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Ein sicheres Haus

Titel: Ein sicheres Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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derzeitige Wohnung buchstäblich auf ihren Schulhof hinausging.
    Mein Magen verkrampfte sich, als Elsie in einem neuen gelben Kleid, das Haar glatt nach hinten gekämmt und mit einem Band zusammengehalten, mit mir die Straße zur Schule überquerte.
    Ich sah kleine Kinder ankommen und sich begrüßen. Wie sollte Elsie hier zurechtkommen? Wir gingen ins Büro, und eine Frau in mittleren Jahren lächelte Elsie an. Elsie starrte die ältere Frau an. Sie führte uns in die Vorschulklasse in einem Anbau. Die Lehrerin war eine junge Frau mit dunklem Haar und einer ruhigen Art, um die ich sie sofort beneidete. Sie kam unverzüglich auf uns zu und umarmte Elsie.
    »Hallo, Elsie. Möchtest du, daß deine Mummy noch ein bißchen bei uns bleibt?«
    »Nein, möchte ich nicht«, sagte Elsie mit düsterer Miene.
    »Na, dann nimm sie zum Abschied fest in die Arme.«
    Ich hielt sie und spürte ihre kleinen Hände in meinem Nacken.
    »Alles in Ordnung?« fragte ich.
    Sie nickte.
    »Elsie, warum sind die Blätter rund?«
    Sie lächelte.

    » Wir hatten runde Blätter an der Tür.«
    »Wann?«
    »Für den Weihnachtsmann.«
    Runde Blätter. Sie meinte eine Girlande. Ich konnte nicht sprechen. Ich küßte sie auf die Stirn und rannte aus dem Klassenzimmer und den Gang hinunter. Ein Notfall, rief ich einer mißbilligend dreinschauenden Lehrerin zu. Ich sprintete über die Straße, rannte die Treppe zur Wohnung hinauf. Ich hatte Schmerzen in der Brust und einen üblen Geschmack im Mund. Ich war nicht fit. Das meiste unserer Sachen war eingelagert, aber ich hatte zwei Kartons mit Büchern von Elsie.
    Ich kippte einen davon auf dem Fußboden aus und kramte darin herum. Es war nicht da. Ich kippte den anderen um. Da. Die zwölf Tage des Weihnachtsbilderbuchs. Ich nahm es mit ins Schlafzimmer und setzte mich an den Schreibtisch. Das war es.
    Die Schwäne schwammen. Die fünf goldenen Ringe. Die Trommler trommelten. Und ein Rebhuhn in einem Birnbaum.
    Aber was war mit dem Glas Milch? Ich blätterte das Buch durch und fragte mich, ob ich vielleicht irgendwie auf der falschen Spur war. Nein. Ich mußte fast lächeln. Acht Mädchen beim Melken. Also ein verfälschter Verweis auf ein Weihnachtslied.
    Was sollte das?
    Ich schrieb sie in der Reihenfolge auf, in der Elsie sie gesehen hatte: acht Mägde beim Melken, neun Trommler beim Trommeln, ein Rebhuhn in einem Birnbaum, wieder neun trommelnde Trommler, fünf goldene Ringe, sieben schwimmende Schwäne. Ich starrte auf die Liste, und dann schienen die Gegenstände auf einmal zu verschwimmen, und die Zahlen schwebten frei im Raum. Acht, neun, eins, neun, fünf, sieben. Eine vertraute Zahl. Ich griff nach dem Telefon und wählte. Nichts. Natürlich. Ich rief die Auskunft an und ließ mir die Vorwahl von Otley geben. Dann wählte ich erneut. Es kam kein Freizeichen, sondern ein durchgehender Ton. War es abgestellt worden, als ich auszog? Verwirrt rief ich Rupert beim CID Stamford an.
    »Das war Gedankenübertragung. Eben wollte ich Sie anrufen«, waren seine ersten Worte.
    »Ich wollte Ihnen sagen …« Ich geriet unvermittelt ins Stocken.
    »Warum?«
    »Niemand ist verletzt worden, keine Sorge, aber ich fürchte, es hat ein Feuer gegeben. Ihr Haus ist letzte Nacht abgebrannt.«
    Ich konnte nicht sprechen. »Sind Sie noch da, Sam?«
    »Ja. Wie? Was ist passiert?«
    »Ich weiß es nicht. Aber es ist so trocken und heiß. Es hat eine ganze Serie von Bränden gegeben. Könnte irgendein elektrischer Defekt gewesen sein. Wir werden es uns genau ansehen und bald Bescheid wissen.«
    »Ja.«
    »Komisch, daß Sie gerade jetzt anrufen. Wollten Sie mir irgend etwas mitteilen?«
    Ich dachte an Elsies Worte gestern abend vor dem Einschlafen.
    »Mummy ist in Mummys Bett. Und Elsie ist in Mummys Armen. Und ihre Augen sind zu.« Schliefen wir und waren in Sicherheit, oder waren wir tot und kalt wie die zwei Leichenpaare, die X schon gesehen hatte? Leo und Liz Mackenzie. Danny und Finn, im Tod vereint.
    »Eigentlich nichts«, sagte ich. »Ich wollte nur hören, wie es so läuft.«
    »Es geht voran«, sagte er.
    Ich glaubte ihm nicht.

    40. KAPITEL
    Mark, der junge Immobilienmakler, rief mich am späteren Nachmittag an.
    »Ich hoffe, Sie haben ein Alibi«, sagte er munter.
    »Was?«
    »Na, Sie haben doch gesagt, daß Sie Feuer mögen.«
    »Also, hören Sie mal …«
    »Kleiner Scherz, Dr. Laschen. Es ist nichts passiert.«
    »Mein Haus ist abgebrannt.«
    »Niemand ist zu Schaden gekommen, das ist die Hauptsache.
    Aber

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