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Ein sicheres Haus

Titel: Ein sicheres Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Nachspeise Schokoladeneis.«
    »Okay«, sagte ich leichthin. Elsie sah verblüfft aus. »Sarah?«
    »Käse, Brot und Pickles, danke.«
    »Und zu trinken? Bier mit Limo oder so?«
    »Wunderbar.«
    Ich bestellte bei einer Kellnerin, die so aussah, als sei sie im zehnten Monat schwanger, nahm unsere Tickets und die Getränke. Wir gingen hinaus in den herrlichen Frühlingstag und setzten uns, die Mäntel noch zugeknöpft, an einen wackligen Holztisch.
    »Kann ich schaukeln gehen?« fragte Elsie und lief davon, ohne auf Antwort zu warten. Sarah und ich sahen zu, wie sie sich auf einen Sitz hangelte und heftig vorwärts und rückwärts ruckte, als käme sie dadurch in Schwung.
    »Es scheint ihr gutzugehen«, bemerkte Sarah.
    »Ja.« Ein kleiner Junge in einem gestreiften T-Shirt kletterte auf die Schaukel neben Elsie, und die beiden starrten sich argwöhnisch an.
    »Lustig, nicht?«
    »Kinder erholen sich schnell.«
    Wir tranken unser Bier mit Limonade, während die Sonne uns in den Nacken schien, und sagten ein Weilchen nichts.
    »Komm, Sarah, spann mich nicht auf die Folter. Wie hast du das Buch gefunden? Und bitte, sei offen. Sagst du nichts, weil es so schlecht ist?«
    »Es ist gut, Sam.« Sie legte einen Arm um meine Schultern, und ich wäre fast in Tränen ausgebrochen. So lange war es her, daß irgend jemand außer Elsie mich umarmt hatte. »Gratuliere.
    Wirklich.« Sie grinste. »Und es ist natürlich überaus kontrovers.
    Ich bin erstaunt, daß du so etwas in so kurzer Zeit schreiben konntest, bei allem, was passiert ist. Vielleicht ist das ja der Grund. Es ist sehr gut.«
    »Aber?«
    »Ein paar ganz kleine Dinge, die ich an den Rand geschrieben habe.«
    »Ich meine das eigentliche Aber.«
    »Es gibt kein eigentliches Aber. Nur eine Frage.«
    »Schieß los.«
    »Nicht mal eine Frage, bloß ein Kommentar.« Sie fuhr mit einem Finger um den Rand ihres Glases. »Es wirkt wie das Resümee einer Karriere, nicht wie der Anfang.«
    »Ich habe die Angewohnheit, die Brücken hinter mir abzubrechen.«
    Sarah lachte.
    »Ja, aber diesmal brichst du die Brücken vor dir ab. All diese Angriffe auf Krankenhausmanager und ausgelaugte Berater, und das über Designer-Traumata.«
    Der kleine Junge schob jetzt Elsies Schaukel an. Jedesmal, wenn sie hochflog, die kräftigen Beine zum Himmel gestreckt und den Kopf übertrieben nach hinten geneigt, bekam ich Angst um sie.
    Unser Essen wurde serviert. Meine Makrele lag zwischen ein paar welken Salatblättern und sah orangefarben und nicht sehr appetitlich aus. Elsies Essen war von ausschließlich beiger Farbe. »Du hast die bessere Wahl getroffen«, sagte ich zu Sarah und rief Elsie, die sofort angelaufen kam.

    Nach dem Lunch, nachdem Elsie sämtliche Kartoffeln verzehrt und auch das letzte bißchen Eis ausgelöffelt hatte, machten wir einen kurzen Spaziergang zu der alten Kirche, bei der ich schon einmal mit Finn gewesen war und wo wir über Südamerika und Elsies Vater gesprochen hatten.
    »Gefällt es dir hier?« fragte Sarah, als wir unter dem weiten Himmel am Meer entlanggingen, das heute blau und freundlich war; der Boden unter unseren Füßen war sumpfig, über uns schossen Vögel dahin.
    Ich sah mich um. Hier in der Nähe hatte Danny mich geliebt, während ich ängstlich nach Traktoren Ausschau hielt. Hier in der Nähe war Finn spazierengegangen und war gesund geworden. Und hatte mein Vertrauen gewonnen. Und da draußen wäre ich beinahe gestorben.
    Ich fröstelte. Wir schienen nicht voranzukommen; so weit wir auch gingen, die Landschaft blieb unverändert. Wir hätten den ganzen Tag gehen können, ohne daß sich der Horizont vor uns veränderte.

    Ich hatte immer gedacht, wenn man sagte, jemand habe einen knallroten Kopf, sei das eine Übertreibung, aber Geoff Marsh hatte wirklich einen knallroten Kopf. Die pulsierende Arterie am Hals war deutlich zu sehen, und ich fragte ihn, ob alles in Ordnung sei; aber er winkte mich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch und nahm dann mir gegenüber Platz. Als er sprach, tat er es mit erzwungener Ruhe.
    »Wie läuft es?«
    »Sie meinen die Station?«
    »Ja.«
    »Die Anstreicher tragen gerade die letzte Farbschicht auf. Und diese Teppiche! Unser Empfangsbereich sieht sehr nach Großkonzern aus.«
    »Bei Ihnen hört sich das an wie etwas Schlechtes.«
    »Wahrscheinlich geht es mir hauptsächlich darum, einen geeigneten Rahmen für die Therapie zu haben.«
    »Wie auch immer, die Existenz der Station und ihre Rolle in unserer internen Ökonomie

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