zu besorgen. Diese verdammten Computer, jemand muß sich falsch eingeklinkt und alles durcheinandergebracht haben. Würde Ihnen Fionas Karteikarte von der Notaufnahme etwas nützen?«
    »Ja.«
    »Rufen Sie mich wieder an.«

    »Donald Helman? Hallo, ich hoffe, ich störe Sie nicht. Mein Name ist Sam Laschen, und wir haben uns auf einer Party bei Laura und Gordon kennenge … Ja, richtig. Laura hat mir Ihre Nummer gegeben. Sie sagten, Ihre Tochter sei mit Finn befreundet gewesen, und ich dachte, ich könnte vielleicht mit ihr darüber sprechen. Oh, wann wird sie zurück sein? Nun, in dem Fall … Da war auch eine Freundin von Finn aus der Schule, die ich kennengelernt habe, mit Vornamen hieß sie Jenny, glaube ich; wissen Sie zufällig ihren Nachnamen? Aha, Glaister. Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    Jenny Glaister verbrachte die Osterferien der Universität zu Hause. Das große Anwesen ihrer Eltern lag ungefähr vierzig Kilometer von Stamford entfernt auf einem einzelnen Grundstück. Sie trat auf die kiesbestreute Einfahrt, als ich ankam. Es war ein grauer und ziemlich kalter Tag, aber sie trug einen kurzen, bunten Seidenrock und eine dünne Bluse. Ich erinnerte mich von der Beerdigung an ihr selbstsicheres Auftreten. Sie war verwundert, zeigte aber Interesse. Die Berichte der Zeitungen über Fiona öffneten mir für ein paar Minuten auch diese Tür. Jenny machte Tee und setzte sich dann mir gegenüber an den Tisch, den Kopf in die unberingten Hände gestützt.
    »Um ehrlich zu sein«, sagte sie, »Finn gehörte eigentlich nicht zu unserer Clique. Ich meine, sie gehörte dazu und auch wieder nicht.« Sie biß sich auf die Unterlippe und fügte dann hinzu: »In der Schule war sie gehemmt. Ein bißchen linkisch. Eine

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