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Ein sicheres Haus

Titel: Ein sicheres Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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es gibt irgendein Problem mit den Karteikarten aus der Notaufnahme. Jemand muß sie herausgenommen haben, und ich versuche festzustellen, wer das war. Rufen Sie später wieder an.« Sie war in Eile und gereizt und wollte mich loswerden.
    Alles war verschwunden. Was jetzt?

    Wo war es, zum Teufel, wo war es bloß? Ich riß den Schrankkoffer auf. Elsies Bilder, zu Dutzenden, waren darin gestapelt. Einige klebten aufeinander. Ein paar hatten noch Klebestreifen an den Ecken, mit denen sie an den Wänden festgemacht waren. Dreibeinige Monster in Grün und Rot, gelbe Gänseblümchen mit schnurgeraden Stengeln und zwei Blättern wie Schleifen, wilde, purpurne Kleckse, Gesichter mit schiefen Augen, unbestimmte Tiere, jede Menge Meerbilder mit blauen Wellenlinien auf dem dicken weißen Papier. Regenbogen, deren Farben ineinanderliefen; Mond und Sterne, die gelb in pechschwarzer Nacht leuchteten. Ich betrachtete jedes Bild und drehte es dann um. Sicher war es hier. Spuren von Finns Anwesenheit im Haus waren sichtbar: gelegentlich ein Titel auf den Bildern, sauber mitsamt dem Datum aufgeschrieben, die Erwachsenenzeichnung eines Hundes neben einer kindlichen, mehrere rasch hingeworfene Skizzen von Pferden, Bäumen und Segelbooten, die offensichtlich von Finn stammten. Aber was ich brauchte, konnte ich nicht finden. Ich war in eine Sackgasse geraten.
    Ich ging in Elsies Zimmer und zog Schubladen auf. Puppen mit rosafarbenen Gliedmaßen und grellbunten Kleidern sowie gestrickte Tiere starrten mich an. Außerdem fand ich kleine, leere Schachteln, Perlen in satten Primärfarben, seidenartige Bänder, ganze Armeen dieser winzigen Plastikdinger, die immer in Überraschungstüten für Kinderfeste sind. Auf ihrem Zeichenblock waren mehrere Bilder, aber nicht das, das ich suchte. Unter dem Bett lagen ein Hausschuh, drei einzelne Socken und Anatoly, schlafend. Ich stieg auf einen Stuhl und nahm einen unordentlichen Stoß zusammengefalteter benutzter Papiere vom Schrank. Obenauf war mit Bleistift viele Male Elsies Name geschrieben, mit großen, schiefen Buchstaben.
    Darunter lag die Schatzkarte. Ich hatte sie gefunden.
    Ich sprang vom Stuhl und breitete das Papier auf dem Boden aus, betrachtete die Farbkleckse, die rostroten Buchstaben. Ein
    »S« und ein »E«. Und da, ein »F«: mit ihrem Blut geschrieben.
    Ich hob das Papier sehr vorsichtig hoch, als sei es ein Traum, der vergeht, wenn man danach zu greifen versucht. Unten in meinem Arbeitszimmer gab es einen Stapel brauner Umschläge.
    Ich schob die Karte mit ihrer Signatur aus Blut in einen davon und klebte ihn zu. Dann nahm ich die Autoschlüssel und rannte nach draußen. Jetzt hatte ich es.

    »Sie schon wieder!«
    Ich hatte mich gesetzt, aber Chris blieb stehen, die Hände auf die Hüften gestützt, und schaute auf mich herunter.
    »Ich habe sie gefunden. Es gefunden.«
    »Was?«
    Ich nahm den noch immer verschlossenen Umschlag und legte ihn auf seinen Schreibtisch. »Hier drin«, sagte ich und sprach sehr langsam, als sei er oder ich schwachsinnig, »hier drin ist ein Bild.«
    »Ein Bild. Wie nett.«
    »Ein Bild«, fuhr ich fort, »gezeichnet von Finn.«
    »Hören Sie, Sam«, Chris beugte sich zu mir, und ich merkte, daß sein Gesicht ziemlich rot geworden war, »ich meine es gut mit Ihnen, wirklich, aber gehen Sie nach Hause, kümmern Sie sich um Ihre Tochter, lassen Sie mich in Ruhe.«
    »Dies ist von einem Kinderspiel übrig. Finn und ich haben mit unseren Initialen unterschrieben, jede mit ihrem eigenen Blut.«
    Er öffnete den Mund, und ich dachte, er würde mich anbrüllen, aber er brachte keinen Laut hervor. »Geben Sie es Kale. Lassen Sie es untersuchen.«
    Schwer ließ er sich auf einen Stuhl fallen. »Sie sind verrückt.
    Sie sind vollkommen verrückt geworden.«
    »Und ich möchte eine Quittung dafür. Ich möchte nicht, daß es verschwindet.«
    Angeloglou starrte mich lange Zeit an.
    »Sie meinen, Sie möchten, daß über Ihr Verhalten Protokoll geführt wird? Na gut!« schrie er und fing an, fieberhaft in seinem Schreibtisch herumzukramen. Er fand nicht, was er suchte, stürmte aus dem Zimmer und kam mit einem Formular zurück. Er knallte es auf den Tisch und nahm entschlossen einen Stift zur Hand.
    »Name?« bellte er.

    35. KAPITEL
    »Ich nehme« – ich fuhr mit dem Finger die handgeschriebene Speisekarte entlang – »geräucherte Makrele und Salat. Und ihr zwei?«
    »Chicken Nuggets und Pommes«, sagte Elsie entschieden.
    »Und bitzelnde Orangenlimonade. Und als

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