Ein sicheres Haus
schaukelten, rutschten, sprangen, kletterten. Ich stand zwischen Wippe und Sandkasten, wo der Parkwächter letzten Monat weggeworfene, benutzte Spritzen gefunden hatte, und schaute voller Panik um mich.
»Elsie!« schrie ich. »Elsie!«
Sie war nicht da, obwohl ich sie in jedem Kind sah, in jedem Schrei hörte. Ich schaute hinüber zu dem Teich mit den Ruderbooten, türkisfarben und verlassen, und dann rannte ich weiter, zum Café, zu den großen Teichen am Ende des Parks, wo wir immer die Enten und die streitlustigen kanadischen Gänse fütterten. Ich starrte über den Zaun dahin, wo Krumen und Abfall schwammen, als würde ich gleich ihren kleinen Körper im öligen Wasser treiben sehen. Dann rannte ich auf der anderen Seite des Parks wieder zurück. »Elsie!« schrie ich in regelmäßigen Abständen. »Elsie, Schätzchen, wo bist du?« Aber ich erwartete keine Antwort und bekam auch keine. Ich fing an, Leute anzusprechen, eine Frau mit einem Kind etwa in Elsies Alter, eine Gruppe von Teenagern auf Skateboards, ein älteres Ehepaar, das Händchen hielt.
»Haben Sie ein kleines Mädchen gesehen?« fragte ich. »Ein kleines Mädchen in einem dunkelblauen Mantel, mit blonden Haaren? Mit einer Frau?«
Ein Mann glaubte, sie gesehen zu haben. Er wies mit der Hand vage auf den Kreis von Rosenbüschen hinter uns. Ein kleiner Junge, dessen Mutter ich ansprach, sagte, er habe ein kleines Mädchen in Blau auf der Bank sitzen sehen, auf dieser Bank, und er zeigte auf die leere Bank.
Sie war nirgends. Ich schloß die Augen und sah ein Horrorszenario vor mir: Elsie, die mitgeschleift wurde, schreiend; Elsie, die in ein Auto gestoßen und weggefahren wurde; Elsie verletzt; Elsie, die immer wieder nach mir schrie.
Es half nichts. Ich rannte zurück zum Tor des Parks, stolpernd, ich hatte Seitenstechen, Angst brannte sich wie Säure in meinen Magen. Immer wieder rief ich ihren Namen, und die Menschen wichen aus, um mich durchzulassen – eine Verrückte.
Ich rannte auf den Friedhof nahe beim Clissold-Park, denn wenn jemand ein Kind verschleppen und ihm etwas antun wollte, wäre dies der geeignete Ort. Dornenranken rissen an meinen Kleidern. Ich stolperte über alte Grabsteine, ich sah Paare, Gruppen von Teenagern, aber keine Kinder. Ich rief und schrie und wußte, daß es nutzlos war, denn der Friedhof war riesig und voller versteckter Winkel, und selbst wenn Elsie sich hier aufhielt, hatte ich keine Chance, sie zu finden.
Also ging ich nach Hause, und die Hoffnung, daß sie dort auf mich wartete, ließ meine Knie weich werden. Aber sie war nicht da. Sophie wartete mit ängstlichem, fassungslosem Gesicht auf mich. Und zwei Polizisten. Einer von ihnen, eine Beamtin, telefonierte gerade. Völlig außer Atem berichtete ich, was geschehen war – daß die Frau im Park nicht meine Schwester gewesen war –, aber Sophie hatte ihnen bereits berichtet, was sie wußte.
»Ich bin schuld«, sagte sie gerade, und ich hörte Hysterie in ihrer sonst sachlichen Stimme, »nur ich bin schuld.«
»Nein«, antwortete ich müde, »wie hättest du das wissen können?«
»Elsie schien sich so zu freuen, mit ihr zu gehen. Ich verstehe das gar nicht. Sie redet sonst nicht so einfach mit Fremden.«
»Das war keine Fremde.«
Nein, ich hatte kein Foto von Elsie. Zumindest nicht hier. Und als ich zu einer detaillierten Beschreibung meiner Tochter ansetzte, klingelte es. Ich rannte wieder die Treppe hinunter und öffnete die Tür. Meine Augen wanderten vom lächelnden Gesicht eines weiteren uniformierten Polizisten zu einem kleinen Mädchen in blauem Mantel, das den Rest von einem Orangeneis am Stiel lutschte. Ich sank auf die Knie, und einen Moment lang dachte ich, ich müßte mich auf die glänzend polierten Schuhe des Polizisten übergeben. Ich schlang meine Arme um Elsies Körper und vergrub mein Gesicht in ihrem rundlichen Bauch.
»Paß auf mein Eis auf«, sagte sie endlich, beunruhigt.
Ich erhob mich und nahm sie auf den Arm. Der Polizist grinste mich an.
»Eine junge Dame hat sie im Park herumspazierend gefunden und mir übergeben«, sagte er. »Und dieses kluge kleine Mädchen wußte seine Adresse.« Er faßte Elsie am Kinn.
»Passen Sie das nächste Mal besser auf sie auf«, sagte er. Dann entdeckte er die beiden anderen Polizeibeamten, die gerade die Treppe herunterkamen. »Das kleine Mädchen war weggelaufen.« Die Beamten nickten einander zu. Die Beamtin ging an mir vorbei und begann, etwas in ihr Funkgerät zu sprechen. Der andere
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