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Ein sicheres Haus

Titel: Ein sicheres Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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die frei herumläuft? Aber sagen Sie es mir nur. Ich höre.«
    Einen Augenblick lang dachte ich ernstlich daran, mit dem Aschenbecher vom Tisch nach ihm zu werfen. Dann beruhigte ich mich und spielte mit dem Gedanken, ihm den Rest des zweiten Gin Tonic ins Gesicht zu schütten. Ich zählte ziemlich lange.
    »Ich dachte, ich täte Ihnen einen Gefallen«, sagte ich.
    »Dann tun Sie mir einen Gefallen.«
    Ich fühlte mich, als würde ich gleich explodieren.
    »Ich werde Ihnen keinen Gefallen tun, aber vielleicht kann ich Ihnen helfen, selbst zu denken.«
    »Ich muß gehen.«
    »Noch eine Minute. Das brennende Auto wurde am neunten März gefunden. Wie lautete die ursprüngliche Theorie? Daß sie sich auf unbekannte Weise selbst getötet und gleichzeitig den Wagen mit Hilfe eines in den Benzintank gestopften Lappens oder so in Brand gesetzt haben?«
    »Ja.«
    »Aber da Spuren von Finns und Dannys Leichen im Bootshaus gefunden wurden, ist klar, daß sie tot waren, als der Wagen angezündet wurde, ja?«
    »Ja.«
    »Und Michael konnte es nicht getan haben. Richtig?«
    »Sam, wie ich Ihnen schon sagte, es gibt ein paar lose Enden, ein paar Widersprüchlichkeiten. Aber versuchen Sie, folgendes zu verstehen.« Er sprach jetzt sehr langsam, als sei Englisch nicht meine Muttersprache.
    »Wir wissen mit Bestimmtheit, daß Michael Daley Danny Rees und Fiona Mackenzie getötet hat. Klar? Wir haben aber nicht genau herausgefunden, wie. Klar? Er war ein kluger Mann.
    Aber wir werden es herausfinden, und wenn wir das getan haben, werden wir Sie informieren. Klar?« Sein Gesicht zuckte förmlich vor Anstrengung, ruhig zu bleiben.
    Ich antwortete ebenfalls sehr langsam: »Michael war zu dem Zeitpunkt in Belfast. Ja?«
    »Ja.«
    »Was ist also die einzige andere Möglichkeit?«
    »Es gibt verschiedene andere Möglichkeiten.«
    »Zum Beispiel?«
    Chris zuckte mit den Schultern.
    »Jede Menge. Irgendeine Art von Brandbombe mit Zeitzünder, beispielsweise.«
    »Wurde irgendein Beweisstück für eine solche Vorrichtung gefunden?«
    »Nein.«
    »Selbst wenn es so etwas gegeben hätte, was nicht der Fall war, hätte der Wagen zwei ganze Tage lang mit zwei Leichen dort stehen müssen. Das ist auch nicht möglich. Und welchen Sinn hätte es überhaupt gehabt? Warum sich die Mühe machen, ein Feuer zu legen?«
    »Er war ein psychopathischer Mörder.«
    »Tun Sie mir für einen Moment den Gefallen und hören Sie auf, wie ein Dummkopf zu reden, Chris. Ich werde Sie auf nichts festnageln, was Sie sagen, ich werde Sie nicht wieder belästigen; aber sagen Sie mir einfach, wie der Wagen in Brand gesteckt wurde.«
    Chris brummte etwas.
    »Verzeihung, ich habe Sie nicht verstanden.«
    Er zündete sich noch eine Zigarette an, blies mit Entschlossenheit das Streichholz aus und legte es in den Aschenbecher, bevor er antwortete.
    »Es ist möglich«, sagte er, »daß Daley irgendeinen Mittäter hatte.«
    »Nein, Chris, Sie irren sich. Es ist unmöglich, daß er keinen Mittäter hatte.«
    Chris sah auf die Uhr und stand auf.
    »Ich muß gehen.«
    »Ich gehe mit Ihnen«, sagte ich.
    Er schwieg mürrisch auf dem Weg zum Polizeirevier. Erst als wir die Stufen des Haupteingangs erreicht hatten, drehte er sich um und sah mich an.
    »Sie denken also«, sagte er leise, »daß wir die Ermittlungen wieder aufnehmen und versuchen sollten, diesen mysteriösen Helfer zu identifizieren?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Warum nicht?«
    »Weil ich weiß, wer es war.«
    »Wer?«
    »Es war Finn«, sagte ich und freute mich, als er ungläubig nach Luft schnappte. »In gewisser Weise.«
    »Was meinen Sie damit, ›in gewisser Weise‹? Wovon zum Teufel reden Sie?«
    »Finden Sie’s heraus«, sagte ich. »Das ist Ihr Job.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Sie …«, sagte er. »Sie sind …«
    Er schien völlig verwirrt. Ich streckte die Hand aus.
    »Tut mir leid, daß ich zu spät gekommen bin. Wir bleiben in Verbindung.«
    Er nahm meine Hand, als befürchte er, sie könne ihm einen elektrischen Schlag versetzen.
    »Sie … Haben Sie heute abend irgend etwas vor?«
    »Ja«, sagte ich und ließ ihn dort auf den Stufen stehen.

    34. KAPITEL
    Ich konnte Schritte hören, die sich der Tür näherten, und durch das Milchglas einen Schatten sehen, also richtete ich mich voller Erwartung auf der imposanten Veranda auf. Mir wurde plötzlich klar, wie schäbig ich aussah. Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet, und eine Frau schaute heraus. Ich sah, daß sie noch im Morgenrock war und ihr

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