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Ein sicheres Haus

Titel: Ein sicheres Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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entfernt, und er sprach im Flüsterton. »Sie sind eine unmögliche Frau. Sie sind arrogant. Sie sind tüchtig. Sie können sehr hart zu uns anderen sein. Aber Sie haben sie, wissen Sie, diese menschliche Qualität.«
    Ich sagte nichts. Michael hob die Hand und berührte mit einem Finger ganz leicht mein Haar. Würde er mich küssen, hier draußen, nur wenige Meter von Danny entfernt? Was würde ich dann tun? In weniger als einer Sekunde stellte ich mir vor, ein Verhältnis mit Michael zu haben, wir beide nackt zusammen, und dann all die Konflikte, Qualen, Betrügereien. Auf freundschaftliche, schwesterliche Art nahm ich seine Hand.
    »Danke für das Kompliment, Michael, auch wenn Sie sich irren. Kommen Sie herein, und trinken Sie etwas. Grog oder was euch Seglern so schmeckt.«
    Er lächelte und schüttelte den Kopf.
    »Ich muß nach Hause und aus diesen Sachen raus. Gute Nacht, kluge Frau.«
    Ich ging mit diesem warmen Gefühl ins Haus, das sich nur einstellt, wenn einem jemand sehr geschmeichelt hat. Als ich die Tür zum Wohnzimmer aufstieß, wandten sich mir drei Köpfe, drei Gesichter zu. Danny mit einem leichten ironischen Lächeln.
    Nahm er mir etwas übel? Elsies Gesicht glühte, als habe sie ein Feuer in sich. Finn räkelte sich ein wenig wie eine Katze, die sich an meinem Herdfeuer breitgemacht hatte und aus einem langen Schlaf erwachte. Ich spürte tief im Innern eine leise Unruhe.
    »Schau doch, Mummy«, sagte Elsie, als sei ich die ganze Zeit dagewesen.
    »Unglaublich. Was ist das?«
    »Ein Geheimnis. Rate mal.«
    »Ein Haus.«
    »Nein.«
    »Ein Boot.«
    »Nein.«
    »Ein Zoo.«
    »Es ist kein Zoo. Es ist ein Geheimnis.«
    »So, und wie war dein Tag?«
    »Ich war mit Dan und Fing draußen.«
    Erwartungsvoll sah ich die anderen an.
    »Wir haben eine Sandburg gebaut«, sagte Finn. »Mit Steinen und Büchsen.«
    »Danke, Finn«, sagte ich. Ich ging hinüber zu dem mürrischen Danny, setzte mich auf die Armlehne des Sessels und küßte ihn auf den Kopf. »Danke, Danny.«
    »Ich fahre morgen in die Stadt«, sagte Danny.
    »Arbeit?«
    »Nein.«
    Es war ein peinlicher Moment, da Finn und Elsie sich direkt neben uns befanden.
    »Ist alles in Ordnung?« murmelte ich.
    »Warum sollte es nicht?« antwortete Danny in einem Tonfall, den ich schwer deuten konnte.
    »Nur so«, sagte ich.

    Ein etwas peinliches Schweigen folgte, und ich sah, daß Finn und Elsie lächelnd Blicke tauschten.
    »Was ist los?« fragte ich.
    »Fragen Sie Elsie, was an der Tür hängt«, sagte Finn.
    »Was hängt an der Tür von deinem sicheren Haus, Elsie?«
    In ihrer Aufregung sah Elsie aus wie ein Ballon, den man zu fest aufgeblasen hat und der, wenn man ihn losläßt, unkontrolliert im Zimmer herumfliegt.
    »An der Tür hängt ein Spaten«, sagte sie.
    »Und fragen Sie Elsie, was auf der Fußmatte ist.«
    »Was ist auf der Fußmatte, Elsie?«
    »Eine Sandburg«, kreischte Elsie.
    »Eine Sandburg auf der Fußmatte? Das ist ja komisch.«
    »Und fragen Sie Elsie, was in Mummys Bett liegt.«
    »Was liegt in Mummys Bett?«
    »Ein dicker Kuß.« Elsie kam zu mir gerannt und schlang die Arme um mich. Der leichte Druck auf meinen Schultern brachte mich fast zum Weinen. Über Elsies Schulter hinweg hauchte ich Finn ein Danke zu.
    Elsie wollte, daß Finn sie ins Bett brachte. Ich wollte mich nicht ausschließen lassen und bestand darauf mitzukommen.
    Und dann wurde sie eigensinnig, und ich trug sie gegen ihren Willen die Treppe hinauf und versprach ihr, Finn würde kommen und ihr einen Gutenachtkuß geben und eine Geschichte erzählen. Nachdem ich mich aus dem nassen Anzug geschält und Jeans und T-Shirt angezogen hatte, ließ ich Elsie die Zähne putzen und las ihr dann ziemlich mürrisch aus einem Buch mit Zungenbrechern vor.
    »Kann Fing jetzt kommen?«
    »Gib mir erst einen Gutenachtkuß.«
    Mit einem Seufzer spitzte sie die Lippen zum Kuß, und dann wurde ich nach unten entlassen, um Finn zu holen. Finn schlüpfte an mir vorbei, um ihre Verabredung mit der Missetäterin einzuhalten. Danny saß noch immer im Sessel, aber ich sah, daß er eine frische Flasche Bier vor sich stehen hatte.
    Ich bemerkte drei leere Flaschen auf dem Boden neben dem Sessel.
    »Gib mir einen Schluck«, sagte ich, und er reichte mir die Flasche.
    »Was ist los?«
    »Es ist Zeit, daß ich wieder nach London fahre, das ist alles.«
    »In Ordnung.«
    Ein Schweigen folgte, das nicht angenehm war. Ich saß auf dem Boden zu seinen Füßen, lehnte mich an ihn, fühlte seine Knie

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